Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
noch mehr Sünden auf meinem Seelenkonto, und weitere
Geldschulden dazu. Ich verließ die Stadt, ging nach Kilvarough, nahm eine neue Identität an und
schlug mich mehrere Jahre so recht und schlecht durch, mit Schuld und Trauer belastet, immer noch
in der Hoffnung, ich könnte irgendeine Geldquelle auftun, um die Sache wieder ins Lot zu bringen,
in der Hoffnung, jemanden mit Geld zu heiraten, bis schließlich diese andere Sache...«
Er brach ab.
»Ich glaube, ich habe zuviel erzählt.«
Luna beobachtete ihn angespannt.
»Der Wahrheitsstein hat nie geflackert.«
»Warum sollte er auch? Das ist schließlich die Ruine meines Lebens. Ich habe Alpträume deswegen
gehabt, bis die Träume wirklicher wurden als die Wirklichkeit und ich nun immer wieder versuche,
das Blut von meinen Armen zu wischen oder mich selbst zu blenden, um das Gesicht meiner
sterbenden Mutter nicht mehr sehen zu müssen.«
»Aber du warst doch gar nicht dabei, als sie starb!«
»In meinen Träumen schon.«
»Deine Mutter... das war ein Gnadentod.«
»Töten ist eine Sünde. Das weiß ich jetzt; das wußte ich auch damals. Alles andere ist nur der
Versuch, es wegzuerklären.«
»So hast du über mich gerade eben aber nicht geurteilt.«
»Warum sollte ich über dich urteilen? Ich kenne dich doch kaum.« Luna legte ihre beiden Steine
ab, dann nahm sie ihm die seinen aus der Hand. »Ich glaube, du hast dir das Privileg verdient,
meine Bekanntschaft zu machen, Zane. Komm mit.«
Sie führte ihn in einen Raum, der wie ein Malatelier aussah.
Dort befanden sich einige professionell ausgeführte Gemälde, und einige halbfertige standen auf
Staffeleien. Die Motive waren gewöhnliche Menschen, Orte und Gegenstände - doch die Ausführung
war außergewöhnlich: Alle Konturen waren durch eine schwache Farbschicht unscharf gemacht, als
stünde jede Person in ihrem eigenen Nebel. »Was hältst du davon?« fragte Luna.
Zane spürte eine wachsende Erregtheit, als er die Gemälde betrachtete. »Sind das deine?«
»Mein Vater wollte, daß ich Malerin werde«, erwiderte Sie.
»Jetzt weiß ich, weshalb er mich zu dir geführt hat!« Wieder legte sie allerliebst den Kopf
schräg. »Weshalb?«
»Er wußte mit Sicherheit von meinen Interessen! Du sagtest, er müsse über mich Nachforschungen
angestellt und sehr viel über mich gewußt haben. Und er sorgte dafür, zu sterben, als er sich in
einem Halbzustand befand und als ich der Tod war. Er hätte auch länger leben können, wenn er
gewollt hätte, nicht wahr?«
»Ja«, stimmte sie zu. »Er erzählte mir, daß der richtige Sterbezeitpunkt wichtig sei, aber wollte
mir nicht erklären, warum.«
»Um mich herbeizurufen, und nicht den früheren Tod! Weil ich künstlerische Ambitionen habe. Ich
bin ein Aurafotograf, ware es jedenfalls, oder habe versucht, einer zu sein, bevor ich der Tod
wurde. Ich hatte eigentlich nicht die richtige Ausrüstung. Deshalb brauchte ich damals auch
Geld... aber das ist bloß eine weitere langweilige Geschichte.«
»Du erkennst mein Thema?« fragte sie, und ihr Ausdruck erhellte sich.
»Natürlich erkenne ich es! Ich habe doch mein ganzes Leben lang Auras fotografiert! Die meisten
Leute können sie zwar nicht sehen, aber ich kann es schon, mit meiner Ausrüstung, und jetzt weiß
ich, daß du es auch kannst. Deine Bilder sind wunderschön! Ich konnte den vollen Effekt nie ganz
auf Film bannen. Als ich versuchte, meine Bilder zu verkaufen, kamen die besten Angebote von
Pornoverlegern, weil meine Technik die Kleidung bei Frauen unscharf werden ließ, aber darum ging
es überhaupt nicht.«
»Überhaupt nicht«, pflichtete sie ihm bei. »Dennoch ergibt das noch keinen Sinn. Wenn mein Vater
von dir wußte, hätte er dich auch einfach einladen können, hierher zu kommen, oder er hätte dich
schlicht herbeizaubern können, um dir mit einem Vergessenszauber die Erinnerung daran zu nehmen,
falls es nicht zufriedenstellend verlaufen wäre. Jedenfalls hätte er dafür nicht sterben
müssen.«
Zanes Erleuchtung brach in sich zusammen.
»Das stimmt! Aber er muß irgendeinen Grund gehabt haben.«
»Ja, das muß er«, meinte sie nüchtern. »Er war ein höchst intelligenter und vernünftiger Mann.
Hinter dieser Sache steckt mehr, als wir wissen.«
»Du... du hast gesagt, daß du mit schwarzer Magie gearbeitet hast. Könntest du es nicht damit
herausbekommen?«
Luna überlegte. »Ich habe gelernt, viele der Steine zu benutzen, die mein Vater hergestellt hat.
Manche ermöglichen es
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