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Initiation

Initiation

Titel: Initiation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Rose
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aufstellten, der Neid stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Hey«, sagte ich. »Ich kann Harry auch alleine mit nach unten nehmen, wenn du mit Jagger runterfahren willst.
    Ihre Augen fingen an zu leuchten. »Echt? Das würde dir nichts ausmachen? Das wäre super!«
    »Na los.« Ich drehte mich zu Harry. »Wir beide kommen schon klar, oder?«
    Er zog eine Schnute. »Mommy?«
    McKenzie beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Stirn. »Mit Cordelia wirst du riesigen Spaß haben. Sie ist cool. Nimm ihre Hand.«
    Ich streckte meine Hand aus. Er packte meine Finger und hielt sie ganz fest. Er war so winzig – ein kleiner Mensch. Aus heiterem Himmel, überkam mich ein Gefühl total ungeeignet zu sein, für ihn die Verantwortung zu übernehmen. Warum hatte ich bloß meine große Klappe aufgerissen? Auf den Pisten waren Vampire unterwegs. Es ging ja nicht nur um das sichere Tubing nach unten, das konnte ich im Schlaf; sondern es ging auch darum sicherzustellen, dass er nicht als Appetithäppchen für irgendjemanden endete. Kein Wunder, dass Jagger diese Gruppe selbst übernommen hatte. Es war die verletzlichste. Sogar noch mehr als die von Faustine. Herrje!
    McKenzie war schon weg, wahrscheinlich war ihr die drohende Gefahr überhaupt nicht bewusst.
    »Cordelia?« wollte Chun wissen. »Können wir los?«
    »Ja. Hör zu Chun, wir sollten alle zusammen eine Tube nehmen und gemeinsam runterrutschen.
    »Warum? Ich wollte eigentlich alleine rutschen.«
    »Es ist sicherer. Ich kann nicht auf euch beide achten, wenn ihr einzeln unterwegs seid, und weil wir nur zu dritt sind, lass uns zusammenbleiben.«
    Wir machten uns zu den Liften auf, ein Tag voll sorglosen Spaßes im Schnee hatte sich plötzlich zu einem Nachmittag verdreht, von der Sorte:
Pass-auf-dass-du-das-menschliche-Kleinkind-von-den-Vampiren-fern-hältst.
Würg.
    Zum Glück hatte ich mir ganz umsonst Sorgen gemacht. Die ganze Sache lief wie am Schnürchen. Ich hätte mich zurücklehnen, die Abfahrt genießen und dabei zuhören sollen, wie Harry vor Vergnügen gluckste und quietschte, statt nach Vampiren zu lauschen.
    »Nochmal, nochmal!«, kreischte Harry, als wir unten angekommen waren.
    Chun und ich lachten. Dieses unwiderstehliche Angebot abzulehnen war einfach unmöglich. Also fuhren wir wieder nach oben. Und noch einmal. Sechs Mal.
    »Vielleicht später«, sagte ich, als Harry seine Forderung zum siebten Mal stellte. »Gehen wir zuerst etwas Essen. Ich wette, du hast Hunger auf einen Hotdog oder einen Hamburger.«
    »Ein Hotdog und ein Stück Maiskolben?« Er hatte eindeutig seine anfängliche Scheu abgelegt.
    »Und Folienkartoffeln!«
    »Mit Butter?«
    Ich wühlte durch seine Haare. »Ja, auch ganz viel Butter. Na komm.« Ich ging zum Chalet, wo McKenzie wartete. Harry war wie der Blitz in ihren Armen.
    »Wo wart ihr denn, Leute? Ich wollte schon einen Suchtrupp losschicken«, sagte sie nicht ganz ernst gemeint, da war ich mir sicher.
    »Wir sind ganz oft hoch und runter gefahren, Mommy. Ich will nochmal, aber ich habe Hunger.«
    »Darauf wette ich. Holen wir dich erst einmal aus den nassen Klamotten.« Sie drückte meine Schulter. »Danke, Cordelia. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
    »Jederzeit wieder. Harry ist super! Vielleicht stellen wir ihn bald mal auf Skier.«
    »Nein!«, sagte Harry. »Ich mag Tubing.«
    »Okay, Kumpel. Dann eben Tubing!«, sagte ich lachend und ging rein, um mich umzuziehen.
    Ich ließ mir unter der Dusche Zeit, ließ mir vom warmen Wasserstrahl die Schultern und den Rücken massieren. Während ich mich anzog, bemerkte ich, dass alles Plaudern im Chalet verstummt zu sein schien. Ich nahm an, dass alle draußen waren und das Essen und das Lagerfeuer genossen. Der Gedanke machte mich hungrig, also föhnte ich schnell meine Haare.
    Als ich auf meinem Weg nach draußen an einer anderen Umkleide vorbeikam, hörte ich jemanden. Ich stoppte und lauschte.
    »
Gib mir den Jungen

    Was sollte das denn heißen? Wer war das? Ich legte mein Ohr an die Tür.
    »
Schrei, und ich töte ihn

    Schluck. Delam.
    Ich konnte McKenzie deutlich flüstern hören. »Bitte lass ihn gehen. Er ist nur ein Kind.«
    »Das werde ich. Ich will nur ein Schlückchen. Sein Blut riecht so gut. Trink doch selbst ein bisschen. Du weißt, dass du es willst.«
    Was zur Hölle sollte ich jetzt tun? Wenn ich die Tür aufmachte, um zu helfen, würde Delam Harry töten. Aber wenn ich nur dastand…
    Ein Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ,

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