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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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machen Sie weiter. Ich kann nicht den ganzen Tag hier rumstehen und mir stinkendes altes Zeug angucken.«
    »Nichts dreht einem den Magen so um wie der Geruch von altem Dung«, sagte Pitt spöttisch.
    Sandecker musterte ihn mit einem säuerlichen Blick. »Auf Scherze können wir verzichten.«
    »Je schneller wir das Ding entwirren«, sagte Yeager drängend, »desto früher kann ich ein Dekodierungsprogramm entwickeln.«
    Straight dehnte die Finger wie ein Klavierspieler, bevor er Franz Liszts Ungarische Rhapsodie Nr. 2 in Angriff nimmt.
    Dann holte er tief Luft und griff langsam in das Kästchen. Ganz vorsichtig schob er eine gekrümmte Sonde unter mehrere Schnüre des
Quipu
und hob sie sachte ein paar Millimeter an.
    »Eins zu null für uns«, sagte er erleichtert. »Obwohl sie seit Jahrhunderten in dem Kästchen liegen, sind die Drähte weder zusammengerostet noch am Holz festgeklebt. Sie lassen sich mühelos lösen.«
    »Scheint so, als hätten sie dem Zahn der Zeit prächtig widerstanden«, stellte Pitt fest.
    Nachdem Straight das
Quipu
von allen Seiten untersucht hatte, griff er mit zwei langen Pinzetten darunter. Er zögerte kurz, als müßte er neuen Mut fassen, und hob das
Quipu
dann von der Unterlage hoch. Niemand sagte ein Wort, alle hielten den Atem an, bis Straight die bunten Schnüre auf einer Glasplatte ablegte.
    Nun nahm er statt der Pinzetten die Zahnarztsonden zur Hand und entwirrte vorsichtig die Schnüre, bis sie allesamt flach wie ein Fächer ausgebreitet waren.
    »Da wäre es, meine Herren.« Er seufzte erleichtert. »Jetzt müssen wir die Schnüre mit einem sehr milden Lösungsmittel behandeln, um Korrosion und Flecken zu entfernen. Danach nehmen wir in unserem Labor die chemische Konservierung vor.«
    »Wie lange wird es dauern, bis Sie es Yeager zur Verfügung stellen können?« fragte Sandecker.
    Straight zuckte mit den Schultern. »Sechs Monate, vielleicht ein Jahr.«
    »Sie haben zwei Stunden Zeit«, sagte Sandecker, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Unmöglich. Die Metalldrähte sind nur deshalb so gut erhalten, weil dieses Kästchen nahezu luftdicht verschlossen war. Nun, da sie der frischen Luft ausgesetzt sind, werden sie bald zerfallen.«
    »Die aus Gold gedrehten bestimmt nicht«, sagte Pitt.
    »Nein, Gold ist praktisch unzerstörbar, aber wir wissen nicht, welche Mineralien in den anderen Farbschnüren enthalten sind.
    Es könnte sich zum Beispiel herausstellen, daß die Kupferlegierung durch Oxidation zerbröselt. Ohne sorgfältige Konservierung könnten die Farben soweit verblassen, daß man sie nicht mehr erkennen kann.«
    »Die Farbbestimmung ist eine Voraussetzung zum Entziffern des
Quipu«,
warf Gunn ein.
    Die Stimmung im Raum war deutlich düsterer geworden. Nur Yeager schien dagegen immun.
    Mit einem durchtriebenen Grinsen schaute er Straight an.
    »Lassen Sie mir zwanzig Minuten Zeit, damit ich mit meinen Scannern den gesamten Aufbau erfassen und die Abstände zwischen den Knoten vermessen kann. Danach können Sie das Ding von mir aus in Ihrem Labor behalten, bis Sie alt und grau sind.«
    »Mehr Zeit brauchen Sie dazu nicht?« fragte Sandecker ungläubig.
    »Meine Computer können dreidimensionale digitale Bilder erzeugen, auf denen die Knotenschnüre genauso wiedergegeben werden, wie sie vor vierhundert Jahren im Urzustand aussahen.«
    »Ach, wie tröstlich doch fürs wilde Tier«, meldete sich Giordino mit Dichterstimme, »daß es moderne Zeiten darf erleben.«
    Yeager brauchte dann doch fast anderthalb Stunden zum Erfassen und Vermessen des Drake-
Quipu
, aber als er fertig war, wirkte es in der Computergraphik wie nagelneu. Vier Stunden später erzielte er den ersten Durchbruch beim Entziffern der Botschaft. »Unglaublich, daß so etwas Einfaches so komplex sein kann«, sagte er, während er die kunterbunt angeordneten Schnüre auf dem Bildschirm betrachtete.
    »Sieht aus wie eine Art Abakus«, sagte Giordino, der rittlings auf einem Stuhl in Yeagers elektronischem Allerheiligsten saß und sich über die Lehne vorbeugte. Nur er und Pitt waren bei Yeager geblieben. Straight war mit dem
Quipu
in sein Labor zurückgekehrt, während Sandecker und Gunn zu einer Senatsausschußsitzung über ein neues unterseeisches Bergbauprojekt gegangen waren.
    »Aber viel komplizierter.« Pitt beugte sich über Yeagers Schulter und musterte das Bild auf dem Monitor. »Ein Abakus ist ein reines Rechengerät. Das
Quipu
ist ein viel raffinierteres Instrument. Jede Farbe, jede Stärke der

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