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Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3

Titel: Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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seinem Auftrag gescheitert. Versagen verdient keine
Belohnung.«
»Darum ging es mir nicht! Ohne diesen Krieg würde es überhaupt keine Tode geben! Dann wäre ich
gar nicht herbei gerufen worden. All dieses Entsetzen hätte nie stattgefunden!«
»Im Gegenteil«, erwiderte Mars nachsichtig. »Ohne diesen Krieg würde die Unterdrückung dieses
Volkes uneingeschränkt weitergehen, würde es geknechtet, seines Besitzes beraubt und ausgehungert
werden. Es stimmt zwar, daß die Opfer hier sonst später gestorben wären, aber auf noch schlimmere
Weise - wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt werden. Jetzt lernen sie, wie Wölfe zu sterben,
die ihr Revier verteidigen. Die Gewalt ist nur der am leichtesten erkennbare Aspekt einer
notwendigen Korrektur, ganz ähnlich wie ein Erdbeben unterirdische Druckbelastungen entlädt.
Weisen Sie nicht dem Symptom die Schuld zu, werter Kollege; machen Sie vielmehr die grundlegende
gesellschaftliche Ungerechtigkeit dafür verantwortlich, welche Neuentwicklung und Freiheit
erstickt und sich in keiner anderen Weise berichtigen läßt. Ich bin gekommen, um Unrecht in Recht
zu verwandeln, und nicht umgekehrt. Ich bin das Skalpell des Chirurgen, der den Krebs
wegschneidet. Mag sein, daß meine Schneide einen Augenblick schmerzt und daß dabei auch etwas
Blut fließt, aber meine Sache ist gerecht, so wie es die Ihre auch ist.«
Zane mußte feststellen, daß er die schlichte, grobgehauene Logik Mars' nicht widerlegen konnte.
Doch als er die immer noch rauchenden Überreste des Kindes betrachtete, dessen Seele er eingeholt
hatte, keimte in ihm die Befürchtung auf, daß Mars nicht so sehr Gott diente, sondern
Satan.
»Ich denke, Sie werden sich irgendwann selbst einmal im Krieg wiederfinden«, fuhr Mars fort. »Ich
rate Ihnen, sich darauf vorzubereiten, indem Sie sich mit Ihrer Waffe vertraut machen.«
»Meine einzige Waffe ist die Sense«, brummte Zane.
»Und was für eine prächtige Waffe das doch ist!« meinte Mars.
»Mortis!« rief Zane, und der treue Hengst erschien sofort.
Zane saß auf und ritt davon, ohne ein weiteres Wort mit Mars zu wechseln.
Er traf etwas zu früh am Ziel ein, wie es in letzter Zeit immer häufiger vorkam. Die Adresse war
ein heruntergekommenes Pflegeheim im Elendsviertel der Ausflugsstadt Miami, eingekeilt zwischen
einer altersmorschen Tanzhalle und einer alten evangelikalen Kirche. Im Inneren war es finster
und stank nach Urin. Alte Leute saßen regungslos herum, vielleicht schliefen sie. Allgemein
kündete die Atmosphäre von Hoffnungslosigkeit. Zane mochte solche Orte nicht und hatte darum
gekämpft, es seiner Mutter zu ersparen, dort zu enden - mit allzu großem Erfolg.
Sein Klient war ein alter Mann mit einer weißen Haartolle und braunen Streifen im Gesicht, wo ihm
der Speichel aus den Mundwinkeln troff. Zane schritt auf ihn zu, blieb jedoch stehen, als er den
Strick bemerkte. »Sie sind ja an Ihren Stuhl gefesselt!« rief er.
Der Mann hob den Blick. »Sonst würde ich herunterfallen«, erklärte er.
Zane begriff, daß diese Institution sich keine angemessenen Geräte und entsprechendes Personal
leisten konnte. Die Armen und Obdachlosen konnten sich keinen luxuriösen Lebensabend
erlauben.
»Eine Bitte«, sagte der Mann, »wenn es nicht zuviel verlangt ist.«
»Wenn ich sie erfüllen kann«, erwiderte Zane vorsichtig. »Sie wissen, daß ich keinen Aufschub
gewähren kann, wenn es sich um eine tödliche Krankheit handelt, die...«
»Ich möchte eine Hymne hören, zum Abschied.«
Zane war überrascht. »Eine Hymne?«
»Heilig, heilig, heilig. Die habe ich am liebsten. Ich habe sie schon seit Jahren nicht
mehr gehört, und sie fehlt mir.«
Zane kämpfte gegen seine Verwirrung an. »Sie möchten, daß jemand ein Lied singt?«
»Oh, eine Plattenaufnahme wäre auch in Ordnung«, erwiderte der Alte. »Nur, um die Melodie zu
hören. Es ist eine großartige Hymne! Aber ich weiß, mein Wunsch ist töricht.«
Zane überlegte. »Mir scheint er einfach genug zu sein.« Der Mann schüttelte den Kopf, bereit, nun
die Gegenposition zu vertreten. »Die dulden hier keine Musik.«
Da ergriff ein anderer Mann das Wort.
»Wir kriegen allerdings genug Lärm von den Nachbarn mit! Nachts dieses Höllengetöse von der
Tanzhalle, daß wir nicht schlafen können, und außerdem diese kreischenden Predigten und
Versammlungen von der anderen Seite, dieser 'gelikalischen Kirche.«
Nun gerieten auch die anderen im Raum in Bewegung. Zanes Erscheinen war eine

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