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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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zulassen, daß sie zum Himmel emporschwebt... Doch bis dahin kann sie
unbeschadet die Hölle besuchen.«
»Für solche Leute haben wir da unten keine Verwendung«, knurrte Satan.
»Aber Sie können ihr das Besuchsrecht nicht streitig machen«, sagte Zane. »Wegen ihrer Treue zu
einigen der dort Eingekerkerten. Ich möchte sie dabei haben.«
»Ich werde sie holen«, sagte die Schicksalsgöttin, verstohlen lächelnd.
Die Rauchschwaden, die Satan leicht einhüllten, wurden immer dichter, doch er schwieg.
Kurz darauf erschien das Gespenst auch schon. »Ich habe gehört, daß du eine kleine
Besichtigungsreise vorhast, Tod«, sagte Molly fröhlich. »Aber wo ist denn deine
Begleiterin?«
»Luna wird nie die Hölle kennenlernen«, sagte Zane. »Satan versucht, mich davon zu überzeugen,
sie sterben zu lassen, und wenn sie sterben sollte, wird sie in den Himmel gelangen; und wenn er
mich nicht davon überzeugen kann, sie zu holen, dann läßt er sie vielleicht irgendwann in
Ruhe.«
Molly warf dem Herrn des Bösen einen finsteren Blick zu.
»Ja, wenn die Hölle erst einmal vereist ist«, murmelte sie.
Satan lächelte nur matt; er hatte diesen Ausdruck schon zahllose Male gehört.
»Du kannst dem Herrn des Bösen nicht trauen, Tod. Seine Helfershelfer haben auf der Erde ihre
Lobbys, um Gesetze durchzudrücken, die den Verkauf von Alkohol und Waffen begünstigen, damit
betrunkene Autofahrer und hitzköpfige Rebellen sich selbst und andere frühzeitig in die Hölle
befördern können.«
»Im Gegenteil«, widersprach Satan. »Ich unterstütze Gesetzgebungsverfahren, um gesellschaftlich
schädliche Dinge wie Pornographie und Glücksspiel auszurotten...«
»Weil das die Polizei damit beschäftigt behält, Buchläden und harmlose Bagatellspielsalons zu
filzen anstatt das Verbrechen auf der Straße wirkungsvoll zu bekämpfen!« erwiderte Molly hitzig.
»Sie wollen nicht etwa, daß die Leute zu Hause bleiben und lesen oder sich sonstwie amüsieren;
Sie wollen, daß sie hinausgehen und rastlos und frustriert sind, damit sie wirklich üble Dinge
auskochen!«
Zane erkannte, daß Molly, die schon in jungen Jahren auf der Straße gestorben war, hier einen
persönlichen Kampf ausfocht.
»Wirst du mich durch die Hölle führen, Molly?« fragte er. »Ich meine, wenn du Lust hast
mitzukommen und dich mit deinen Freunden zu unterhalten, die dort eingekerkert sind...«
Sie lächelte strahlend. »Das werde ich sehr gerne tun, Tod! Seine Erbärmlichkeit hier hat mir
ständig irgendwelche bürokratischen Stolpersteine in den Weg gerollt, wenn ich mal einen Freund
besuchen wollte; vielleicht kann er das diesmal nicht tun.«
»Dann gehen wir«, sagte Satan wütend. Er drückte gegen das Innere der Bildschirmscheibe, die sich
wie eine Glastür nach außen öffnete. »Hereinspaziert.«
Molly reichte Zane die Hand. »Tritt einfach aus deinem Körper heraus, Tod«, sagte sie. »Jetzt
bist du dein eigener Klient.«
Unsicher nahm Zane die Hand. Er hatte eine merkwürdige Empfindung, als würde sich in seinem
Inneren eine Art Kluft auftun, dann erhob er sich aus dem Sessel. Er drehte sich um und sah, wie
er selbst dort saß, ganz so, als würde er schlafen oder als wäre er tot. Seine Seele hatte seinen
Körper verlassen.
»Am Anfang fühlt es sich ein bißchen merkwürdig an«, beruhigte ihn Molly. »Aber in zehn Jahren
hat man sich dann daran gewöhnt. Komm schon.« Sie zog ihn zu dem offenen Fernseher.
Ohne jede Schwierigkeit traten sie hindurch, denn lebende Seelen waren enorm anpassungsfähig.
Zane fühlte sich überhaupt nicht dünn oder durchsichtig wie die Seelen, mit denen er sonst zu tun
hatte; sich selbst erschien er als durchaus feststofflich.
Nun befanden sie sich in einer Art Heizungsraum, von einem Ring offenen Feuers umgeben, das dicke
Rauchschwaden aussandte, die die Decke färbten. Die Luft war heiß.
»Willkommen in der Hölle, Tod«, sagte Satan und reichte ihm die Hand. Sie war rot mit feinen
Schuppen, und die Fingernägel waren Krallen. Zane zögerte, doch dann nahm er die Hand an. Es war
wohl das klügste, so höflich wie möglich zu bleiben.
Die Hand war zwar heiß, aber nicht sengend. »Es gibt doch keinen Ort, der es der Gegenwart
gleichtun kann«, sagte der Herr des Bösen forsch. Aus der Nähe betrachtet wirkte auch sein Kopf
ein wenig markanter. Seine Hörner waren größer und heller, als sie zuvor ausgesehen hatten;
Fangzähne glitzerten zwischen seinen dünnen Lippen, und sein Haar glich einem

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