Inhuman Fynomenon (Roman)
schlagen sie sich durchs Dickicht. Dicht bewachsene und freiere Gebiete wechseln sich ab. Allmählich wird der Wald heller und die Pflanzen niedriger. Sie stehen an einer Lichtung.
„Sind wir Zu Hause?“, fragt Keylan noch immer zugedröhnt von Fyns „Aufputschbiss“.
„Boah, Bruder ich brauch 'ne Brille,... alles is' so verschwommennn...“
Dann bricht Keylan zusammen. Fyn horcht besorgt sein Herz ab und versucht ihm mithilfe von breiten Blättern Wasser einzuflößen.
„Na dann ruh' dich aus“, spricht er leise zu seinem weggetretenen Kumpel, der nuschelnd sein weiches Grasbett besabbert. Fyn begutachtet genauer die Umgebung. Klares Wasser steht in einem See, in den idyllisch ein kleiner Wasserfall rauscht. Gleißendes Licht der Sonne spiegelt sich in dem einladenden Dschungelbad. Der Wasserfall kommt von einem Felsen herab, der nahezu komplett von dem See umschlossen wird.
Über dem Felsen geht es weiter nach oben, wie bei einer überdimensionalen grünen Stiege, über die ein malerischer Bach hinwegplätschert: Eine Natur-Treppe auf einem großen Berg, der im undurchdringlichen Grün versinkt. Fyn geht ein wenig um den Felsen herum, bleibt aber in Sichtweite zu Keylan. Fyn bemerkt, dass Pfiffe von Vögeln aus der fallenden Strömung herausschallen.
„Kann es sein? Folge dem Licht, Licht - wie im Traum...“, denkt Fyn noch und springt ins grell reflektierende Wasser, wobei er direkt auf den Wasserfall zusteuert.
Fyn schwimmt durch ihn hindurch und kann eine kleinen Höhleneingang erkennen. Sofort krault er zurück zu dem friedlich, lächelnden Keylan und rüttelt an seinem schlummernden Körper:
„Keylan wach auf, ich hab einen guten Platz gefunden. Hey!“
Keylan blickt ihn benebelt an, während Fyn weiter an ihm herumschüttelt:
„Steh auf. Nur noch ein paar Züge, dann kannst du dich ausruhen!“
„Züge? Ich versteh' nur Bahnhof!“
„Aufstehen du bekiffter Klotz!“
Fyn hievt Keylan hoch und wirft ihn ohne Vorwarnung ins kalte Wasser. Hustend steigt Keylan nach oben:
„Bist du übergeschnappt?“, schimpft er.
„Wir haben echt größere Probleme als meinen Körpergeruch!“
„Ich will dich nicht baden, ich will dich retten, verdammt!“
Entrüstet versucht Keylan wieder klar zu werden. Nun stürzt sich auch Fyn zu ihm ins Nass.
„Komm endlich!“, schimpft Fyn und zerrt den mosernden Keylan ein Stück mit. Sie rudern unter dem Wasserfall hindurch. Vor ihnen tut sich ein grüner Vorhang auf, Kletterpflanzen verdecken großzügig den Eingang zu diesem perfekten Versteck. Sie schwimmen durch die Pflanzen und vor ihnen liegt nun ein glitschiges Hindernis:
eine schlammige, steinerne Rampe, die direkt in den sicheren Bauch des Felsens führt. Fyn hat es geschafft, sich an einem der herausstehenden Steine festzukrallen, aber Keylan tut sich schwer.
„Mach nicht solche Wellen“, alarmiert Fyn seinen kraftlosen Freund:
„Schnell - ich hab grad 'n Zitteraal entdeckt und hungrige Piranhas machen sich auch schon auf den Weg in unsere Richtung.“
„Was?“, panisch kratzt Keylan seine letzten Kraftrestchen zusammen, doch nachdem er mehrere Male verzweifelt abrutscht, streckt ihm Fyn amüsiert seine helfende Hand entgegen. In Windeseile überwinden sie ihr erstes rutschiges Hindernis.
„War nur 'n Scherz - das mit den Aalen und Piranhas“, grinst Fyn.
„Wahnsinnig lustig! Du bist wohl eher der Prototyp für den nervigsten Komiker, der seine Opfer mit Herzinfarkten zur Strecke bringen soll!“
„Was regst du dich auf? Du bist oben! Der Zweck heiligt die Mittel, oder? Hast nicht du mir sogar den Spruch beigebracht?“
Keylan ist nicht nach Scherzen zumute und ignoriert Fyn angesäuert. Wenige Schritte trennen sie von ihrem Ziel. Neben ihrem glitschigen Aufstieg, fließt ein kleiner Bachlauf herunter. Schließlich kommen sie klitschnass in einer Höhle an. In ihr steht ein wunderschöner klarer See. Er wird gespeist von einer kreisrunden Öffnung der steinernen Decke, aus der etliche, dünne Rinnsale herabtröpfeln.
Fyn und Keylan begutachten ihren Unterschlupf genauer. Vom „Tor zum Himmel“ über ihnen, hängen Lianen und Kletterpflanzen herunter. Sonnenlicht fällt verzaubernd in das funkelnde Wasser dieses Höhlensees und lässt seinen steinernen Grund erkennen. Es plätschert beruhigend und beide haben das Gefühl an einem magischen Ort zu sein.
„Du kannst dich ausruhen, Key, da hinten ist eine gute Stelle, die
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