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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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den Weg und fuhr ohne zu zögern aus der Stadt hinaus. Wir folgten ihm durch einen Ort, der Jesú hieß und danach in Richtung Santa Eulalia. Es war noch zu früh für dichten Verkehr, die Touristen schliefen lange, Ibiza lebte nachts. Wir sahen noch mehr Pandas und andere kleine, alte Autos. Große Wagen machten wenig Sinn auf einer Insel, die kaum fünfzig Kilometer lang war, und schon gar nicht in den engen Sträßchen der Stadt und der Zitadelle.
    Ehe wir uns versahen, bog Peter in die Richtung eines Dorfes ab, das Cala Llonga hieß. Dort gab es eine Bucht mit Strand, den üblichen Freizeitangeboten sowie Geschäften und geschlossenen Diskotheken darum herum, doch Peter nahm den Weg in die Hügel oberhalb der Bucht und fuhr durch stille Alleen mit weißen Villen inmitten von Tannen, Gärten, Swimming-Pools, weißen Zäunen und Mauern, bog mal links, mal rechts ab. Hier herrschte überhaupt kein Verkehr mehr und es wurde schwierig, ihnen unauffällig zu folgen.
    Schließlich verringerte Peter die Geschwindigkeit und bog rechts ab. Nel hielt sich weit hinter ihm und raste hinterher. Gerade noch rechtzeitig sah sie das Einbahnstraßenschild, fuhr geradeaus weiter und hielt kurz dahinter. Ich stieg aus und eilte zurück.
    Es war eine kurze, ruhige Sackgasse mit drei oder vier Villen auf beiden Seiten. Der Panda stand am Ende vor der Rückseite einer Villa, von der ich von meiner Position aus nur eine weiße Mauer mit einem Torbogen und einem Garagentor erkennen konnte, umgeben von üppig blühenden, rosafarbenen Geranien, Oleander und Bougainvilleen.
    Niemand kam heraus. Offensichtlich wohnte Amrita hier allein, jedenfalls im Augenblick. Ich sah nicht viel mehr als die schneeweiße Mauer, aber es musste eine teure Villa sein, hoch über der Bucht, mit einer herrlichen Aussicht und wahrscheinlich einem Swimming-Pool auf der anderen Seite.
    Amrita stieg aus und schloss das Garagentor auf. Peter fuhr den Panda hinein. Man konnte offenbar von der Garage aus ins Haus gelangen, denn Amrita machte das Tor zu, und ich blickte nur noch auf geschlossene Türen und eine undurchdringliche Mauer und sonst nichts.
    Ich ging zurück. »Es ist noch zu früh, um uns zu betrinken«, sagte ich. »Und wir können erst morgen früh wieder zurück.«
    Wir standen jeder auf einer Seite des Renaults und blickten uns über das Dach hinweg an. »Wolltest du zurückfahren, ohne Peter auf den Zahn zu fühlen?«, fragte Nel.
    »Dafür brauchen wir nicht länger als eine halbe Stunde.«
    Nel trommelte mit den Fingernägeln auf den Lack. »Warum ist er nicht hierher geflogen?«
    »Mit dem Schiff ist es sicherer, man wird nicht registriert. Dein Name wird auf dem Ticket eingetragen und nirgendwo sonst. Um diese Jahreszeit braucht man noch nicht einmal vorher zu buchen. Außerdem hat Amrita wahrscheinlich auf ihren Namen für ihn reserviert. Hast du jemanden die Pässe kontrollieren sehen? Ich an seiner Stelle hätte auch die Fähre genommen.«
    »Hier ist doch was durch und durch faul«, sagte Nel.
    »Ach was, der Mann hat genug von den Niederlanden und vor allem von seiner mordlüsternen Frau«, antwortete ich, in dem Versuch, eine plausible Erklärung zu finden. »Er verkauft den Laden und gibt wahrscheinlich Ingrid etwas vom Erlös ab. Er hat eine gute Tat für Ingrid getan, und Ingrid hat Tommy. Das ist alles, was sie wollte. Möglicherweise ist es eine unangenehme Vorstellung für Peter, Nacht für Nacht neben einer Mörderin im Bett zu liegen. Er hat den Kontakt zu seiner heimlichen Geliebten in Ibiza aufrechterhalten; vor kurzem hat er ihr noch Geld überwiesen. Jetzt will er hier in aller Ruhe an seinem historischen Roman über Witte van Hunsate arbeiten, in der restlichen Zeit sein Elixier genießen und im Großen und Ganzen versuchen, alt und glücklich zu werden. Was soll daran faul sein?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Ich grinste sie an. »Da spricht doch hoffentlich nicht dein weiblicher Instinkt?«
    Sie schaute mich pikiert an. »Was ist denn daran so schlimm?«
    »Nichts, ich habe nur gedacht, du seist zu groningisch für übersinnliche Diffusitäten.«
    Nel zuckte mit den Schultern und antwortete nüchtern: »Wir sollten dieses Haus eine Weile lang observieren.«
    Wir fanden einen Beobachtungspunkt auf einem höher gelegenen, etwas vorspringenden Hügelabschnitt, auf einem ziemlich verwilderten Grundstück von etwa tausend Quadratmetern, umgeben von rostigem Drahtzaun. Ein Schild verwies auf einen Makler in Santa Eulalia. Tannen

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