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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ausging, daß zwei Kinder, deren
gemeinsamer Nachname Kaflan war, auf jeden Fall Schwestern, wenn nicht sogar
Zwillingsschwestern sein müßten. »Orb ist mein Kind, und Luna ist das Kind meines Sohnes.« Man
starrte sie erstaunt an, denn körperlich war sie erst dreißig Jahre alt.
Beide Mädchen waren nicht nur hübsch, sondern auch sehr intelligent. Niobes Erblinie war für die
Schönheit verantwortlich, Kaftans Seite dagegen für die Brillanz. Zwar war es mehr Erbgut als
persönliche Leistung, dennoch war Niobe außerordentlich stolz auf die beiden.
Im Laufe ihres Schullebens entwickelten die Mädchen unterschiedliche Eigenarten. Sie kleideten
und frisierten sich unterschiedlich. Trug die eine Rosa, entschied sich die andere für grüne
Kleidung und umgekehrt. Trug die eine ihr Haar lang, entschied sich die andere für eine
Kurzhaarfrisur. Lunas Haar hatte die Farbe von Kleehonig, genau wie das ihrer Mutter, und ihre
Augen waren perlgrau; Orbs Haar schimmerte wie Buchweizenhonig, und ihre Augen glitzerten
fahlblau. Doch wenn sie wollten, konnten sie wie wirkliche Zwillinge aussehen.
Luna interessierte sich für Kunst, Orb für Musik. Lunas malerisches Talent entwickelte sich von
der Arbeit mit Wachsstiften zu Pastellkreide und Aquarellen, und schließlich beschäftigte sie
sich mit Ölgemälden. Ihre Werke ragten bei kleineren Schulausstellungen stets hervor. Orb begann
Gitarre zu spielen und ging dann zum Klavier über, um sich schließlich auf die Harfe zu
konzentrieren. Sie war sehr talentiert. Im Alter von zehn Jahren gab sie ein Konzert, das so sehr
nach der magischen Musik ihres Vaters und Großvaters klang, daß Niobe wie benommen war. Sie
hatte die Magie, und sie wirkte auch ohne körperliche Berührung auf jene, die genau zuhörten.
Das Publikum, welches nur die nichtmagische Musik vernahm, war dennoch entzückt und spendete
Begeisterten Applaus.
Als sie zwölf waren, wurden beide Mädchen fast so schön, wie ihre Mütter es gewesen waren, und
ihre Talente hatten sich deutlich ausgeprägt. »Es wird Zeit, daß sie eine bessere Ausrüstung
bekommen«, sagte Pacian und suchte zusammen mit Niobe den Magier auf.
»Solche Instrumente existieren«, teilte Junior, der Magier, ihnen mit. »Aber sie müssen erst
errungen werden. Sie befinden sich in einer Kammer der Höhle des Bergkönigs. Der König schläft
zwar, doch jeder Versuch, etwas zu stehlen, würde ihn wecken, und das wäre unheilvoll.«
»Ich will nicht, daß sie irgend etwas stehlen!« protestierte Niobe. »Es sind ehrliche
Mädchen!«
Der Magier lächelte nachsichtig. »Gewiß, Mutter. Aber du mußt begreifen, wie der Bergkönig die
Sache definiert. Er gibt die Instrumente gerne jedem, den er für würdig hält, doch was für ihn
würdig ist, das nennen wir Diebstahl.«
»Das ist ja unglaublich!«
»Ganz und gar nicht, Mutter«, berichtigte er sie geduldig. »Jemand, der das Instrument nehmen
kann, hat es auch verdient. Wer es nicht kann, es aber dennoch versucht, ist ein Dieb.«
»Gibt es dafür festgelegte Regeln, eine Prüfung vielleicht?«
»Es geht um drei Aufgaben, mit denen man sich Zugang verschafft«, sagte er. »Und danach
muß man für jedes Instrument sein Können unter Beweis stellen.«
»Aufgaben?« Das hörte sich in ihren Ohren gar nicht gut an. Nicht für zwölfjährige Mädchen.
»Die hintere Höhle befindet sich natürlich tief unten im Berg. Da gibt es Klippen, Fallgruben,
Ungeheuer, eben solche Sachen. Reines Routinezeug.«
»Routinezeug! Ich werde die Kinder nicht dort hinschicken! Diese Mädchen sind doch erst...«
»... zwölf Jahre«, beendete er den Satz für sie. »Mutter, diese Herausforderungen sind doch nur
Illusionen. Es besteht keinerlei Gefahr, solange kein Unwürdiger versucht, ein Instrument zu
stehlen.«
Nun begriff sie endlich. »Sie machen praktisch ein Hindernisrennen, und wenn sie ohne Fehler ans
Ziel gelangen, können sie die Preise an sich nehmen?«
»Ganz genau. Und wenn sie doch einen Fehler machen, brauchen sie nur schnell zu verschwinden,
ohne den König zu wecken. Wenn er geweckt wird, wird er auch wütend.«
»Und wenn man nach einem Fehler weitergeht, so weckt ihn das?«
»Ja. Es ist nicht sehr klug, das zu tun.«
Sie dachte darüber nach. »Was würde genau passieren, wenn er geweckt werden sollte?«
»Dann würde er die Herausforderungen in echte verwandeln.«
»In echte Fallgruben anstelle von scheinbaren?«
»Genauso ist es, Mutter«, sagte er mit der Ruhe, die ein

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