Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Fürsten des Bösen? Wie können Sie von mir verlangen, das zu
glauben?«
»Sie können es selbst überprüfen. Da ist nichts Geheimnisvolles, alles steht Ihnen offen. Dieser
Mann steht im Begriff, die Chance seines Lebens zu verpassen. Mein Diener wird ihn lediglich auf
die rechte Bahn lenken.«
»Warum sollten Sie irgendeinem Sterblichen etwas Gutes tun wollen?«
»Wie ich schon erwähnte, mein Herr, glaube ich durchaus an Ordnung. Ohne Ordnung ist mein Amt
nicht auszuüben. Das Glück dieses Sterblichen wird in diesem Aspekt der Realität einen
lebenslangen Beitrag zur Ordnung leisten.«
Norton schüttelte den Kopf. »Da werden Sie schon Besseres auftischen müssen, Satan!«
»Nun, Chronos, Sie können sich selbst direkt davon überzeugen. Ich werde Ihnen die Koordinaten
geben, dann können Sie sich selbst allein dorthin begeben und feststellen, daß diesem Mann
aufgrund des Eingreifens meines Dieners kein Unheil widerfahren wird, nur Gutes. Erst wenn Sie
sich vollkommen davon überzeugt haben, brauchen Sie meinen Diener dorthin zu bringen. Das ist
doch ein faires Angebot, nicht wahr?«
Widerwillig mußte Norton zustimmen. »Aber ich weiß noch nicht genau, wie man präzise in der Zeit
reist.«
»Es wird mir eine Freude sein, Ihnen dabei zu helfen«, meinte Satan. »Ich hege nur die
allerfreundlichsten Absichten. Sie brauchen lediglich auf dem Kalender das gewünschte Datum und
die entsprechende Stunde auszusuchen und ihrer Sanduhr zu befehlen, blau zu werden, wobei Sie
vorher einen Stopp am gewünschten Zeitpunkt eingeben. Sind Sie am richtigen Zeitpunkt angelangt,
müssen Sie die geographische Distanz überwinden.«
»Zu Fuß? Das würde meine Effizienz aber erheblich beeinträchtigen.«
»Chronos, Sie sind die Inkarnation der Zeit! Das bedeutet, daß Ihnen auch eine gewisse praktische
Kontrolle über den Raum eigen ist, denn Zeit und Raum sind miteinander verbunden. Sie können auf
Erden überall hinreisen, wohin sie nur wollen, auch auf die kolonialisierten Planeten.«
Wieder schüttelte Norton den Kopf. »Ich wüßte nicht wie, es sei denn, Sie meinen die
konventionellen Transportmöglichkeiten.«
»Ich bin hier, um es Ihnen zu zeigen. Nehmen Sie einfach die Sanduhr...«
»Nein. Ich will nicht mit Ihnen reisen.«
Satan wirkte nicht beleidigt. »Ist ja auch gar nicht nötig, mein werter Kollege. Ich werde Ihnen
die Technik erklären, dann können Sie sie selbst üben. Zunächst einmal muß ich die
dahinterstehende Theorie erklären.«
»Das wüßte ich sehr zu schätzen«, gab Norton zu. Zwar hätte er Satan gerne gemieden, diese
Information jedoch benötigte er.
»Wie das Böse, ist auch die Bewegung überall«, sagte Satan in einem etwas belehrenden Tonfall.
»Die Erde dreht sich mit einer Oberflächengeschwindigkeit von annähernd eintausend Meilen pro
Stunde am Äquator um ihre eigene Achse, was etwa sechzehn Meilen pro Minute ausmacht oder eine
Viertelmeile pro Sekunde. Das ist eine recht ordentliche Geschwindigkeit.«
»Es ist schneller als ich laufen kann«, stimmte Norton zu. »Mir ist bewußt, daß diese Rotation
Tag und Nacht bestimmt. Aber was...«
»Und doch wird sie durch andere Aspekte der Bewegung in den Schatten gestellt. Die Erde dreht
sich auch um die Sonne, und zwar mit einer Geschwindigkeit von annähernd achtzehneinhalb Meilen
pro Sekunde.«
»Was die Jahreszeiten und den Jahresablauf verursacht«, sagte Norton. »Aber wo liegt der
Zusammenhang...«
»Unsere Sonne bewegt sich ebenfalls, weil sich nämlich unsere Milchstraße dreht. Und so bewegt
sich die Sonne um die galaktische Achse mit einer Geschwindigkeit von ungefähr
einhundertundfünfzig Meilen pro Sekunde. So wie die Bewegung der Erde um die Sonne ungefähr
fünfundsiebzigmal schneller ist als die Bewegung eines Punktes auf der Erdoberfläche um die
erdeigene Achse, ist die Geschwindigkeit der galaktischen Rotation wiederum achtmal größer als
diese. Und selbst dies ist noch relativ unbedeutend. Das bekannte Universum dehnt sich aus, so
daß alle Materie sich, vom Ruhepunkt des galaktischen Zentrums aus betrachtet, in Bewegung
befindet. In diesem Sinne bewegen wir uns ungefähr mit halber Lichtgeschwindigkeit oder
neunzigtausend Meilen pro Sekunde. Das ist doch recht beeindruckend, nicht wahr?«
»Ja.«
»Nur Geduld, Sie werden gleich begreifen, was das mit Ihnen zu tun hat. Die Pointe besteht darin,
daß wir beide, wenngleich wir im Augenblick zu ruhen scheinen, tatsächlich zahlreichen
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