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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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urteilte Louise, als könnten wir schon mal den Champagner aufmachen. Sie sah in unsere Gesichter. »Oder?«
    Wieder schwieg Thomas dazu. Ich beschloss, dem leiblichen Vater in Kürze eine gesalzene Rechnung zu schicken. »Selbst wenn er rasch ein Urteil fällt, muss dieses Ingrid bekannt gegeben werden, und dazu muss sie erreichbar sein. Ingrid ist nicht illegal abwesend, sie ist einfach abwesend. Die Polizei gibt keinen Fahndungsbefehl heraus, solange nichts auf eine böse oder kriminelle Absicht hinweist. Man wird Verständnis dafür haben, dass Ingrid sich nach all der Aufregung und der Verhaftung ihres Ehemannes für eine Weile mit ihrem Pflegekind zurückziehen will, um zur Ruhe zu kommen. Wenn sie klug ist, schickt sie dem Jugendamt sogar eine kurze Nachricht, in der sie es ihnen erklärt, und dann kann sie wochenlang wegbleiben, ohne dass ihr jemand etwas anhaben kann.«
    »Und verschleppt in der Zeit Tommy auf die andere Seite der Erde!«, rief Louise.
    Ich folgte Niessens Blick auf seine Verlobte und fragte mich, ob ihm das etwas ausmachen würde. Er schien meine negativen Gedanken zu erraten, nickte Louise beschwichtigend zu und wurde sachlich. »Wir nehmen noch heute Kontakt mit dem Gericht in Arnheim und mit dem Jugendamt auf. Die Polizei kann vielleicht keinen Fahndungsbefehl rausschicken, aber wir können ihnen auf jeden Fall schon einmal mitteilen, wie wir die Sache sehen. Einstweilen hoffe ich, dass sich Max bereit erklärt, Ingrid zu suchen.«
    Beide schauten mich hoffnungsvoll an.
    Ich hatte sowieso schon lange vor, Ingrid nachzujagen, aber dafür bezahlt zu werden, war natürlich noch besser.

 

15
     
     
     
    CyberNel stand mit ihrer Technotasche schon unten an der Straße, sodass ich nicht stundenlang auf dem Nieuwezijds Voorburgwal nach einem Parkplatz zu suchen brauchte.
    Heute hatte sie nichts Ungeschicktes oder Unsicheres an sich. Sie warf ihre Tasche auf die Rückbank und stieg neben mir ein. Sie gab mir keinen Kuss, sondern tätschelte mir nur freundlich die Hand. »Das Aufspüren verschwundener Frauen passt zu älteren Detektiven«, sagte sie.
    »Im Ernst?«
    »Bist du sicher, dass du mich dafür brauchst?«
    »Fühlst du dich zu jung dazu oder hast du keine Zeit?«
    Nel lächelte. Ihre Sommersprossen tanzten mit. »Das Bankgremium berät sich noch. Eddie kümmert sich darum. Wo liegt das Problem?«
    Ich fuhr in Richtung stadtauswärts. »Möglicherweise haben wir die falsche Person hinter Gitter gebracht.«
    »Aber Peter hat doch gestanden?«
    Ich dachte an die erste Reaktion des Spa: Ein Geständnis will noch nicht viel heißen. »Stimmt. Und man hat auch die Mordwaffe gefunden. Alles passt zusammen.« Während ich ihr von meinen Vermutungen und meinen wenigen konkreten Hinweisen berichtete, erinnerte ich mich plötzlich an die sklavische Anbetung, mit der Peter auf Ingrids Geburtstag seine Frau angeschaut hatte.
    Nel sagte: »Das Hotel, in dem er gewohnt hat, ist doch dieser Riesenkasten an der Amstel, an dem wir vorbeikommen?«
    »Stimmt.«
    »Ich würde mir gern mal anschauen, wie das Kommen und Gehen der Gäste registriert wird.«
    »Ich dachte, du müsstest das doch am besten wissen.«
    »Und ich dachte, dass du den Dingen gerne auf den Grund gehst.«
    »Ich will mich nicht mit dir streiten.«
    Sie nickte zustimmend. »Wir sollten lieber was unternehmen.«
    Wir erreichten die Utrechtsebrug, und ich bog ab, um drunter durch zu fahren. Nel fragte: »Du hast deinen Meulendijkausweis doch noch?«
    »Ja, aber ich bezweifle, dass er ihn nächstes Jahr verlängert.«
    Sie stimmte in mein Lachen ein und sagte: »Das Prinzip ist mir natürlich klar. Wenn du eincheckst, wird eine Blankoschlüsselkarte in einen Scanner gesteckt. Deine Daten werden in den Computer eingegeben, und der stanzt oder druckt einen Schlosscode in die Karte. Dieser Code gilt nur für eine gewisse Zeit, nämlich, solange du im Hotel wohnst. Du brauchst die Karte bei deiner Abreise noch nicht einmal an der Rezeption abzugeben und es ist auch nicht schlimm, wenn du sie verlierst. Der nächste Gast bekommt eine neue Karte und einen neuen Code.«
    »Diesen Part verstehe ich. Mehr oder weniger.«
    Sie schaute mich mitleidig von der Seite an. »Der Rest ist auch einfach. Du glaubst doch nicht, dass das Personal an der Rezeption jedes Mal in den Aufzug hechtet und durch die Gänge flitzt, um den neuen Code im Türschloss einzugeben?«
    »In Frankreich würde das Hotelpersonal deswegen sofort in Streik treten«, gab ich zu.

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