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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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tönend
geklungen.
»Ihr könntet mich auf der Bühne begleiten!« lachte Orb.
»I-i-ich kö-ö-önnte-e-e e-e-es...«, stammelte er und war noch ganz benommen.
»Nein, Ihr müßt singen«, drängte sie ihn. »Ihr braucht kein Lied dazu, nicht einmal eine Melodie.
Ihr müßt nur irgendeinen Ton halten.«
»Es klappt!« sang er auf einem tiefen Ton.
»Nun könnt Ihr bei jeder Gelegenheit sagen, was Ihr wollt!« jubelte Orb. »Ach, Mym, ich bin ja so
glücklich!« Sie warf ihm die Arme um den Hals und küßte ihn.
Er ließ sich von ihr küssen, hielt sich selbst jedoch zurück. Zuerst mußte er sich ihr
offenbaren, und er war sich überhaupt nicht sicher, ob ihr seine Geschichte gefallen würde.
»Ich bin nicht der, für den ich mich ausgebe«, sang er und begeisterte sich an seiner neuen
Fähigkeit, während er sich gleichzeitig davor fürchtete, ihr sein Geheimnis preiszugeben. »Ich
bin ein Prinz!«
Alle Fröhlichkeit verschwand aus Orbs Miene.
»Fahrt fort«, ermunterte sie ihn leise und zurückhaltend.
In einem Singsang erzählte er seine Geschichte. Er war der zweite Sohn des Radschas von
Gudscherat und in einem Palast großgezogen worden, wo eine Heerschar von Bediensteten ihm jeden
Wunsch erfüllt hatte. Sein älterer Bruder wurde dazu erzogen, seinem Vater auf den Thron zu
folgen.
Myms richtiger Name war eine komplexe Wortkonstruktion, die man am ehesten mit Stolz des
Königreich übersetzen konnte.
Unglücklicherweise hatte man ihm diesen Namen gegeben, bevor sein Sprachfehler offenkundig
geworden war. Sein Stottern machte ihn natürlich nicht gerade zum Stolz des Reiches. Zu leicht
ließ sich damit das Gespött der anderen heraufbeschwören, und so hatte er seinen wirklichen Namen
nie benutzt. Er hatte den Palast nie verlassen dürfen. Auch wenn man ihn dort fürstlich bediente,
wurde er in Wahrheit vor dem Volk versteckt, denn der Vater schämte sich seiner sehr.
Aber ein Prinz blieb ein Prinz, und so ließ man es an nichts mangeln und ihn wie einen Prinzen
erziehen. Denn falls seinem Bruder etwas zustoßen sollte, bevor der für einen Thronfolger gesorgt
hatte, müßte Mym zum großen Leidwesen aller, die um sein Geheimnis wußten, den Thron besteigen.
Doch wie jemand, der seinen Truppen nicht einmal einen klaren Befehl erteilen konnte, ein Reich
regieren sollte, daran wagte niemand zu denken. So war es für das Reich lebenswichtig, daß der
Erstgeborene früh heiratete, um eine mögliche Katastrophe zu verhindern.
Der Bruder hatte früh geheiratet, doch sowohl seine Gattin als auch seine erste Konkubine hatten
sich als unfruchtbar erwiesen. Ein weiterer Schicksalsschlag für das Königshaus. Beauftragte des
Radschas suchten nach einer fruchtbaren Ersatzfrau, doch dabei mußte man mit soviel Rücksicht und
Fingerspitzengefühl vorgehen, daß die Richtige bis heute noch nicht gefunden war.
Seitdem lebten Mym und das gesamte Königreich in einiger Anspannung.
Mym hatte schließlich genug von einem solchen Leben. Er wollte genausowenig auf den Thron, wie
dies sein Vater für ihn wünschte. Er sehnte sich nur nach einem: normal sprechen zu können.
Doch weder die Zauberer noch die Ärzte, die der Vater gerufen hatte, vermochten ihm zu
helfen.
Die Ursachen des Stotterns waren einfach noch zu wenig erforscht. Eines Tages war Mym dann
davongelaufen.
Die Besorgtheit seiner Familie um sein Wohlergehen ließ sich schon daran ablesen, sang er
verbittert, daß seine Flucht unbehindert vonstatten ging. Zwar hatte er eine ausgezeichnete
militärische Ausbildung genossen, die es ihm ermöglichte, ungesehen die Wachen zu passieren, doch
schien auch nichts unternommen worden zu sein, ihn aufzuspüren. Die traurige Wahrheit war, daß
die Familie froh war, ihn losgeworden zu sein. Mit einem Quentchen Glück würde der ältere Bruder
einen männlichen Erben bekommen, und dann brauchte man sich um den Stotterer nicht mehr zu
kümmern.
So hatte er den Palast verlassen und sich mit wenig Geld durchgeschlagen. Er hatte gelernt, wie
man sich unerkannt unters Volk mischte und wie man sich, ohne zu sprechen, mit seiner Umgebung
verständigen konnte. In der ersten Zeit hatte er genug damit zu tun gehabt, sein Überleben zu
sichern, doch dann hatten sich Langeweile und Überdruß immer stärker in seinem Herzen
breitgemacht. Allerdings mußte er immer fürchten, entdeckt zu werden.
Zu seinem Leidwesen verstand er sich auf nichts anderes als seine prinzlichen Fähigkeiten. So war
er von einem Ende

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