Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
bediente.«
    »Das ist sicher nicht nötig, wenn der andere Kripobeamte ihre Aussage schon zu Protokoll genommen hat«, sagte ich.
    Lammers nickte und ging rasch hinüber an die Rezeption. Kurz darauf kam er mit einem Ausdruck zurück. »Wir haben nur die Daten von Zimmer Nummer 413 ausgewählt und ausgedruckt«, sagte er. »Wegen des Datenschutzes …«
    Ich warf einen Blick auf das Blatt Papier, faltete es in der Mitte und dankte ihm. »Ich glaube, das genügt uns für den Augenblick«, sagte ich. »Wahrscheinlich brauchen wir Sie nicht noch einmal zu belästigen.«
    Wir gaben Lammers die Hand, und er verschwand rasch in seinen Büroräumen. Ich ging mit Nel zum Restaurant auf der anderen Seite der Eingangshalle. »Es ist noch zu früh zum essen«, wandte sie ein.
    »Wir trinken einen Aperitif und warten, bis die Hauptverkehrszeit vorbei ist.«
    Wir bestellten zwei Campari-Soda. Draußen herrschte sommerliche Hitze. Die Linden neben dem Hotel ließen die Blätter hängen. In der Ferne strömte der Verkehr hinter den schalldichten Fenstern aus der Stadt hinaus, wie in einem Stummfilm.
    Das Hotelrestaurant hatte eine Klimaanlage. Die Zeit verstrich.
    »Erzählst du’s mir jetzt endlich?«, fragte Nel.
    »Hast du ein Telefon dabei?«
    Nel grub in ihrer Tasche und gab mir einen winzigen Apparat. Ich schaute auf die Uhr, dachte an dorfpolizeiliche Dienstpläne und wählte Kemmings Privatnummer. Der Spa war nicht bereit, sich am Busen seiner Familie über Autopsieberichte zu äußern, und ließ mich warten, während er an einen anderen Apparat ging, um die Seelen der zartbesaiteten Brigadierskinder zu schonen.
    »Ich brauche nur den genauen Todeszeitpunkt zu wissen«, sagte ich entschuldigend, als er sich wieder meldete.
    »Ach so. Der liegt zwischen halb zwölf und Viertel vor zwölf.«
    Ich schwieg für einen Moment. »Sitzt Brack noch bei euch ein?«, fragte ich dann.
    »Er wird morgen dem Richter vorgeführt. Er berät sich mit seinem Rechtsanwalt.«
    »Hat seine Frau Kontakt zu ihm aufgenommen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Wieso?«
    »Könntest du die Vorführung verschieben?«
    Kemming reagierte ziemlich untypisch: »Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?«
    »Möglicherweise haben wir den Falschen erwischt.«
    »Wer, wir? Ich würde das Weitere wirklich der Polizei überlassen.«
    »Das ist kein Witz. Bist du morgen in der Dienststelle?«
    Kemming knurrte bestätigend und unterbrach die Verbindung.
    Ich schaute Nel an. »Der Spa ist sauer. Jennifer wurde spätestens um Viertel vor zwölf ermordet.« Ich gab ihr das Blatt.
    Nel genügte ein kurzer Blick darauf. »Wie kann die Polizei das übersehen haben?«
    »Der genaue Todeszeitpunkt war noch nicht bekannt, als das Hotel überprüft würde. Danach hat Peter Brack ein Geständnis abgelegt, und niemand brauchte mehr genau hinzuschauen. Irgendjemand hätte es bei der Zusammenstellung der Akte schon festgestellt, aber im Moment gibt es ein Kommunikationsproblem zwischen Stadt und Land.«
    »Aber wer hat Jennifer dann ermordet?«
    Ich wartete einen Augenblick. »Ingrid.«
    Nel schaute mich stirnrunzelnd an und nickte langsam. Noch sparte sie sich einen Kommentar.
    Ich trank einen Schluck Campari, und Nel strich den Ausdruck auf dem Tisch glatt. »Was hat Brack in Amsterdam gemacht?«
    »Er hatte Termine mit seinem Herausgeber, Ben Meiling. Sie sind in der Stadt essen gegangen, und Peter hat mich angerufen und gebeten, seiner Frau zu sagen, dass es spät werden könne und er im Hotel übernachten würde.«
    »Ziemlich merkwürdig.«
    »Das fand ich damals auch. Aber der Stecker ihres Telefons war herausgezogen, ich habe ihn selbst wieder eingesteckt.«
    CyberNel schaute mich mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck an. »Wollen wir Meiling noch auf den Zahn fühlen?«, fragte sie neutral.
    »Nur, wenn wir es auf einen Riesenkrach mit der Leitstelle und den Jungs vom organisierten Verbrechen ankommen lassen wollen. Meiling steckt hinter Calluna, und sogar der Nachrichtendienst ist daran interessiert, eine eventuelle Deckadresse für ausländische Mafiamitglieder zu überwachen, und kann es nicht gebrauchen, dass wir schlafende Hunde wecken.«
    Nel schüttete noch ein wenig Sodawasser in ihr Glas und beobachtete die aufsteigenden Bläschen. »Peter bleibt in Amsterdam. Er reserviert telefonisch und trifft um 23.12 Uhr in Zimmer 413 ein. Um 23.47 Uhr verlässt er es wieder und kommt drei Stunden später, um 02.53 Uhr, wieder zurück. Am nächsten Morgen um 08.46 Uhr

Weitere Kostenlose Bücher