Inkarnation ungesetzlich
erschien in leuchtend roter Farbe der Schriftzug: »Inkarnation ungesetzlich.«
Was diese Worte in tieferem Sinne zu bedeuten hatten, erfuhren wir gleich darauf.
Dogendal stieß einen Schrei des Entsetzens aus.
Die auf den Normalbildschirmen sichtbar gewordene Demonstrationsflotte des Venuskommandeurs nahm Fahrt auf und entfernte sich aus der eingenommenen Position.
Die Schiffe wurden immer schneller und immer kleiner.
»Die hauen wieder ab!« rief Allison außer sich. »Mein Gott – die lassen uns im Stich. Konnat …«
Ich ahnte, was das zu bedeuten hatte. Jemand hatte VENUSGEIST in seinen heiligsten Gefühlen, sprich Altprogrammierungen, so entscheidend verletzt oder gedemütigt, daß der Großroboter seine soeben erst eingetroffenen Einheiten wieder abziehen mußte.
»Wer war das?« tobte ich. »An alle, auch an die Mondbesatzung: Welcher Vollidiot hat Saghons Rolle gespielt? Wer …?«
»Das – das war ich«, klang Hannibals Stimme auf, diesmal aber über die normale Hyperdimverbindung. »Zum Teufel, das ist schon vor Wochen in den Mondstudios aufgenommen worden. Es gehörte zu Relings Ausweichplänen. Wenn nichts mehr funktioniert, sollte Saghon eingespielt werden. Na ja, das scheinen die jetzt auch getan zu haben.«
»Großartig, wundervoll, ihr Helden«, lachte ich hysterisch. »Im Moment des Erfolges kommt Saghon. Euch sollte man in die Galaxis hinausschießen und zehn Jahre lang über eure Geistesblitze nachdenken lassen. Wieso bin ich nicht informiert worden? Reling, verschwinden Sie vom Bildschirm, oder ich springe Ihnen von hier aus an den Hals. Alpha-Befehl: Mondsendung abschalten. Wenn noch etwas zu retten ist, dann nur von hier aus. Laßt euren Hyperstrahl stehen, ihr Narren.«
Anschließend brüllte ich Dogendal und andere unschuldige Leute an; aber es hatte Erfolg.
Knapp eine Minute nach der Fahrtaufnahme unserer eindrucksvollen Venusschiffe stand die Verbindung zum soghmolischen Flaggschiff.
Ich hatte mich wieder in der Gewalt. Mein erster Eindruck war, daß Cesst-Muhrn völlig verunsichert war. Zwei hohe Offiziere standen rechts und links von ihm. Sie waren erregt; eine Seltenheit bei einem Soghmoler!
»Tumadschin-Khan an die Primitiven von Soghmol: Sie haben die Aufforderung meines ehrwürdigen Gönners gehört. Ich befol ge seine Wünsche, allerdings nur so lange, bis Sie zu reagieren beginnen. Ich habe meine 62. Offensivflotte unter Admiral Baschtron abgezogen. Sie wird in wenigen Minuten wieder hier sein, wenn Sie sich mir nicht unterwerfen. Sofort …«
Eine Überraschung folgte der anderen. Ehe ich den Erfolg meiner verzweifelten Worte registrieren konnte, geschah wieder etwas Unvorhersehbares.
Der links neben dem soghmolischen Kommandeur stehende Offizier riß eine marsianische Strahlwaffe aus dem Gürtel. Der andere Offizier schleuderte den Befehlshaber zurück. Dann hallte ein Schuß auf.
Cesst-Muhrn verging in einer flammenden Energieentladung. Der Offizier, er trug fünf Rangbewertungssteine auf der Brust, rief erregt:
»Gnade, Euer Verklärtheit, wir sind zu allem bereit! Der nach der Macht gierende Kommandant wurde soeben erschossen. Euer Verklärtheit haben es sicherlich gesehen. Wir unterwerfen uns Eurem Befehl und bitten um Nachsicht. Niemand ahnte, daß die ses System einem Mächtigen gehört.«
Ich traute meinen Ohren nicht. Das waren melodramatische Worte, wie wir sie nicht besser hätten erfinden können. Meinte der Soghmoler es ernst?
»Dein Name?« fuhr ich den Sprecher an.
»Corhl-Tazu, Euer Verklärtheit.«
»Ich sollte Sie eigentlich vernichten. Danken Sie Saghon. Ich werde
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