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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Sternenhimmel auf. »Die Kette allein wäre eine sagenhafte Entdeckung. Aber für einen Archäologen wären die mächtige Sonnenscheibe aus massivem Gold und die in Gold gehüllten königlichen Mumien, die mit der Kette verschwanden, die weitaus bedeutenderen Funde.«
    »In Gold gehüllte Mumien«, wiederholte Gunn. »Haben die Inkas etwa ihre Toten ebenso konserviert wie die alten Ägypter?«
    »Die Konservierung war nicht annähernd so komplex wie bei den Ägyptern«, erklärte Ortiz.
    »Aber die Leichen der obersten Herrscher oder
Sapa Inca
, wie man sie nannte, wurden mit Gold umhüllt. Sie wurden zu Kultgegenständen bei den religiösen Zeremonien des Volkes.
    Die Mumien der toten Könige wohnten in eigenen Palästen, wurden regelmäßig in neue Gewänder gekleidet, bekamen üppige Mahlzeiten vorgesetzt und konnten über Harems mit den wunderschönsten Mädchen verfügen. Die ihnen übrigens, so möchte ich hinzufügen, als Kammerfrauen dienten und sich keineswegs der Nekrophilie hingaben.«
    Giordino starrte über die düsteren Schatten der Stadt hinweg.
    »Hört sich mächtig nach Verschwendung von Steuergeldern an.«
    »Eine große Anzahl von Priestern wachte darüber, daß dieser Brauch eingehalten wurde«, fuhr Ortiz fort, »und sorgte im eigenen Interesse dafür, daß die toten Herrscher zufrieden waren. Häufig wurden die Mumien in all ihrer Pracht durch das Land getragen, als wären sie noch immer Staatsoberhäupter.
    Man muß wohl nicht eigens darauf hinweisen, daß dieser absurde Totenkult die Finanzen des Inkareiches erheblich belastete und eine durchaus entscheidende Rolle bei seinem Zusammenbruch im Zuge der spanischen Eroberung spielte.«
    Inzwischen war es sehr kalt geworden. Pitt zog den Reißverschluß seiner Lederjacke zu und sagte: »Als wir auf unserem Schiff waren, erhielt Dr. Kelsey eine Nachricht, die sich auf ein goldenes Gewand bezog, das angeblich bei einem Sammler in Chicago aufgespürt wurde.«
    Ortiz wirkte nachdenklich, dann nickte er. »Ja, das goldene Leichengewand von Tiapollo. Es umhüllte die Mumie eines großen Chachapoya-Generals namens Naymlap, der Huascar als Ratgeber diente. Kurz vor meiner Abreise aus Lima hörte ich, ein Agent des amerikanischen Zolls habe es aufgespürt, aber kurz darauf sei es wieder verschwunden.«
    »Verschwunden?« Aus irgendeinem Grund war Pitt nicht sonderlich überrascht.
    »Unser Kultusminister wollte bereits in die Vereinigten Staaten fliegen und Ansprüche auf die Mumie und das Leichengewand geltend machen, als man ihm mitteilte, daß die Leute vom Zoll zu spät gekommen waren. Während sie den Besitzer observierten, wurde es von Dieben geraubt.«
    »Dr. Kelsey sagte, daß die auf dem Gewand eingravierten Bilder die Reise der Flotte darstellen, die den Schatz nach Mexiko beförderte.«
    »Bislang konnten nur ein paar Bilder entziffert werden. Leider war es in unserer Zeit keinem Gelehrten möglich, das Gewand eingehend zu studieren, bevor es aus dem Museum in Sevilla gestohlen wurde.«
    »Es wäre doch denkbar«, merkte Pitt an, »daß diejenigen, die sich diesmal das Gewand geschnappt haben, ebenfalls hinter der goldenen Kette her sind.«
    »Eine plausible Schlußfolgerung«, stimmte Ortiz zu.
    »Dann haben die Diebe die besseren Karten«, sagte Giordino.
    »Es sei denn, jemand entdeckt das
Drake-Quipu«,
entgegnete Pitt langsam, »und kommt ihnen zuvor.«
    »Ah, ja, das berühmtberüchtigte Jadekästchen.« Ortiz seufzte skeptisch. »Eine phantastische Geschichte, die nicht totzukriegen ist. Dann haben Sie also auch von dem sagenhaften Schnurmuster gehört, das angeblich zu der goldenen Kette führen soll?«
    »Zweifeln Sie etwa daran?« sagte Pitt.
    »Es gibt keinerlei Beweise. Die Berichte sind zu fadenscheinig, als daß man sie ernst nehmen könnte.«
    »Man könnte ein dickes Buch über all die Fabeln und Legenden schreiben, die sich als wahr herausgestellt haben.«
    »Ich bin Wissenschaftler und Pragmatiker«, ent gegnete Ortiz.
    »Falls ein solches
Quipu
existieren sollte, dann müßte ich es erst in Händen halten, und selbst dann wäre ich von seiner Echtheit noch nicht vollends überzeugt.«
    »Würden Sie mich für verrückt halten, wenn ich Ihnen sage, daß ich vorhabe, es zu suchen?« fragte Pitt.
    »Nicht verrückter als die vielen tausend anderen, die im Lauf der Geschichte einem Hirngespinst hinterherjagten.« Ortiz hielt inne, schnippte die Asche von seiner Zigarre und musterte Pitt dann eindringlich und mit düsterem Blick.

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