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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Schicksalsgöttin.«
»Ach, hau ab!« fauchte das Kind. »Du bist nicht Lisa!«
»Natürlich bin ich das nicht. Lisa ist sterblich geworden. Ich bin Niobe.« Sie lächelte.
Chronos war acht Jahre alt, körperlich, und sehr gefühlsbetont. Angesichts dieses strahlenden
Lächelns schmolz er dahin wie Eiskrem. »He, hübsch bist du, aber wirklich! Ich schätze, du bist
schon ganz in Ordnung!«
»Ich schätze, das bin ich«, bestätigte sie. »Ich kenne dich und werde gut mit dir auskommen.« Sie
zauste sein Haar.
»He, warte noch eine Minute!« protestierte er. »Du lebst doch vorwärts und nicht rückwärts wie
ich. Du hast die Sache doch bereits schon hinter dir!«
Sie lächelte wieder neckend. »Kluges Kerlchen! Ja, ich kenne dich sehr viel besser als du mich,
obwohl sich das ändern wird, je mehr du in meine Vergangenheit vorstößt. Aber wenn deine Amtszeit
endet und du dich fürchtest, werde ich kommen und deine Hand halten. Also verärgere mich nicht,
in Ordnung?«
»He, das ist ja richtig gespenstisch, wie du so hierher kommst und soviel weißt! Lisa war ein
bißchen schüchtern und lieblich, vor allen Dingen am Schluß, als sie meine Sprache vergessen
hatte. Sie wird mir bestimmt fehlen.«
Seine Sprache vergessen? Wie konnte das sein? Doch Niobe zog es vor, die Sache nicht näher mit
ihm zu besprechen. »Vergiß aber eins nicht, Sportsfreund, ich habe sie ausgesucht.«
»Klar, weiß ich doch. Gestern. Komisch, wie du so mit ihr dahergekommen bist.«
»Was ist so komisch daran, eine Frau mitzubringen, die für den Job geeignet ist?«
Er starrte sie einen Augenblick an, dann lachte er neckisch. »Stimmt ja! Du kennst sie noch gar
nicht. Das wirst du schon noch merken.«
»Das werde ich schon noch merken«, stimmte sie zu, gab ihm einen Kuß auf die Stirn, nahm ihre
Spinnengestalt an und kletterte aus seiner Sichtweite. Diesen Trick genoß er immer.
Die Sache wurde immer seltsamer. Erst Satans zweckloses Angebot und seine Drohung, nun Chronos'
Reaktion. Chronos wußte natürlich etwas, was ihr noch verborgen war. Sie hatten emsig nach Lisa
gesucht und sie immer noch nicht gefunden, einen Tag vor der Amtsübergabe.
Was würde geschehen, wenn es ihnen nicht gelingen sollte, sie aufzufinden? Würde es weitere
Schlingen in den Fäden geben, die dem Gewebe zusetzten, und war es vielleicht möglich, daß Niobe
gegen ihren Willen plötzlich in ihrem Amt blieb, ohne sterblich werden und Pacian heiraten zu
können? War dies das Unheil, welches Satan im Schilde führte?
Nein, das konnte nicht sein, denn die Amtsübergabe an Lisa sollte ja morgen geschehen. Chronos
konnte sich daran erinnern, und Chronos war kein Werkzeug Satans. Sie brauchte sich deswegen
wirklich keine Sorgen zu machen. Was sein würde, würde sein und morgen würde sie wieder eine
Sterbliche werden.
Doch der nächste Tag kam, ohne daß die Angelegenheit sich aufklärte. Auch als die fragliche
Stunde nahte, war noch kein Anzeichen von Lisa zu sehen. Niobes bessere zwei Drittel waren ebenso
verwirrt, wie sie selbst.
»Der Faden muß hier im Gewebe sein«, meinte Lachesis, »aber er läßt sich nicht von den anderen
unterscheiden. Deshalb ist er so lange verloren, bis wir ihn gefunden haben. Es gibt einfach kein
Signal, daß Lisa aus dem Leben treten und zur Schicksalsgöttin werden soll.«
»Ich werde mich von Mars verabschieden«, beschloß Niobe, »danach ist dann die fragliche Zeit
gekommen, und wir werden sehen.«
Sie ließ sich an einem Faden auf jenen Punkt der Erde herab, wo Mars im Augenblick arbeitete.
Dies war die große Doppelstadt Budapest, die im Augenblick von Kämpfen erschüttert wurde. Durch
die Straßen bewegten sich riesige sowjetische Panzer, und zahlreiche Gebäude standen in
Flammen.
Sie landete neben ihm auf einer Straße. Mars war ebenfalls eine andere Person als jene, die sie
beim Amtsantritt im Fegefeuer zum ersten Mal kennengelernt hatte. Sie wußte nicht genau, auf
welche Weise sein Amt übergeben wurde, doch es schien unregelmäßig und ohne Vorwarnung zu
geschehen. Dieser Mars hier jedoch hatte sein Amt bereits mehrere Jahre inne, und sie mochte ihn
ganz gerne, wenn man die Unterschiede ihrer Weltanschauungen berücksichtigte. »Mars, ich bin
gekommen, um mich zu verabschieden.«
Er musterte sie. »Ach ja, so früh schon, Mädchen? Eine hübschere und süßere Clotho als dich wird
es niemals geben! Gib mir ein Küßchen.«
Sie gab seiner Umarmung nach und erwiderte sie. »Wie läuft es,

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