Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
sprang der
Todeshengst an den Himmel.
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11. Kapitel
Satans Sicht der Dinge
Aus dem Augenwinkel erregte die Todesuhr seine Aufmerksamkeit: Wartende Klienten. »Tut mir
leid, heute passiert nichts«, murmelte Zane. »Und noch eine ganze Weile nicht.«
Sie trafen an seinem himmlischen Heim ein, und Zane stieg ab. »Schätze, du hast jetzt eine schöne
Woche auf der Weide vor dir, Mortis«, sagte er. »Du warst mir ein perfektes Reittier, und ich
wünsche dir das Allerbeste.«
Der prachtvolle Hengst wieherte anerkennend und schüttelte sich, um den Sattel verschwinden zu
lassen, dann machte er sich auf den Weg zur Weide. Zane schritt ins Haus.
Die Bediensteten kümmerten sich um ihn, wie immer. Zane nahm eine ausgiebige Mahlzeit zu sich,
duschte, wechselte die Kleidung und fühlte sich schon sehr viel frischer. Er nahm Platz, um sich
die Nachrichten im Fernsehen anzuschauen, da er genau wußte, daß sie von seinem jüngsten
skandalösen Verhalten förmlich überquellen würden. Alles schien in Ordnung, von zwei Dingen
abgesehen: Er vermißte Luna, und er war unsicher, was die Zukunft bringen würde. Er wußte, daß
ihm schwere Zeiten bevorstanden. Selbst wenn Satan die Szene an den Hot-Smoke-Mountains nicht
mitbekommen haben sollte, so würde er doch nicht lange brauchen, bis er merkte, daß Luna nicht
planmäßig in der Hölle eingetroffen war.
»Guten Abend, Tod«, meinte der weltmännische Ansager auf dem Schirm. »Es ist mir zwar unangenehm,
in Ihr wohlverdientes Privatleben einzudringen, aber anscheinend liegt hier ein Mißverständnis
vor.«
Zane musterte das Gesicht genauer. Der Mann hatte eine dunkle Hautfarbe mit rötlicher Tönung, und
aus seinen Schläfen ragten zwei kleine Hörner hervor. »Satan!« rief er.
»Zu Ihren Diensten«, bestätigte der Fürst des Bösen und neigte höflich den Kopf. »Haben Sie einen
Augenblick Zeit?«
Zane seufzte. Also war es bereits soweit - die gefürchtete Begegnung fand schon jetzt statt!
Satan gab sich zwar höflich, doch er würde sich schon durchsetzen, egal was der Tod tun mochte.
»Ich weigere mich, Lunas Seele zur Hölle zu schicken!« sagte Zane entschieden.
Satan lachte. Es klang sanft und gutmütig, als würde er einen Witz genießen, der auf seine Kosten
ging. »Zur Hölle? Werter Kollege, sie braucht doch gar nicht hierherzukommen! Ich bin sicher, daß
man sie nach ihren zahlreichen löblichen Taten im Himmel gern willkommen heißen wird.«
Was war das denn? »Sie wollen sie gar nicht haben?«
»Ich will nur, was mir zusteht. Luna ist eine gute Frau, egal was das Register anzeigen mag. Ich
kann persönlich dafür garantieren, daß sie nicht in die Hölle kommen wird. Für Seelen ihrer Art
habe ich hier keine Verwendung.«
»Warum haben Sie ihr dann ein vorzeitiges Ende angehängt?« fauchte Zane.
Die Lippen des Teufels zuckten. »Ich muß zugeben, daß einige recht unangenehme Dinge bevorstehen.
Ich sehe keinen Grund, eine derart schöne und gute Frau derlei auszusetzen.«
»Und darum töten Sie sie früher!«
»Ich suche lediglich nach dem am wenigsten schmerzvollen Ausweg aus einer schwierigen Situation.
Ich bedaure, daß Ihnen dies persönliches Leiden verursacht, Tod, aber ich bin durchaus willens,
Sie dafür zu entschädigen...«
»Wie wollen Sie mich wohl für den Verlust der Frau entschädigen, die ich liebe!«
»Mein werter Herr, meine Organisation ist auf Entschädigungen spezialisiert! Wenn es das Fleisch
der Weiblichkeit sein sollte, nach dem es Sie verlangt...« Satan machte außerhalb des
Bildschirmausschnitts eine Geste, worauf sich eine wunderschöne Brünette zu ihm gesellte. »Meine
Liebe, zeig doch meinem geschätzten Kollegen einmal, was du zu bieten hast.«
Die Frau lächelte betörend und öffnete ihre Bluse. Ein phänomenal üppiger und runder Busen
erschien, von keinerlei Büstenhalter eingeengt.
»Das ist ein Sukkubus!« sagte Zane.
»Natürlich. Ich kann Ihnen die freie Wahl unter den Schönheiten der Weltgeschichte anbieten, von
denen die meisten nun in meinem Reich leben und die alle entzückt wären, Sie auf ewige Zeiten zu
erfreuen. Aber dazu müßten Sie schon in die Hölle kommen, weil diese Damen in ihrem
ursprünglichen Körper nicht mehr auf die Erde zurück können. Ich vermute aber, daß Sie ein Wesen
vorziehen würden, das Ihnen im Leben dienen kann. Diese hochspezialisierten Kreaturen, die
Sukkubi, können Sie überall unterhalten.«
Zane schwieg, von der bodenlosen Frechheit des Angebots
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