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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sei und seine verbliebene Flasche nur mehr hundertachtzig Kilo enthalte. Da sie alle drei an dieser Flasche hingen, bleibe ihnen so gut wie keine Notreserve mehr. Giordino stellte den Kompressor ab, sobald knapp zwölfhundert Kilo Luft nachgefüllt waren, und ließ die Flasche dann unverzüglich wieder in die Doline hinab. Dies wurde insgesamt dreimal wiederholt, nachdem Pitt und die beiden anderen Taucher zu ihrer nächsten Dekompressionspause in einer Tiefe von drei Metern aufgestiegen waren, was hieß, daß sie es mehrere Minuten lang in dem Schleim aushalten mußten. Die ganze Sache verlief ohne jede Schwierigkeit.
    Giordino ging auf Nummer Sicher. Er ließ fast vierzig Minuten verstreichen, bevor er durchgab, Shannon und Rodgers könnten jetzt unbesorgt auftauchen und sich aus dem Opferbrunnen ziehen lassen. Wie bedingungslos Pitt seinem Freund vertraute, ließ sich daran ermessen, daß er dessen Berechnungen nicht ein einziges Mal in Frage stellte. Pitt ließ Shannon den Vortritt und schnallte ihr den mit der Sicherheits- und Kommunikationsleine verbundenen Gurt um die Taille.
    Dann winkte er den über den Rand spähenden Gesichtern zu, und Shannon war unterwegs zu festem Boden.
    Danach kam Rodgers. Die totale Erschöpfung, die ihn nach seiner hautnahen Begegnung mit dem Tod übermannt hatte, verflog angesichts des Hochgefühls, endlich aus diesem gottverfluchten schleimigen Mörderloch herausgezogen zu werden. Nie wieder, so schwor er sich, würde er dort hinabsteigen. Jetzt meldeten sich ein nagendes Hungergefühl und ein mächtiger Durst. Die Flasche Wodka fiel ihm ein, die er in seinem Zelt aufbewahrte, und er sehnte sich danach, als handelte es sich um den Heiligen Gral. Nun war er hoch genug, um die Gesichter von Dr. Miller und der perua nischen Archäologiestudenten erkennen zu können, und noch nie in seinem Leben hatte er sich so über den Anblick anderer Menschen gefreut. Er war viel zu aufgekratzt, um zu bemerken, daß keiner von ihnen lächelte.
    Um so größer waren sein Erstaunen und Entsetzen über das Bild, das sich ihm bot, nachdem er über den Rand des Wasserloches gehievt worden war.
    Dr. Miller, Shannon und die peruanischen Studenten wichen zurück, sobald Rodgers festen Boden unter den Füßen hatte. Er hatte kaum die Sicherheitsleine abgeschnallt, als er bemerkte, daß sie alle die Hände im Nacken verschränkt hatten. Sie waren insgesamt zu sechst und hielten die in China hergestellten Sturmgewehre vom Typ 56-1 drohend und mit ruhiger Hand.
    Die sechs kleinen, schweigenden Männer, die Ponchos, Sandalen und Filzhüte trugen, hatten sich mit ausdruckslosen Gesichtern im Halbkreis um die Archäologen aufgestellt. Ihre argwöhnischen Blicke schossen zwischen Rodgers und der Gruppe der Gefangenen hin und her.
    Shannons Ansicht nach waren diese Männer keinesfalls einfache Banditen aus den Bergen, die ihr mageres Einkommen dadurch aufbesserten, daß sie von Touristen Nahrungsmittel und Ausrüstungsgegenstände raubten und sie auf den Märkten verhökerten. Es mußte sich um gefühllose Killer des
Sendero Luminoso
, des Leuchtenden Pfades, handeln, einer revolutionären maoistischen Gruppe, die Peru bereits seit 1981 terrorisierte und Tausende unschuldiger Menschen getötet hatte, darunter hohe Politiker, Polizisten und Soldaten. Mit einem Mal übermannte sie das Entsetzen. Die Killer des Leuchtenden Pfades waren dafür berüchtigt, daß sie ihre Opfer mit Sprengstoff präparierten und sie in die Luft jagten.
    Nachdem ihr Gründer und Anführer Abimael Guzman im September 1992 gefaßt worden war, hatte sich die Guerillabewegung in zahlreiche unorganisierte Splittergruppen aufgespalten, deren blutrünstige Todeskommandos planlos Autobomben zündeten und Mordanschläge ausführten, die nichts als Trauer und Elend über das peruanische Volk brachten.
    Argwöhnisch und wachsam umstanden die Guérilleros nun ihre Gefangenen, und in ihren Augen sah Shannon sadistische Vorfreude aufflackern.
    Einer von ihnen, ein älterer Mann mit einem gewaltigen, weit herabhängenden Schnurrbart, winkte Rodgers, er solle sich zu den anderen Gefangenen gesellen. »Sind da unten noch andere?« fragte er auf englisch, mit kaum wahrnehmbarem spanischen Akzent.
    Dr. Miller zögerte und warf Giordino einen Seitenblick zu.
    Giordino wies mit dem Kopf auf Rodgers. »Das war der letzte«, versetzte er trotzig. »Nur er und die Frau waren tauchen.«
    Der Guérillero musterte Giordino mit leblosen, kohlschwarzen Augen. Dann

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