Inkarnation ungesetzlich
Verlauf der historischen Ereignisse zu rekonstruieren. Man konnte an den jeweiligen Luxusgütern deutlich erkennen, wann die Marsbewohner optimistisch, siegesbewußt oder zutiefst deprimiert gewesen waren.
Hinsichtlich der Kontrollhalle, in der ich mich befand, schie nen die Festungsbauingenieure damals einen moralischen Tiefpunkt durchlebt zu haben. Hier existierte nichts, was auf die hohe Kul tur des Mars hingewiesen hätte.
Technik in Hülle und Fülle – ja! Aber sie beruhigte weder das Auge noch den unterbewußten Trieb mit seinen Gefahrensignalen.
Stationen dieser Art waren meines Wissens ausschließlich zum Zweck der Verteidigung angelegt worden. Sie waren vielschichtig miteinander verschachtelt, im Wirkungsradius genial berechnet und sogar für die technisch hochstehenden Deneber ein fast unüberwindbares Bollwerk gewesen.
Mein Instinkt gebot mir, die Abwehranlagen des oberen Sektors anders einzustufen als mein Verstand. Er behielt in diesem Fall die Oberhand, denn hätten diese Forts nicht programmgerecht funktioniert, wäre die Riesenstadt Zonta schon vor 187.000 Jahren vernichtet worden. Gefährliche Versager der Technik würden wohl kaum auftreten.
Ohne zu zögern, griff ich in eine Außentasche meines Kombinationsgürtels, zog das strahlungssichere Etui hervor und ließ es aufklappen.
Ein rötlicher Lichtschauer zuckte hervor. Der kommandieren de Wachoffizier wich sofort einen Schritt zurück und kniff die Au gen zusammen.
»Bitte Identifikationsnennung«, forderte er unbewegt. »Nein, nicht zuklappen! Ich bin angewiesen worden, die Intensität an zumessen und zu überprüfen. Bitte, halten Sie die Marke unter den Kontrolldetektor.«
Er deutete auf ein robotgesteuertes Testgerät marsianischen Ursprunges. Ein biegsamer Metallarm schob sich aus dem Rechner hervor.
Ich begann zu staunen. Vorher war ich nur etwas überrascht gewesen.
»Seit wann sind unsere Zauberlehrlinge in der Lage, einen marsianischen Kontrollrechner für die Überprüfung irdischer In dustrieerzeugnisse einzusetzen?« erkundigte ich mich.
»Bitte befolgen Sie meine Anweisungen, Sir. Identifikationsnennung!«
Ich holte tief Luft, schritt auf den leuchtenden Detektorschirm zu und hielt meine Marke unter die Feldaufnahme. Von nun an konnte ich sicher sein, daß jede Schwingung des seltenen, nur auf dem Mond vorkommenden Lunariums erfaßt werden würde. In dieser Hinsicht unterliefen marsianischen Gerätschaften niemals Fehler.
TS-19 nickte mir auffordernd zu. Er stand neben zwei Männern der Raumgarde und schien sich gar nicht wohl zu fühlen.
Ich sprach die bedeutsamen Worte der Identifikationsnennung aus. Es war unsinnig, aber wenn man es verlangte …
»Brigadegeneral HC-9, GWA-Schatten zur besonderen Verwendung, Chef der Raumgarde, abgestellt zur Lösung der Planung Soghmol. Intelligenzquotient infolge marsianischer Detektoraufstockung 52,4 Neu-Orbton. Kodatorträger, befehlsberechtigter Vollstrecker des Saghon-Vermächtnisses im Interesse des Planeten Erde, in marsianischer Begriffseinstufung Okolar III genannt. Vor zwanzig Stunden mit dem kleinen Kreuzer ›1418‹ auf dem Mond gelandet, Berichterstattung in Luna Port abgeschlossen. Genügt Ihnen das?«
»Die Frage erübrigt sich, Sir. Mir genügte bereits Ihre vorschriftsmäßige Dienstmaske.«
Ich schaute die Uniformierten der Reihe nach an. Das Kontrollgerät beschäftigte sich noch immer mit meiner Marke. Es dauerte einige Augenblicke, bis mir klar wurde, daß der gleiche Apparat auch meine
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