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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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geometrische Muster gemeißelt waren. In der Mitte des Raumes standen dicht an dicht kunstvolle steinerne Statuen in jeder Größe und Form. In den an den Hauptraum angrenzenden Kammern waren Figurengefäße aus Ton und mit eleganten Mustern bemalte Behälter gestapelt. In einer dieser Kammern türmten sich herrlich erhaltene Textilien in allen nur denkbaren Farben und Mustern.
    Die Archäologen waren angesichts eines derart umfassenden Kunstschatzes wie vom Donner gerührt. Sie kamen sich vor, als beträten sie Tut-ench-Amuns Grab im Tal der Könige, bevor der berühmte Archäologe Howard Carter die Schätze entfernt und im Ägyptischen Nationalmuseum in Kairo hatte ausstellen lassen.
    Doch sie hatten kaum Zeit, diese Schatzkammer voller Kunstwerke näher in Augenschein zu nehmen. Rasch führten die Terroristen die peruanischen Studenten eine Treppe im Gebäudeinneren hinab und sperrten sie in eine tief unter dem Palast gelegene Zelle. Giordino und die anderen wurden kurzerhand in einen Nebenraum geworfen und von zwei mürrischen Rebellen bewacht, die sie betrachteten wie ein Kammerjäger, der ein Spinnennest ausrotten will. Bis auf Giordino ließen sich alle dankbar auf den harten, kalten Boden sinken. Ihre Gesichter waren vor Müdigkeit eingefallen.
    Giordino hämmerte frustriert mit den Fäusten gegen die Steinmauern. Während des Gewaltmarsches hatte er ständig auf eine Gelegenheit gelauert, sich in die Büsche zu schlagen und zu dem Wasserloch zurückzukehren, doch da die ganze Zeit über mindestens drei Wachen unentwegt ihre automatischen Gewehre auf seinen Rücken gerichtet hatten, hatte sich keinerlei Gelegenheit zur Flucht ergeben. Man mußte ihn nicht erst darauf hinweisen, daß diese Leute genau wußten, wie man Geiseln zusammenhielt und sie über schwieriges Gelände trieb. Jetzt hatte er kaum noch Hoffnung, Pitt erreichen zu können.
    Während des Marsches hatte er sich jede Trotzreaktion verkniffen und sich lammfromm und unterwürfig verhalten.
    Bis auf die mutige Aktion, zu der er sich aus Sorge um Doc Miller hatte hinreißen lassen, hatte er nichts unternommen, was ihm eine Ladung Blei in den Bauch hätte eintragen können.
    Er mußte am Leben bleiben. Denn wenn er starb, so sagte er sich, starb auch Pitt.
    Wenn Giordino auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, daß Pitt aus dem Wasserloch geklettert war und nur dreißig Minuten hinter ihnen über den alten Steinpfad trabte, so hätte er vermutlich das dringende Bedürfnis verspürt, bei der nächstmöglichen Gelegenheit wieder einmal in die Kirche zu gehen. Zumindest hätte er es kurz in Erwägung gezogen.
    Pitt hatte die Taschenlampe sorgfältig abgeschirmt, damit er von den Terroristen nicht gesehen wurde, und den Strahl auf die Fußabdrücke in dem weichen, modrigen Boden gerichtet, der sich in der Dunkelheit verlor, während er durch den Regenwald stürmte. Ohne das unentwegte Nieseln auch nur wahrzunehmen, kämpfte er sich wildentschlossen voran. Er verlor jedes Zeitgefühl, schaute nicht ein einziges Mal auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Nur undeutlich war ihm bewußt, daß er sich auf einem Marsch durch den stockdunklen nächtlichen Regenwald befand. Erst als am Morgen der Himmel heller wurde und er auf die Taschenlampe verzichten konnte, regten sich seine Geister wieder.
    Als er die Verfolgung aufnahm, hatten die Terroristen über drei Stunden Vorsprung gehabt.
    Doch er hatte aufgeholt, weil er auch dann ein stetes Tempo beibehalten hatte, wenn der Pfad steil bergauf führte, und sofort in Laufschritt verfallen war, wenn er vorübergehend eben verlief. Er ließ sich nie aus dem Tritt bringen, legte keine einzige Pause ein. Sein Herz hämmerte vor Anstrengung, doch seine Beine funktionierten nach wie vor, ohne daß seine Muskeln schmerzten oder sich verkrampften. Als er auf die alte, mit Steinen gepflasterte Straße stieß und leichter vorankam, zog er das Tempo sogar noch an. Er verdrängte jeden Gedanken an die unsichtbaren Schrecken des Dschungels, und im Verlauf dieser scheinbar endlosen Nacht wurden alle seine Ängste und Befürchtungen seltsam bedeutungslos.
    Nur flüchtig nahm er im Vorbeilaufen die gewaltigen Steinbauten am Rande der langen Straße wahr. Obwohl es inzwischen heller Tag war und er sich auf offenem Gelände befand, bemühte er sich um keinerlei Deckung. Erst als er den Paß zu dem Tal erreichte, wurde er langsamer, blieb stehen und erkundete das vor ihm liegende Terrain. Etwa einen halben Kilometer (eine

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