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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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nur die junge Frau und ihre kleine Harfe
befanden.
Als die Frau ihr Lied beendet hatte, tat sich zunächst nichts.
Dann flogen die Rupien wie ein Regen auf die Bühne, landeten vor und auf ihren Füßen und
verdeckten sie unter metallischem Glanz. Alle schrien und bettelten geradezu um eine
Zugabe.
Die Frau lächelte nur und schlug wieder ihre Harfe an. Und es verhielt sich genauso wie beim
ersten Lied: Jeder fühlte sich wie bezaubert. Selbst die Greise spürten so etwas wie Verzückung
in ihren alten Gliedern. Und sogar die Mitglieder der Vaishya-Kaste (Die dritte auf der Skala der
großen Hindukasten. Gleichzeitig die erste, deren Mitglieder von den Indoeuropäern abstammen, im
Gegensatz zu den Shudra, die sich mit den Eingeborenen vermischt haben - Anm. d. Ü.) ließen sich
anlocken, die Gruppe der Landwirte, Handwerker und Händler. Sie mischten sich unter die Menge,
stießen die Unteren beiseite und scherten sich auch sonst wenig um gesellschaftliche
Schicklichkeiten. Als das zweite Lied vorüber war, übertraf der Geldregen dieser vornehmeren
Zuschauer den vorherigen bei weitem. Und der Beifall und die Jubelrufe wollten kein Ende
nehmen.
Der Fremde mit dem Aussehen eines Shudra stand wie erstarrt da und rührte sich auch dann noch
nicht, als die Sängerin aufstand und mit ihrer Harfe in ihrem Wagen verschwand. Erst als er von
anderen angerempelt wurde, erwachte er ein wenig aus seiner Trance, genug jedenfalls, um gehen zu
können, auch wenn sein Blick immer noch leer war. Sein Herz befand sich inmitten eines gewaltigen
Sturms, und er hatte nie gelernt, mit einer solchen inneren Verwirrung umzugehen.
Seine Füße trugen ihn vor eine Mauer, an der er ein wenig Abgeschiedenheit fand. Nach einer Weile
griff er in eine Innentasche und holte einen Ring in der Form einer zusammengerollten Schlange
hervor. Er zog das Stück über den kleinen Finger und hielt ihn nah vor sein verbundenes
Gesicht.
»Sie?« flüsterte er auf Englisch.
Der Schlangenring erwachte zum Leben und zog sich einmal um den kleinen Finger zusammen.
Der Fremde streifte den Ring ab und legte ihn in die Innentasche zurück. Er dachte nach. Wie
sollte er sich dieser wunderschönen Frau nähern? Wie würde sie ihn empfangen? Natürlich hätte er
auch den Ring um Rat fragen können, aber in diesem besonderen Fall wollte er es lieber selbst
herausfinden. Außerdem wäre seine Tarnung zunichte, wenn andere ihn dabei beobachteten, wie er
mit dem Ring sprach.
Schließlich wartete er bis zum Einbruch der Nacht, bis die Zuschauer nach Hause gegangen waren
und der Wanderzirkus seine Pforten schloß. Dann näherte sich der Fremde vorsichtig dem Wagen, in
dem die Frau mit ihrer Harfe verschwunden war.
Er blieb davor stehen und klatschte leise in die Hände.
Die Frau zog den Vorhang beiseite. »Ja?« fragte sie. Ihr wunderbares blondes Haar lag nun unter
einem Kopftuch verborgen; sie trug ein gewöhnliches Hemd und darüber eine kurze Jacke; doch auch
diese einfache Kleidung vermochte ihrer Schönheit keinen Abbruch zu tun.
Der Fremde öffnete den Mund, sagte aber nichts, sondern machte nur Gesten der
Hilflosigkeit.
»Es tut mir leid«, sagte die Frau, »und ich sehe wohl, daß Ihr verwundet seid, aber ich spreche
die hiesigen Dialekte nicht. Versteht Ihr Englisch?«
Der Mann öffnete wieder den Mund und gab sich ordentlich Mühe.
Endlich brachte er ein paar Worte zustande: »I-i- ich verste-e-eh's.«
Sie sah ihn eigentümlich an und legte den Kopf schief. »Ihr seid wohl sehr schüchtern?« Es war
mehr eine Feststellung als eine Frage. »Das braucht Ihr nicht zu sein. Was ist Euer
Begehr?«
Der Fremde mühte sich von neuem ab, ein paar Worte über die Zunge zu bringen. »Ni-i-icht schü-
ü-üchtern. I-i-ich sto-o-ott-e-ere.«
Die Frau verzog keine Miene. »Kommt herein«, sagte sie nur.
Er folgte ihr ins Innere des Wagens. Darin war nicht allzuviel Platz, aber man hatte aus der Not
eine Tugend gemacht, alles war hübsch und ordentlich. In einer Ecke setzten sie sich einander
gegenüber.
»Ich kenne Euch nicht«, begann die Frau, »und ich habe nie zuvor jemandem mit Eurem Leiden
gegenübergestanden. Seht es mir daher bitte nach, wenn ich mich etwas unbeholfen benehme, aber
ich weiß nicht, wie ich Euch helfen kann.«
Wieder gab sich der Mann die größte Mühe. Es dauerte eine Zeit, bis er die Worte nach und nach
hervorgebracht hatte, aber die Sängerin hörte ihm geduldig zu, unterbrach ihn nie und half auch
nicht

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