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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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riß an seiner Kapuze.
Irgend etwas umschlang seine Arme, so daß er nicht richtig reißen konnte, und die Kapuze legte
sich erstickend dicht um seinen Kopf. Er schüttelte die Hindernisse ab und griff mit beiden
Händen nach der Kapuze. Sie streckte sich wie Tüll, löste sich aber nicht.
Wie ein Wahnsinniger riß er daran, doch seine Handschuhe behinderten ihn. Fieberhaft riß er sie
von den Händen.
Das Alicorn machte einen Satz, der ihn beinahe abgeworfen hätte. Im letzten Augenblick konnte er
sich noch an der Mähne festklammern. Das verzögerte seinen Angriff auf die Kapuze, und schon
einen Augenblick später ließ das Verlangen nach.
Nun entspannte sich die Kapuze wieder. Sie glitt von seinem Gesicht, hinunter zum Boden, und
wurde wieder zu dem Gäm.
»Wir haben es geschafft!« sagte Dursten. »Hast aber mächtig gekämpft, Nort, als würdest du
ersticken!«
Nortons Verstand wurde wieder klar. »Wenn das schon der gefilterte Sirenengesang war, hätte ich
den ungefilterten niemals durchgestanden!«
»Ach, Nort, da gab's nichts als Treibsand und Maden«, berichtete Dursten. »Da wärst du einfach
kopfüber versunken.«
»Das kann ich nicht glauben! Diese wunderschöne Musik...«
»Hier, ich zeig's dir. Gämmi, mach mal 'n Flutlicht.«
Das Gäm verformte sich zu einem Flutlicht, das auf einem hohen Stativ stand. Der Raumfahrer
knipste den Schalter an, und der Lichtstrahl fiel auf eine ferne Mauer. Dursten ließ ihn zu Boden
schwenken, wo die Abdrücke des Alicorn zu sehen waren.
In hundert Fuß Entfernung verschwanden diese Spuren in einem monströsen, kochenden Sumpf. Winzige
weiße Dinger waren zu sehen, die aus dem Schlamm hervorkrabbelten und wieder hineinschlüpften -
die Maden.
»Da mußten wir durch. Bäh!« sagte Excelsia und rümpfte die Nase. »Zum Glück konnte das Alicorn
die seichtesten Stellen ausfindig machen. Fliegen konnte er nicht, weil wir dicht genug bei Euch
bleiben mußten, um Euch daran zu hindern, die Kapuze abzureißen. Ein falscher Schritt, und wir
wären alle darin ertrunken.«
»Danke, Freunde!« sagte Norton voller Demut.
»Wir sind nicht wirklich deine Freunde«, murmelte das Gäm in seiner Flutlichtgestalt. »Wir
spielen lediglich die Rolle, die uns zugewiesen wurde.«
»Vielleicht tut ihr das«, erwiderte Norton. »Aber sie wissen nicht, daß sie Rollen
spielen, wie du sagtest. Also sind sie ebenso gute Freunde wie alle anderen auch, nicht
wahr?«
»Ich sehe mich belehrt«, gestand das Alien. »Das ist eine sehr menschliche Nuance der
Interpretation.«
Norton wandte sich in die andere Richtung. Dort war die dritte Kammer; auf einer Tür in der Wand
stand: 3-D-Kammer. »Nun, gehen wir doch hinein.«
»Das mußt du allein tun«, sagte das Gäm und nahm wieder seine ursprüngliche glubschäugige Gestalt
an.
»Unsere Wahrnehmungen sind nicht dieselben wie deine. Nicht einmal Snings sind deine, wenngleich
er versteht, was du wahrnimmst. Du mußt aus eigener Anstrengung deine Wahrnehmung der
Wirklichkeit auf die Reihe bringen, nur dann hast du auch die Herrschaft darüber. Wir wünschen
dir alles Gute.«
»Na klar doch«, meinte Dursten.
»Wenn Ihr erfolgreich seid«, sagte Excelsia, »so versprecht, daß Ihr wenigstens zurückkehren
werdet, um Lebewohl zu sagen.« Eine zarte Träne glitzerte in ihrem Auge.
»Das werde ich«, willigte Norton ein. Er legte die Hand auf den Türknopf und drehte ihn. Die
runde Tür knirschte altertümlich in den Scharnieren. Die runde Luke, die dahinter lag, war
schwarz.
Er trat durch die Öffnung - und fand sich selbst im tiefen Raum schwebend, während sich hinter
ihm die Tür schloß. Sie schnitt auch Excelsias Kerzenlicht ab; in der Dunkelheit leuchteten die
Sterne mit übernatürlicher Klarheit, und das Band der Milchstraße folgte in einem riesigen Kreis
seiner Schlangenbahn.
Hinten, wo die Tür gewesen war, loderte die Sonne - doch es gelang ihr nicht, die anderen Sterne
zu überstrahlen.
»Was muß ich jetzt tun?« fragte er und bemerkte, daß sein Umhang sich ausgebreitet hatte, um ihn
vor dem Vakuum und der Strahlung des interstellaren Raums zu schützen. Es schien keinerlei Rolle
zu spielen, ob er sich in der Realität oder in der Illusion befand; er fühlte sich wohl.
Druck, Druck, Druck.
Oh, ja - er mußte die Sache ja aus eigener Kraft herausfinden. »Aber ich bin hier doch in
Sicherheit, egal was ich tue?«
Druck.
Was er tun mußte, war, seine Wahrnehmung mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung zu

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