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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Demütigung und großes Leid erdulden. Alle seine Freunde und Anverwandten wurden hingerichtet, seine Frauen und Kinder erhängt. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, suchten sich die Spanier genau diesen Zeitpunkt aus, um im Inkareich einzufallen. Francisco Pizarro erging es so ähnlich wie Cortez in Mexiko: Sein Timing hätte gar nicht besser sein können. Die Inkaarmeen waren in feindliche Fraktionen aufgespalten und vom Bürgerkrieg dezimiert, und er machte sich das allgemeine Chaos zunutze. Nachdem Pizarros kleine Streitmacht aus Söldnern und Abenteurern auf dem Marktplatz der alten Stadt Cajamarca ein paar tausend von Atahualpas Hofschranzen und Verwaltungsbeamten abgeschlachtet hatte, brach das Inkareich zusammen.«
    »Seltsam, daß die Inkas die Spanier nicht einfach angriffen und überwältigten«, sagte Gunn.
    »Sie müssen Pizarros Truppen im Verhältnis hundert zu eins überlegen gewesen sein.«
    »Eher tausend zu eins«, sagte Yeager. »Aber genau wie bei den Azteken und Cortez waren auch die Inkas überwältigt vom Anblick grimmiger Männer mit Bärten, die eiserne Kleidung trugen, durch die kein Pfeil drang, die auf gepanzerten Tieren saßen, wie sie die Inkas noch nie gesehen hatten, und die sie mit ihren Schwertern, Musketen und Kanonen niedermähten.
    Atahualpas Generäle waren völlig demoralisiert und versäumten es daher, die Initiative zu ergreifen und einen entschlossenen Massenangriff zu befehlen.«
    »Was war mit Huascars Armeen?« fragte Pitt. »Die standen doch sicher noch im Feld.«
    »Ja, aber sie waren ohne Führung.« Yeager nickte. »Für die Geschichtsschreibung stellt sich nun die hypothetische Frage: Was wäre gewesen, wenn die beiden Inkaherrscher das Kriegsbeil begraben, ihre Armeen vereint und das Reich in einem rücksichtslosen Feldzug von den gefürchteten Fremden befreit hätten? Eine interessante Überlegung. Nur Gott weiß, wie die politischen Grenzen und Kräfte in Südamerika heute aussähen, wenn die Spanier damals geschlagen worden wären.«
    »Auf jeden Fall würde man dort kein Spanisch sprechen«, bemerkte Giordino.
    »Wo befand sich Huascar während der Auseinandersetzung mit Pizarro?« fragte Sandecker, der endlich seine Zigarre anzündete.
    »Im Kerker in Cuzco, der Hauptstadt des Reiches, zwölfhundert Kilometer südlich von Cajamarca.«
    Ohne von seinem gelben Notizblock aufzublicken, fragte Pitt:
    »Was ist danach passiert?«
    »Um sich die Freiheit zu erkaufen, versprach Atahualpa Pizarro, einen Raum so hoch mit Gold zu füllen, wie er mit den Händen greifen konnte«, antwortete Yeager. »Einen Raum, möchte ich hinzufügen, der etwas größer als dieser war.«
    »Hat er das Versprechen eingehalten?«
    »Das schon. Aber Atahualpa hatte Angst, Huascar könnte Pizarro mehr Gold, Silber und Edelsteine anbieten als er. Deshalb befahl er, seinen Bruder zu töten, worauf dieser ertränkt wurde. Aber vorher befahl Huascar, die königlichen Schätze zu verstecken.«
    Sandecker schaute Yeager durch eine Wolke aus blauem Dunst an. »Wer hat den Befehl ausgeführt, als der König tot war?«
    »Ein General namens Naymlap«, erwiderte Yeager. Er schwieg kurz und deutete mit dem Zeigestab auf eine rote Linie auf der Karte, die von den Anden zur Küste führte. »Er war kein Inka von königlichem Geblüt, sondern ein Chachapoya-Krieger, der es zu Rang und Ansehen gebracht hatte und schließlich Huascars Vertrauter und Ratgeber wurde. Es war Naymlap, der den Transport des Schatzes von den Bergen zur Küste organisierte. Dann zog er eine Flotte aus fünfundfünfzig Schiffen zusammen. Wenn man dem
Quipu
glaubt, dauerte es nach einem vierundzwanzigtägigen Marsch noch einmal achtzehn Tage, bis der gewaltige Schatz verladen war.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß die Inkas ein Seefahrervolk waren«, sagte Gunn.
    »Das waren auch die Mayas. Genau wie die Phönizier, die Griechen und die Römer fuhren auch die Inkas entlang der Küste. Sie hatten keine Angst vor dem offenen Meer, aber in mondlosen Nächten oder bei stürmischem Wetter war es klüger, die Schiffe an Land zu ziehen. Sie navigierten anhand der Sonne und der Sterne und segelten unter Ausnutzung der vorherrschenden Winde und Strömungen die Küste auf und ab, wobei ihre Händler bis Panama und noch weiter nach Norden vorstießen. Eine Inkasage berichtet von einem alten König, der eine Geschichte von einer Insel voller Gold und intelligenter Menschen hörte, die weit hinter dem Horizont mitten im Meer liegen sollte.

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