Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
Gelegenheit ist nur ein Teilaspekt der Sache.« Sie atmete noch einmal durch. »Ich habe schwarze
Magie praktiziert.«
»Ich dachte, das wäre dein Vater gewesen, und nicht du.«
Doch er bemerkte, daß ihr rechter Stein dunkel blieb, während ihr linker noch um eine weitere
Spur heller geworden war. Sie war also wirklich schuldig, wenngleich er selbst sich nichts aus
schwarzer Magie machte. Magie war schließlich Magie, nicht wahr? Was machte die Farbe da schon
für einen Unterschied?
Sie wartete auf sein zweites Geständnis. »Ich habe fast alles verspielt, was ich besaß,
Freundschaften eingeschlossen.«
»Glücksspiel ist nicht wirklich böse«, wandte sie ein. Doch sein Sündenstein war deutlich heller
geworden.
»Ich muß das erklären«, meinte er grimmig. Nun verstand er, weshalb Luna das so schwer fand! »Es
gab da ein Mädchen, das mich liebte... das sagte sie jedenfalls... aber ich wollte sie nicht
heiraten, weil sie nicht schön war, und weil sie arm war. Ich wollte Geld heiraten. Sie... später
erfuhr ich, daß sie Selbstmord begangen hatte. Das war die Freundschaft, die ich
verspielte... indem ich auf eine reichere setzte.«
»Das ist schlimm«, stimmte Luna ihm zu. »Hast du gewußt, daß sie sich umbringen würde?«
»Ich habe nie daran gedacht - erst nachdem es geschehen war. Dann erkannte ich, daß ich es hätte
kommen sehen müssen. Ich hätte sie heiraten sollen.«
»Obwohl du sie nicht liebtest?«
»Sie war ein gutes Mädchen! Es wäre viel besser gewesen, sie zu heiraten, als sie zu töten!« Doch
sein Wahrheitsstein flackerte, denn er wußte, daß er sie nicht wirklich umgebracht hatte.
»Hinterher neigen wir oft dazu, uns für böser zu halten, als uns zusteht«, bemerkte Luna, als sie
das Flackern bemerkte.
»Du glaubst, sie sei gestorben, weil du sie nicht geheiratet hast - aber das ist keine Grundlage
für eine Ehe. Vielleicht war das Geld, auf das du hofftest, für dich nur ein Vorwand, um dich aus
einer Beziehung herauszuwinden, von der du wußtest, daß sie sowieso nicht funktionieren
würde.«
»Das glaube ich nicht.«
Doch wieder flackerte sein Wahrheitsstein auf. »Ich habe eine Menge darüber nachgedacht,
hinterher. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß ich nicht genug Rücksicht auf ihre Gefühle
genommen habe, sondern nur auf meine eigenen. Ich beschloß, nicht mehr so zu sein. Ich hätte
begreifen müssen, daß sie schwanger war. Wenn sie es mir gesagt hätte...«
Luna lächelte flüchtig. »Manche Mädchen tun das nicht. Du hättest getan, was du für richtig
hieltest, aber du hast es nicht gewußt. Ich würde jedenfalls nicht versuchen, einen Mann
dadurch einzufangen, indem ich ihm sage, daß ich schwanger bin.«
»Das hättest du auch gar nicht gebraucht! Aber sie war es wirklich!« Dennoch wußte er das
Argument zu schätzen. Das Mädchen hatte seine Liebe gewollt und nicht sein Baby.
Jetzt war sie wieder an der Reihe. »Ich habe meinen Vater getäuscht. Er dachte, daß selbst ich
keinerlei schöpferische Magie beherrsche.«
»Und du willst böse sein!« tadelte Zane. »Du hast schwarze Magie praktiziert und das vor deinem
Vater verborgen, der selbst ein Schwarzmagier war. Das ist nicht eben viel.«
»Abgesehen davon, daß ich mich einem Dämon prostituiert habe«, erinnerte sie ihn in scharfem
Ton.
Da war etwas dran. »Warum hast du das getan?«
»Um die schwarze Magie zu erlernen. Mein Vater wollte mich natürlich nicht darin unterweisen. Er
wollte, daß ich sauber bleibe. Der Mann, den ich am meisten achte - und ich habe ihn ganz bewußt
betrogen! So, womit willst du das übertrumpfen?«
Jetzt war Zane damit an der Reihe, tief durchzuatmen. »Ich habe meine Mutter getötet.«
Nun starrte sie ihn fassungslos an. »Das ist nicht dein Ernst!«
Zane hielt seinen Wahrheitsstein empor, der dunkel geblieben war. »Ich habe es wirklich getan.
Dann habe ich mein Erbe beim Glücksspiel verschleudert und versucht, die Verluste durch
Veruntreuung wieder auszugleichen.«
Und jetzt leuchtete sein Sündenstein heller als ihrer.
»Du hast dich wacker geschlagen«, meinte Luna. »Aber dennoch ist mehr Böses in mir,
weil...«
»Weil du einen Teil der bösen Taten deines Vaters auf dich genommen hast«, wandte er schnell ein.
»Er dachte, du wärst im Gleichgewicht, wenn man sein Böses dazurechnete, aber das bist du nicht.
Und was bedeutet das?«
»Daß ich zu Hölle verdammt bin«, gestand sie. »Natürlich wußte er nichts über meine anderen bösen
Taten.
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