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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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mußten sie da nicht hinabklettern. Der freie Blick in die Weite der Wüste war atemberaubend. Unter der Oktobersonne leuchteten die Felsen und der Sand, die in den heißen Sommermonaten so trostlos wirken konnten, in lebhaften Farbtönen. Im Süden funkelte das Wasser des Golfes, und beiderseits der marschigen Senken der Laguna Salada ragten majestätische Bergketten aus dem leichten Dunst. Tiefe Zufriedenheit überkam ihn. Er hatte richtig getippt. Die alten Inkas hatten sich wahrhaftig einen eindrucksvollen Flecken Erde ausgesucht, um ihren Schatz zu verbergen.
    Als er schließlich ebenfalls zu dem mächtigen steinernen Tier hinging, vermaß Shannon gerade den Jaguarleib, während Rodgers eine Filmrolle nach der anderen verknipste. Giordino suchte offenbar zu Füßen der Statue nach einem Zugang ins Innere des Berges.
    »Hat er einen ordentlichen Stammbaum?« fragte Pitt.
    »Zweifellos chachapoyanische Einflüsse«, sagte Shannon, deren Gesicht vor Begeisterung gerötet war. »Ein großartiges Beispiel für ihre Kunstfertigkeit.« Sie trat ein paar Schritte zurück und betrachtete es, als bewunderte sie ein weltberühmtes Gemälde. »Sehen Sie, die Motive auf den Schuppen. Es sind genau die gleichen wie an der Skulptur im Pueblo de los Muertos.«
    »Ist die Technik auch die gleiche?«
    »Beinahe identisch.«
    »Dann war hier vielleicht derselbe Bildhauer am Werk.«
    »Schon möglich.« Shannon streckte die Hand so weit aus, wie sie konnte, und streichelte über den schuppigen Halsansatz des Schlangenkopfes. »Es war nicht ungewöhnlich, daß die Inkas Bildhauer der Chachapoyas rekrutierten.«
    »Die alten Indianer müssen ja einen merkwürdigen Sinn für Humor gehabt haben, wenn sie Götterbilder geschaffen haben, bei deren Anblick die Milch sauer wird.«
    »Die Entstehungsgeschichte ist nicht in allen Einzelheiten bekannt, aber es geht um einen Kondor, dessen Ei von einem Jaguar gefressen und anschließend erbrochen wurde. Aus dem ausgewürgten Ei schlüpfte eine Schlange, die sich ins Meer davonwand, wo ihr Schuppen wuchsen. Die Sage endet damit, daß die anderen Götter, die sich am Licht der Sonne labten, das Schlangenwesen verstießen, weil es so häßlich war, so daß es unter der Erde hauste, wo es schließlich zum Hüter der Toten wurde.«
    »Das klassische Märchen vom häßlichen Entchen.«
    »Er sieht furchterregend aus«, sagte Shannon ernst, »aber dennoch erfüllt mich sein Anblick mit tiefer Trauer. Ich weiß nicht, ob ich es genau erklären kann, aber es kommt mir so vor, als besitze der Stein ein Eigenleben.«
    »Kann ich verstehen. Ich spüre ebenfalls, daß das hier mehr ist als kalter Stein.« Pitt besah sich eine der Schwingen, die abgebrochen und in mehrere Stücke zersplittert war. »Armer alter Knabe. Sieht aus, als hätte er schlechte Zeiten hinter sich.«
    Mit traurigem Gesicht deutete Shannon auf die Grafitti und die Narben der Einschußlöcher.
    »Der Jammer dabei ist, daß die hiesigen Archäologen nie erkannt haben, was diese Tierstatue wirklich ist: ein hervorragendes Kunstwerk zweier Kulturvölker, die ihre Blüte zweitausend Kilometer von hier entfernt erlebten –«
    Pitt hob plötzlich die Hand und gebot ihr Schweigen. »Hören Sie auch etwas, ein merkwürdiges Geräusch? So als ob jemand weint.«
    Sie spitzte die Ohren und lauschte, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich höre nur das Klicken und Surren von Miles’ Kamera.«
    Das schaurige Geräusch, das Pitt gehört zu haben meinte, war verstummt. Er grinste. »Wahrscheinlich der Wind.«
    »Oder diejenigen, die der
Demonio de los Muertos
bewacht.«
    »Ich dachte, er sorgt dafür, daß sie in ewigem Frieden ruhen können.«
    Shannon lächelte. »Wir wissen leider sehr wenig über die religiösen Riten der Inkas und Chachapoyas. Kann sein, daß unser steinerner Freund hier gar nicht so gütig war, wie wir meinen.«
    Pitt überließ Shannon und Miles wieder ihrer Arbeit und ging zu Giordino, der mit einem Bergmannshammer den Felsen am Fuß der Skulptur abklopfte. »Schon einen Hinweis auf einen Eingang entdeckt?« fragte Pitt.
    »Bis jetzt nicht, es sei denn, die alten Inkas wußten, wie man Felsen miteinander verschweißt«, antwortete Giordino. »Das große Scheusal hier wurde aus einem einzigen Riesenbrocken Granit gehauen, dem Gestein, aus dem der Berg besteht. Ich habe nicht einmal den kleinsten Spalt an der Basis des Tieres entdeckt. Wenn es hier einen Eingang gibt, dann muß es irgendwo anders am Berg sein.«
    Pitt legte den

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