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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Butler einen
Besucher ankündigte.
»Wer?« fragte er ungläubig.
»Satan, Sir«, wiederholte der Mann ruhig.
»Mit dem Teufel habe ich nichts zu schaffen!«
»Soll ich ihm mitteilen, daß Sie unpäßlich sind, Sir?«
Schon mischte sich Neugier mit Ehrfurcht und Entsetzen. »Ich... kann er mir hier irgend etwas
anhaben?«
»Nein, Sir. Keine Inkarnation kann der anderen ohne ihr Einverständnis etwas antun, weder hier
noch sonst irgendwo. Inkarnationen sind unverletzbar, vor allem dann, wenn sie Uniform
tragen.«
»Uniform?«
»Ihr Umhang, Sir. Das ist die Barriere der Zeit, die automatisch jede körperliche Bedrohung
abwehrt.«
Norton seufzte. »Dann sollte ich wohl besser feststellen, was er will. Führen Sie ihn
herein.«
»Der Fürst des Bösen, Vater der Lügen, Satan der Herr«, verkündete der Butler förmlich, ohne die
leiseste Spur von Respektlosigkeit. Dies waren die legitimen Titel des Teufels.
Norton war auf eine dämonische Kreatur mit Hörnern und gegabeltem Schwanz gefaßt gewesen. Nun war
er enttäuscht: Satan erwies sich als vollkommen normaler Mann in den mittleren Jahren, der einen
konservativen dunkelroten Arbeitsanzug trug. Sein Haar war rötlichbraun, säuberlich geschnitten
und gekämmt. Er war glattrasiert. Seine Hautfarbe wies nicht die leiseste Spur von Feuer auf.
Sein Blick war offen, und er war von einem leisen Hauch maskulinen Dufts umhüllt.
Satan trat forsch vor und streckte ihm die Hand entgegen. Da Norton keine bequeme Möglichkeit
sah, ihr auszuweichen, nahm er sie. Satans Finger waren fest und warm, doch keineswegs heiß.
Nichts wies auf höllische Verbindungen hin.
»Ah, welchem Umstand verdanke ich die, äh, Ehre dieses Besuchs?«
»Oh, das ist lediglich meine gesellschaftliche Aufwartung«, sagte Satan mit gewinnendem
Lächeln.
Seine Zähne waren weiß und eben. »Sie sind neu in diesem Amt, und da möchte ich mich wie ein
guter Nachbar verhalten und Ihnen jede Unterstützung anbieten, derer Sie bedürfen.«
Norton runzelte die Stirn, während sie sich setzten.
»Ich bin neu hier, das ist wahr. Vielleicht verstehe ich etwas falsch. Ich dachte, Sie wären
nicht daran interessiert... jemandem... einem anderen zu helfen.«
Satan lachte. Es klang angenehm und warmherzig.
»Mein lieber Chronos - ich bin eine Inkarnation, genau wie Sie selbst! Jeder von uns hat seine
Pflicht zu erfüllen, da steht es uns wirklich an, zusammenzuarbeiten. Schließlich haben wir beide
ein gemeinsames Interesse an der Aufrechterhaltung der herrschenden Ordnung.«
»Ich dachte immer... ich möchte ja nicht beleidigend sein... daß Sie gegen Ordnung wären.« Er
erinnerte sich an den üblen Ruf, den der Fürst des Bösen, der Ursprung allen Unheils, im Leben
genoß.
Satan machte eine erstaunte Geste. »Ich? Gegen die Ordnung sein? Auf gar keinen Fall! Ich
unterstütze die Ordnung; tatsächlich hätte ich sogar gern mehr davon.« Er lächelte wieder
anziehend. »Vielleicht habe ich ein paar kleinere Meinungsverschiedenheiten mit Gott darüber, wer
von uns beiden herrschen sollte, doch von diesem Detail abgesehen verfolgen wir ähnliche
Ziele.«
Gegen seinen Willen und sein besseres Wissen mußte Norton feststellen, daß er sich für dieses
einnehmende Wesen zu erwärmen begann. »Nun, dann muß ich Ihnen in aller Fairneß mitteilen, daß
ich nicht auf derselben Seite stehe wie Sie.«
»Und warum sollten Sie auch, Chronos? Niemand, der ganz bei Verstand ist, will in die Hölle
kommen! Ich würde selbst in den Himmel überwechseln, wenn dies möglich wäre.«
Norton mußte lächeln. Satans Humor war ansteckend.
»Sie mögen die Hölle nicht? Warum bleiben Sie dann da?«
»Weil ich eine Aufgabe zu erfüllen habe, mein Herr! Wer würde denn wohl sonst mein Amt
übernehmen, wenn ich meinen Posten im Stich ließe?«
Ja, wer sonst! »Ist es ein notwendiges Amt? Warum lassen Sie das Gute nicht einfach die
Herrschaft übernehmen?«
Satan schüttelte traurig den Kopf. »Leider, leider läßt die menschliche Natur das nicht zu. In
jedem gibt es sowohl Gut als auch Böse, und deshalb muß es im jenseitigen Leben für beide auch
endgültige Aufbewahrungsorte geben. Ohne Gut und Böse wäre der freie Wille sinnlos, wäre das
Leben ziellos. Jeder Mensch muß sein Schicksal dadurch bestimmen, wie er lebt, indem er auf diese
Weise über seine Grundnatur entscheidet. Natürlich haßt der Durchschnittsmensch die Konsequenzen
des Bösen in ihm selbst, und er fürchtet sie; täte er dies nicht,

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