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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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und Boden bleibe ich stehen, wo ich will!« Der Brigadier ging ruhig auf ihn zu. »Wie war noch Ihr Name, sagten Sie?«
    »Harm Bokhof. Ich wohne dahinten.« Mit einem wütenden Kopfnicken wies Bokhof zu seinem Hof hinüber.
    »Schön, Meneer Bokhof. Wenn Sie auch nur einen Schritt hinter diese Absperrung machen, legen wir Ihnen Handschellen an und nehmen Sie mit aufs Präsidium.« Der Brigadier hob das Band hoch, bückte sich darunter hindurch und richtete sich auf der anderen Seite wieder auf. »Wir kommen gleich bei Ihnen vorbei, Meneer Bokhof, da können Sie ganz sicher sein.«
    »Ich darf doch aber wohl erfahren, was passiert ist?«
    »Später. Jetzt dürfen Sie erst mal nach Hause gehen.«
    Einen Augenblick lang standen sie einander gegenüber, während der Spa die Einfahrt hinunter geschlendert kam. Schließlich drehte Bokhof sich um und stieg den Deich wieder hinauf. Ein Kleinbus der Spurensicherung traf ein, und zwei Männer und eine Frau eilten mit kleinen Koffern und Kameras bewaffnet zum Heuschober.
    Bokhof trat frustriert beiseite und kam nach kurzem Zögern zu mir hinüber. »Weißt du, was passiert ist?«
    Warum duzte er mich plötzlich? »Ihre Mieterin ist heute Nacht ermordet worden.«
    »Was? O mein Gott!« Bokhof biss sich auf die Lippen, das Blut stieg ihm zu Kopfe und er wandte sein Gesicht ab in Richtung Fluss. Ich konnte nicht ausmachen, ob sein Erschrecken echt oder gespielt war. Menschen konnten aus den unterschiedlichsten Gründen schuldbewusst aussehen, selbst wenn sie vollkommen unschuldig waren. Vielleicht wirkte Bokhof deshalb schuldig, weil ihm natürlich sofort klar war, dass der Verdacht automatisch auf ihn fallen würde.
    »Wer hat das getan? Oder weiß man das noch nicht?« Seine Stimme zitterte ein wenig und er geriet in Verwirrung. »Wer konnte denn nur auf die Idee kommen, diese gute Seele zu ermorden?«
    »Das dürfen Sie nicht mich fragen.«
    Bokhof holte tief Luft und wies mit einem Kopfnicken zum Heuschober hinüber. »Und was ist mit ihrem Kind? Ist das noch drin?«
    »Tommy ist bei Mevrouw Brack.«
    Sein Blick suchte in der Ferne Ingrids Haus. »Die wird ihn bestimmt behalten wollen. Kommen die später auch noch zu dir?«
    »Die Polizei? Ich denke schon. Alle Nachbarn gehören zum Kreis der Verdächtigen. Der eine mehr, der andere weniger.«
    Er verstand haargenau, was ich meinte. Seine Augen verengten sich, er brachte sein Gesicht unangenehm dicht vor meines und zischte: »Dann sollten die Nachbarn sich vielleicht untereinander ein bisschen helfen.«
    »Hatten Sie eine bestimmte Art der Nachbarschaftshilfe im Auge?«, fragte ich nach einer kurzen Pause.
    Bokhof zögerte keine Sekunde. »Die brauchen nicht unbedingt zu wissen, dass ich auf der Party ein bisschen Ärger mit ihr hatte. Oder dass du später knutschend mit ihr auf dem Deich gestanden hast und anschließend mit ihr reingegangen bist.«
    Perplex starrte ich ihn an und dachte gleichzeitig, dass Jennifers Angst vor ihm also durchaus berechtigt gewesen war.
    Bokhof hatte sich an jenem Abend tatsächlich in der Nähe verborgen gehalten, entweder um ihr die Abfuhr heimzuzahlen oder um sich doch noch an ihr zu vergreifen. Wahrscheinlich begriff er noch nicht einmal, dass er das hiermit implizit zugab und sich dadurch noch verdächtiger machte.
    Mir wurde rechtzeitig klar, dass ich überhaupt keine Lust auf ein Streitgespräch mit Bokhof hatte. Ich zählte bis fünf und sagte: »Vielen Dank für das Angebot, aber Sie brauchen mich nicht zu schonen.« Ich grinste ihn an und ließ ihn stehen.
     
    Ich saß gerade an meinem Schreibtisch, als ich den Kriminalbeamten in Zivil zusammen mit einem uniformierten Polizisten ums Haus kommen sah. Ich wartete, bis er an die Glasscheibe klopfte, bevor ich aufstand und die Schiebetür öffnete. Er stellte sich als Marcus Kemming von der Kripo Geldermalsen vor.
    »Sie sind der Spa, nehme ich an? Brigadier oder Inspec teur?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ach ja, mein Kollege hat mir erzählt, dass Sie ein ehemaliger Polizist sind. Ich bin Brigadier. Das hier ist der Kollege Kapman. Dürfen wir hereinkommen?«
    Wir begrüßten uns mit einem flüchtigen Händedruck. Sie gingen hinauf in die Wohnzimmerebene, und ich lud sie mit einer Handbewegung ein, auf der Eckbank Platz zu nehmen, doch sie blieben stehen. Kemming war ein hagerer Mann, dessen gebeugte Schultern den Eindruck vermittelten, als sei er beim Wachsen in eine zu kurze Gussform gepresst worden. Sein grauer Haarschopf ließ

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