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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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schließlich neben einem großen Glaskasten, der im Mittelpunkt seiner Privatgalerie stand. Er enthielt den kostbarsten Schatz seiner Sammlung. Schimmernd spiegelten sich die Halogenstrahler im goldenen Leichengewand von Tiapollo, das hier in seiner ganzen Pracht lag, mit ausgestreckten Armen und Beinen und einer Gesichtsmaske, in deren Augenhöhlen Smaragde funkelten. Die hinreißend vollendete Gestaltung und Kunstfertigkeit bewegten Rummel stets aufs neue.
    Obwohl er sich durchaus bewußt war, daß es vor sechsundsiebzig Jahren aus dem anthropologischen Museum in Sevilla geraubt worden war, hatte Rummel keinen Augenblick gezögert, eine Million zweihunderttausend Dollar dafür zu bezahlen, als eine Gruppe von Männern an ihn herangetreten war, die angeblich mit der Mafia in Verbindung stand, in Wirklichkeit aber Mitglieder eines im verborgenen arbeitenden Syndikats waren, das sich auf den Diebstahl kostbarer Kunstgegenstände spezialisiert hatte.
    Rummel hatte keine Ahnung, wie sie an das goldene Gewand gekommen waren. Er konnte nur vermuten, daß sie es entweder selbst gestohlen oder von dem Sammler gekauft hatten, der seinerzeit gemeinsame Sache mit den Räubern gemacht hatte.
    Nachdem er seinem allabendlichen Genuß gefrönt hatte, schaltete Rummel das Licht aus, ging wieder nach oben in den Flur und schloß die Spiegeltür. Er trat hinter eine Bar, die rund um einen zweitausend Jahre alten römischen Sarkophag gebaut war, füllte einen kleinen Schwenker bis zur Hälfte mit Cognac und zog sich in sein Schlafzimmer zurück, wo er vor dem Einschlafen noch ein paar Seiten las.
    In einer auf gleicher Höhe mit Rummels Apartment liegenden Wohnung auf der anderen Straßenseite saß Zollfahnder David Gaskill vom United States Customs Service und spähte durch ein auf einen Dreifuß montiertes Hochleistungsfernrohr, als sich der Kunstsammler gerade anschickte, ins Bett zu gehen. Ein anderer Mann hätte sich nach fast einwöchiger Observierung vielleicht gelangweilt, aber nicht Gaskill. Gaskill, der bereits seit achtzehn Jahren im Dienst der Zollbehörde stand, wirkte eher wie ein Football-Trainer denn wie ein Regierungsangestellter, und dieses Aussehen kam ihm bei seiner Arbeit zugute. Er war ein Afroamerikaner mit hellbrauner Haut, grünbraunen Augen und grauem, zurückgekämmtem Kraushaar. Sein massiger Kopf saß auf einem gedrungenen, baumstarken Hals. Er war ein Hüne von einem Mann und hatte einst als Linebacker in der Auswahlmannschaft der University of Southern California gespielt. Mühsam hatte er sich seinen kalifornischen Akzent abgewöhnt und sprach jetzt ein geschliffenes Englisch, weshalb er ab und zu irrtümlich für einen ehemaligen britischen Staatsbürger von den Bahamas gehalten wurde.
    Seitdem er mit der Schule eine Reise nach Yucatan unternommen hatte, war Gaskill von präkolumbianischer Kunst fasziniert. Als er in Washington, D.C. stationiert gewesen war, hatte er etliche Ermittlungen geleitet, bei denen es um geraubte Kunstgegenstände der Anasazi- und Hohokam-Kulturen aus dem Südwesten der USA ging. Er hatte gerade an der Zerschlagung eines Schmugglerringes gearbeitet, der mit gestohlenen Steinfriesen der Mayas handelte, als die Polizei in Chicago einen Hinweis von einer Putzfrau erhielt und umgehend an ihn weiterleitete. Die Frau hatte zufällig Fotos entdeckt, die aus einer Schublade in Rummels Penthouse herausragten und etwas darstellten, das sie zunächst für einen mit Gold überzogenen Männerleib hielt. Im Glauben, jemand könnte ermordet worden sein, stahl sie das Foto und übergab es der Polizei. Ein Kriminalpolizist, der sich früher mit Kunstfälschungen befaßt hatte, erkannte, daß es sich bei dem goldenen Gegenstand um ein uraltes Kunstwerk handelte, und rief Gaskill an.
    Rummels Name hatte bei der Zollbehörde schon immer ganz oben auf der Liste derjenigen Leute gestanden, die alte Kunstgegenstände sammelten, ohne sich um die Herkunft zu scheren, aber es gab keinerlei Beweise, daß er in illegale Geschäfte verstrickt war. Außerdem hatte Gaskill keine Ahnung, wo Rummel seine Schätze hortete. Der Fahnder, der sich mit Altertümern ebenso gut auskannte wie jeder Gelehrte, identifizierte auf dem von der Putzfrau erbeuteten Foto augenblicklich das lange verschollen geglaubte goldene Leichengewand von Tiapollo.
    Er sorgte dafür, daß Rummels Penthouse rund um die Uhr beobachtet wurde, und ließ den alten Mann auf Schritt und Tritt überwachen. Doch nach sechs Tagen intensiver

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