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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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eine große, offene Höhlung, in deren Boden Holzpfähle
staken, die angespitzten Enden ragten in die Höhe. Die drei Soldaten waren darauf aufgespießt.
Zwei von ihnen waren tot, der dritte lag im Sterben - sein Klient.
Zane glitt vorsichtig an der steilen Grubenwand hinab und landete auf den Füßen. Das kostete ihn
zwar nur einige Sekunden, doch im Laufe dieser Zeitspanne wurde ihm bewußt, wie sehr der Mann
litt. Der Soldat hatte sich im Fall anscheinend umgedreht, und die gnadenlose Spitze hatte seinen
Rücken durchbohrt, um seitlich am Unterleib wieder hervorzutreten. So war er auf gräßlichste
Weise aufgespießt, während Kopf und Füße herabbaumelten. Er blutete kaum, denn der Pfahl füllte
die Wunde völlig aus.
Zane mußte würgen, biß aber die Zähne zusammen. Er sprang hinüber und hakte die Seele des
Soldaten aus, um ihn von seiner Pein zu erlösen. Dann drehte er sich um und lehnte sich gegen die
Grubenwand, wobei er angestrengt und krampfartig nach Luft schnappte.
»Sie sind neu in der Branche, wie?« fragte eine Stimme.
Zane wandte sich um, er fühlte sich noch immer schwindlig und übel. Zwischen den Pfählen stand
ein großer Mann. Er trug eine knappe, polierte Rüstung, ein kurzes Kettenhemd und einen
reichverzierten Goldhelm, genau wie ein Abbild des griechischen Gottes des...
»Der Krieg!« rief Zane.
»Der Tod!« konterte der Mann sarkastisch.
»Ich wußte nicht...«
»Daß ich existiere?« Der Krieg machte eine herrische Gebärde. »Und wer, wenn nicht Mars, sollte
Ihrer Meinung nach wohl diesen Streit hier beaufsichtigen?«
»Niemand«, gab Zane zu und beruhigte sich etwas. »Ich habe die Sache lediglich nicht ganz zu Ende
gedacht.«
»Ich wollte Sie ohnehin mal treffen«, meinte Mars.
»Schließlich müssen wir uns oft zusammentun.«
»Ja«, stimmte Zane angewidert zu. »Ich lerne immer noch. Die Routineaufgaben beherrsche ich schon
ganz gut, aber Szenen wie diese hier...«
»Das hier ist eine gute Szene«, erwiderte Mars. »Beschränkt, aber intensiv. Es ist das Beste, was
sich zwischen größeren Auseinandersetzungen anbietet.«
»Sie mögen Ihre Arbeit?« fragte Zane und gab sich kaum Mühe, seinen Ekel zu verbergen. »Was läßt
sich denn mit Kampf und Blutvergießen schon erreichen?«
»Ich bin froh, daß Sie diese Frage gestellt haben«, antwortete Mars ausholend, und plötzlich
bereute Zane, daß er es getan hatte. Selbstrechtfertigungsreden lohnten sich in der Regel immer
nur für denjenen, der sie hielt.
»Der Krieg ist die letzte Zuflucht vor Unterdrückung und Unrecht. Sie haben noch einen weiteren
Klienten auf Ihrer Uhr. Ich werde Sie begleiten, während Sie sich um ihn kümmern.«
Zane stellte fest, daß dem tatsächlich so war. Nun hatte er nicht einmal mehr eine Ausrede, um
die Gesellschaft dieses grimmigen Kriegers zu fliehen.
Mars schritt zu einer Grubenecke, wo eine Rampe aus festgestampfter Erde zum Dschungelboden
emporführte. Zane blickte wieder auf seine Uhr und überzeugte sich davon, daß er noch fünf
Minuten hatte, um einen Klienten aufzusuchen, der sich ganz in der Nähe befand. Also folgte er
dem Kriegsgott.
»Welche Zuflucht haben diese toten Soldaten denn noch?« fragte Zane aufgewühlt. »Inwiefern hat
diese Schlacht ihnen geholfen?«
»Sie haben den Ruhm«, erklärte Mars. »Alle Menschen müssen irgendwann einmal sterben, und die
meisten von ihnen tun es schmachvoll durch Altersschwäche, Krankheit oder Unglück. Nur im Krieg
können große Mengen von ihnen in anständigem Ruhm dahinscheiden.«
»Ruhm?« Zane dachte an seinen letzten Klienten, der schmerzverkrümmt auf einen Holzpfahl gespießt
worden war.
»Sieht mir eher nach Schlachterei aus.«
Mars lachte dröhnend.
»Sauber, Tod! Sie sehen nur den Augenblick der Pein, ich dagegen den ewigen Namen. Einen
Augenblick des Schmerzes für eine Ewigkeit des Ruhmes! Diese Männer opfern ihr Blut auf dem Altar
der Rechtschaffenheit. Dies ist das Ende, das ihr gesamtes weltliches Leben sublim macht.«
»Aber was ist mit jenen, die im Kampf für die falsche Sache sterben?«
»Es gibt keine falsche Sache! Es gibt nur unterschiedliche Wege zum Ruhm und zur Ehre.«
»Unterschiedliche Wege!« rief Zane. »Das ist doch nur sinnlose Brutalität!«
»Sie sprechen von Brutalität«, erwiderte Mars, als freue er sich über die Herausforderung durch
Zanes Widerstand. »Ich glaube, in Ihrem Amt gehen Sie nicht weniger brutal vor. Wie viele von
Ihren Klienten wechseln denn auf sanften

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