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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Sangesschwingen in die Ewigkeit über? Ich will Ihnen
gleich die Antwort darauf geben - verdammt wenige! Selbst Ihre Reformen sind brutalste Quälerei
und weniger zu rechtfertigen als das, was ich meinen Klienten biete.«
»Ihre Klienten sind auch meine Klienten!« protestierte Zane.
»Ihre Klienten, meine Klienten«, meinte Mars schulterzuckend. Er besaß ausgezeichnete breite
Schultern, die sein Zucken sehr eindrucksvoll untermalten.
»Manche überschneiden sich zwar. Aber die meisten nicht. Denken Sie doch nur mal an
Hinrichtungsmethoden. Billigen Sie es etwa, einen Menschen zu Tode zu steinigen, ganz egal, um
welches Verbrechen es sich handeln mag, möglicherweise sogar nur deshalb, weil er seine Zeit mit
einer willigen Frau verbracht hat? Oder daß man ihn für seinen Glauben kreuzigt? Daß man ihm den
Leib auf dem Rad zerschlägt, weil er einen Laib Brot gestohlen hat, um nicht zu verhungern; oder
daß man ihm mit Hilfe von Ketten und sechs Pferden die Gliedmaßen abreißt, weil er sich weigerte,
genügend Schmiergelder zu zahlen; oder ihn am Pfahl zu verbrennen, aufgrund einer falschen
Anklage wegen Hexerei?«
»Nein, natürlich nicht!« erwiderte Zane, von diesem Katalog des Grauens angewidert. Mars besaß
wirklich eine unverblümte, deutliche Sprache! »Aber man hat die Hinrichtung doch
reformiert.«
»Reformiert!« schnaubte Mars. »Ich erinnere mich noch an die französische Reform. Der Doktor
Guillotine erfand eine riesige, humane Klinge, mit der man den Hals schnell und sauber
durchtrennen konnte. Schluß mit dieser schmutzigen und manchmal ziemlich unpräzisen Hackerei, bei
der man auch mal eine Schulter zerteilte oder nur den oberen Teil des Kopfes abschlug oder gar
die Hände der unschuldigen Person, die den Kopf des Verurteilten festhielt. Diese moderne Methode
brachte den Armen den Segen der Elite, denn vorher hatten nur Edelleute einen Anspruch auf
Exekution durch das Schwert. Wissen Sie noch, was man aus dieser Erfindung gemacht hat? Ich werde
es Ihnen sagen. Man entdeckte, daß man damit den politischen Mord endlich als Massenproduktion
ausüben konnte! So konnte man gleich Tausende von Menschen an einem einzigen Tag umbringen,
hack-hack-hack! Die Französische Revolution ist wegen dieser humanen Reform berüchtigt
geworden!«
Zane antwortete nicht. Mars war viel zu kampfeslustig.
Sie gelangten an ein halbzerfallenes Bauernhaus. Davor schritt gerade ein Regierungssoldat
vorbei. Plötzlich kam ein Kind von etwa zehn Jahren, ein kleines Mädchen, aus dem Haus gestürzt.
Der Soldat riß sein Gewehr herum, doch dann hielt er inne, als er merkte, daß er es nicht mit
einem Guerrillero zu tun hatte. Das Mädchen rannte auf ihn zu, etwas in den Händen tragend. Als
sie ihn erreicht hatte, nestelte sie an dem Gegenstand.
»He - das ist ja eine Granate!« schrie der Soldat entsetzt.
Das Mädchen warf die Arme um ihn, noch immer die Granate festhaltend. Der Soldat versuchte, sie
ihr aus der Hand zu reißen, doch sie klammerte sich an ihn wie ein Blutegel, ihr dürres
Körpergestell erfüllt von der Kraft des Fanatismus. Da explodierte die Granate.
Beide flogen, in Fetzen gerissen, auseinander. Blut spritzte gegen die Hauswand. »Das war
wunderschön«, meinte Mars. »Dieses Kind macht seiner Familie sehr viel Ehre.«
»Ehre!« schrie Zane empört. »Das reine Grauen nenne ich das!«
»Das auch«, stimmte Mars ihm freundlich zu. »Die beiden neigen dazu, sich bei derlei
Gelegenheiten miteinander zu verbinden. Das ist auch einer der Gründe, weshalb selbst winzige
Scharmützel noch so interessant sind.«
Da erschien ein weiterer Soldat. Er hatte die Explosion gehört und erblickte nun das Blutbad. Er
hielt einen Flammenwerfer in den Händen. Den entfachte er und richtete die Flamme auf das
Haus.
Ein zweites Kind, ein Junge, jünger als das Mädchen, kam aus dem Haus gelaufen, auf den Soldaten
zu. Doch der Mann schwenkte den Flammenwerfer auf ihn, und sofort begann das Opfer lichterloh zu
brennen. Danach konzentrierte sich der Soldat auf das Haus und setzte es in Brand.
Die kohlende Masse auf dem Boden stieß ein Wimmern aus.
»Ihr Klient, glaube ich«, erinnerte Mars Zane an seine Pflicht.
Wie konnte er das nur übersehen! Die Todesuhr stand auf null, und der Pfeil zeigte auf den
Jungen. Zane eilte hinüber und entnahm die Seele des Kindes. Das Wimmern verstummte.
»Welche Ehre hat es für dieses Kind gegeben?« wollte er wissen.
»Nicht viel«, gestand Mars. »Es ist bei

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