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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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seiner Großmutterbrille polierte. »Werfen wir mal einen Blick darauf.«
    Pitt öffnete den Behälter, holte vorsichtig das Jadekästchen heraus und stellte es auf den Konferenztisch. Giordino und Gunn, die es bereits auf dem Flug nach Quito gesehen hatten, traten zurück, während Sandecker, Yeager und Straight es näher in Augenschein nahmen.
    »Herrliche Schnitzarbeit«, sagte Sandecker, während er bewundernd das Gesicht auf dem Deckel betrachtete.
    »Ein höchst eigenwilliges Motiv«, stellte Straight fest. »Die heitergelassene Miene und der weiche Ausdruck in den Augen haben etwas Asiatisches an sich. Sie erinnern mich stark an die Plastiken der Cahola-Dynastie in Südindien.«
    »Jetzt, wo Sie es sagen«, meinte Yeager, »fällt mir auf, daß das Gesicht eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit vielen Buddha-Darstellungen hat.«
    »Wie ist es denn möglich«, fragte Sandecker, »daß zwei Kulturen, die nichts miteinander zu tun haben, ganz ähnliche Bildnisse aus dem gleichen Stein herstellen?«
    »Präkolumbianische Reisen über den Pazifik?« spekulierte Pitt.
    Straight schüttelte den Kopf. »Solange in unserer Hemisphäre niemand einen alten Kunstgegenstand entdeckt, der nachweislich aus Asien oder Europa stammt, müssen sämtliche Ähnlichkeiten als rein zufällig betrachtet werden. Nicht mehr.«
    »Umgekehrt ist bislang bei keiner Ausgrabung in den alten Städten am Mittelmeer oder im Fernen Osten ein Kunstwerk aus den Anden oder aus Mittelamerika aufgetaucht«, warf Gunn ein.
    Straight strich mit den Fingerspitzen über die grüne Jade.
    »Dennoch stellt dieses Gesicht ein Rätsel dar. Im Gegensatz zu den Mayas oder den alten Chinesen schätzten die Inkas Jade nicht besonders. Sie nahmen lieber Gold, um ihre Könige und Götter zu ehren, die lebenden wie auch die toten. Sie glaubten nämlich, es repräsentiere die Sonne, die die Früchte des Feldes wachsen läßt und die lebensnotwendige Wärme spendet.«
    »Machen Sie’s schon auf, damit wir sehen, was drin ist«, sagte Sandecker.
    Straight nickte Pitt zu. »Sie haben die Ehre.«
    Ohne ein Wort zu verlieren, schob Pitt ein dünnes Metallstück unter den Deckel des Kästchens und stemmte ihn vorsichtig auf.
    Da lag das
Quipu,
so, wie es seit Jahrhunderten in dem mit Zedernholz ausgekleideten Kästchen gelegen hatte. Eine Minute lang starrten es alle neugierig an und fragten sich, ob sich sein Geheimnis wohl enträtseln lassen werde.
    Straight klappte ein kleines Ledermäppchen auf. Darin befand sich, ordentlich aufgereiht, ein Werkzeugsortiment: mehrere Pinzetten in allerlei Größen, kleine Tastzirkel und eine Reihe Sonden, wie sie der Zahnarzt beim Untersuchen verwendet. Er streifte ein Paar weiche weiße Handschuhe über und wählte eine Pinzette und eine der Sonden. Dann griff er in das Kästchen und stocherte in dem
Quipu
herum. Er betastete die Schnüre und prüfte, ob sie sich voneinander lösen ließen, ohne zu brechen.
    Dann erklärte er ihnen wie ein Medizinprofessor, der eine Gruppe Anatomiestudenten zur Vorlesung um einen Leichnam bestellt hat, jeden einzelnen Schritt seiner Untersuchung. »Gar nicht so spröde und zerbrechlich, wie ich dachte. Das
Quipu
besteht aus verschiedenen Metallsorten, hauptsächlich Kupfer, etwas Silber, ein bißchen Gold. Sieht so aus, als wären die Drähte per Hand hergestellt und dann zu feinen, kordelartigen Schnüren zusammengedreht worden, einige dicker als die anderen, die sich sowohl farblich als auch in der Anzahl der verwendeten Drähte unterscheiden. Die Schnüre besitzen noch immer ein gewisses Maß an Zugfestigkeit und eine erstaunliche Elastizität. Offensichtlich handelt es sich um insgesamt einunddreißig Schnüre von unterschiedlicher Länge, jede mit einer Reihe äußerst kleiner, in wechselndem Abstand gebundener Knoten versehen. Die Mehrzahl der Schnüre ist unterschiedlich gefärbt, doch ein paar sind identisch. Von den längeren Schnüren zweigen untergeordnete Stränge ab, vermutlich Modifikationen, wie auch wir sie in unserer Satzstruktur kennen. Wir haben es hier zweifellos mit einer raffiniert verschlüsselten Botschaft zu tun, die förmlich nach ihrer Enträtselung schreit.«
    »Amen«, murmelte Giordino.
    Straight hielt inne und wandte sich an den Admiral. »Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, werde ich das
Quipu
aus seinem Behältnis herausheben.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß ich dafür verantwortlich bin, falls Sie das Ding kaputtmachen?« knurrte Sandecker.
    »Nun, Sir…«
    »Nur zu, Mann,

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