Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
dem Benutzer, die Motive anderer festzustellen. Aber schwarze Magie ist die
Macht Satans, und Satan weiß genau, wenn etwas davon angewandt wird. Ich möchte nicht, daß sein
verderbliches Auge auf mir ruht, es sei denn, es gibt keinen anderen Weg.«
»Hast du keine weißmagischen Steine?«
»Auf der weißen Magie ruht das gütige Auge Gottes. Ich glaube, diesen Blick will ich auch nicht
unbedingt auf mich aufmerksam machen. Nicht während ich meinen Vater untersuche, dessen ewiges
Schicksal noch ungewiß ist.«
»Was ist denn eigentlich der Unterschied? Ist Magie nicht immer dieselbe, ob sie nun weiß oder
schwarz ist?«
»Die Kraft ist dieselbe, aber die Aspekte unterscheiden sich. Magie ist wie Magnetismus, sie
besitzt einen weißen und einen schwarzen Pol. Wenn man sich auf den weißen Pol konzentriert,
verbündet man sich mit Gott; der schwarze Pol dagegen führt einen zum Satan.«
»Warum bleibt dann nicht jeder bei der weißen Magie?«
»Das können nur gute Menschen tun. Böse Menschen stellen eher eine Beziehung zum schwarzen Pol
her. Es ist... natürlich stimmt dieser Vergleich nicht haargenau, denn die Wissenschaft der Magie
ist ebenso komplex wie die Magie der Elektronik... Es ist, als würde man an einem Berg
vorbeikommen. Der weiße Pol ist der Gipfel, in einer beschwingenden Höhe, aber um ihn zu
erreichen, bedarf es einer Menge Anstrengung, und man darf sich nur wenige Fehltritte leisten.
Der schwarze Pol befindet sich am Nadir, und es ist leicht, bergab zu gehen; manchmal kann man
sich sogar einfach hinsetzen und hinunterrollen oder -gleiten, und wenn man gar fällt, gelangt
man sogar sehr schnell ans Ziel. Wenn man nicht darauf achtet, wohin man geht, wird man sehr
leicht nach unten kommen, weil das der Weg des geringsten Widerstands ist. Da der
Durchschnittsmensch nur eine äußerst vage Vorstellung davon hat, wohin er geht, und weil er dazu
neigt, die Konsequenzen des Bösen aus seinem Bewußtsein zu verdrängen, wird er unweigerlich in
die Tiefe gleiten. Unten am Fuß des Berges gibt es sehr viel mehr Platz als oben auf dem Gipfel!
Selbst jene von uns, die um die Situation wissen, können in Schwierigkeiten geraten, so wie du
Böses tun mußtest, um deiner Mutter etwas Gutes anzutun. Als ich böse wurde, verlor die weiße
Magie für mich ihre Wirksamkeit, während die schwarze Magie proportional mächtiger wurde. Denk an
die magnetischen Pole: Je mehr man sich dem einen nähert, um so kräftiger zieht er einen an.
Deshalb ist es für einen bösen Menschen sehr viel schwieriger, gut zu werden, als es für einen
guten Menschen ist, gut zu bleiben. Nur kann ich durch das Schwarze sehr viel mehr
erreichen.«
»Aber wenn die schwarze Magie dich dem Satan entgegentreibt...«
»Ganz genau. Böses erleichtert Böses und beschleunigt auf diese Weise das Hinabgleiten in die
Tiefe. Ich wage es nicht mehr, weiterhin schwarze Magie anzuwenden, wenn ich schließlich doch
noch erlöst werden will. Ich stecke ohnehin schon fast zu tief darin.«
»Also kannst du keine Magie anwenden, um festzustellen, was dein Vater wirklich wollte.«
»Ich weiß schon, was er wollte - er wollte uns miteinander bekannt machen. Ich weiß nur
nicht, weshalb .«
Zane nickte. »Es ist ein Rätsel. Laß uns einander wieder treffen, vielleicht bekommen wir es
heraus.«
Sie lächelte. »Ja, ich glaube, wir verstehen uns jetzt gegenseitig besser. Wir haben jeder das
Böse im anderen ausgelotet, ohne von ihm abgestoßen zu sein.«
Wie wahr! Zane hatte noch nie einem Menschen von seinem Mordgeheimnis erzählt, und er war
überzeugt davon, daß Luna das ihre ebenfalls keinem anderen offenbart hatte. Es hatte sich
herausgestellt, daß beider Geheimnisse einiges gemeinsam hatten, denn sie waren beide ins Reich
des Bösen hinabgestiegen, um einem geachteten Elternteil zu helfen. Nein, sie würden einander
nicht verdammen. Dies und die Aurakunst zeigte eine Verbindung zwischen ihnen. Dennoch schien das
noch kein hinreichender Grund für die ungeheuerliche Maßnahme zu sein, die der Magier ergriffen
hatte, indem er sein Leben opferte.
Zane wandte sich zum Gehen.
»Ich muß wieder an die Arbeit.«
Sie blickte zu ihm auf, und ihre grauen Augen wirkten größer und heller als vorher, wie Monde.
Doch es war nicht mehr so sehr ihre körperliche Schönheit, die er wahrnahm, als vielmehr der
Charakter einer Persönlichkeit, die sich für ihren Vater aufgeopfert hatte. »Ja, natürlich. Das
Leben ist Kunst, und

Weitere Kostenlose Bücher