Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
einander an. »Kannst du uns sehen, Menschenkind?«
»Ja, natürlich. Darf ich denn jetzt nicht mehr mit euch im Wasser spielen?«
»Doch, selbstverständlich!« rief die erste. »Aber kannst du denn auch schwimmen?«
»Nein.«
»Dann würdest du bestimmt ertrinken!«
Orb dachte sich, daß Ertrinken sicher ziemlich unangenehm war. »Aber warum habt ihr mich denn
eingeladen, zu euch ins Wasser zu kommen?«
»Wir glaubten, du könntest uns sowieso nicht hören.«
»Und uns auch nicht sehen«, fügte eine andere hinzu. »Weißt du, wir wollten nur unseren Spaß
haben, wie es so unsere Art ist.«
»Wir sind Wassergeister!« rief eine dritte.
»Menschenkinder können uns normalerweise nicht wahrnehmen.«
»Warum denn nicht?« fragte das kleine Mädchen verwirrt.
Die Nymphen zuckten die Achseln. »Das wissen wir auch nicht. Es ist eben so.«
Sie lachten wieder und bespritzten sich mit Wasser. Orb wäre zu gern zu ihnen in den Teich
gesprungen, aber sie wußte genau, daß sie erst schwimmen lernen mußte. »Warum habe ich euch
früher nie gesehen, wenn ich am Fluß war?« fragte sie.
Die Wassergeister hielten inne und blickten einander verwundert an. »Ja, warum eigentlich nicht?«
entfuhr es der ersten. »Wir haben sie schon bei früheren Gelegenheiten gesehen, aber da hat sie
uns weder gesehen noch gehört.«
»Nun, warum kann ich euch jetzt wahrnehmen?« drängte Orb.
»Vielleicht hat sie sich verändert«, vermutete die dritte. »Kleines Mädchen, ist mit dir in der
letzten Zeit eine Wandlung vorgegangen?«
»Heute morgen habe ich ein ganz besonderes Lied gehört. Ich bin davon aufgewacht, habe das Bett
verlassen und bin es dann suchen gegangen.«
Die Nymphen sahen einander an. Einige nickten, andere schüttelten den Kopf. »Sie hat sich
verwandelt«, sagte die erste. »Nun kann sie wirklich zu uns.«
»Wie denn?« wollte Orb sofort wissen.
»Wir haben hier eine Badewanne, die jemand irgendwann einmal vergessen hat«, erklärte eine
Nymphe.
»O ja, darin könnte ich auf dem Wasser treiben!« begeisterte sich das Mädchen. »Bringt mir die
Wanne.«
»Das geht leider nicht. Wassergeister können keine Dinge der Menschen berühren; das heißt, wir
können kaum etwas mit ihnen anstellen.«
Orb zuckte die Achseln. »Dann sagt mir, wo sie steht, und ich hole sie mir selbst.«
»Aber gern!« Eine Nymphe führte Orb ein kurzes Stück den Fluß hinab. Dort hatte sich in einem
toten Ast eine Wanne verfangen.
Das Mädchen trat vorsichtig ins flache Wasser und zog an der Wanne. »Die ist aber schwer!« klagte
sie und spürte das kalte Wasser an ihren Beinen. »Könnt Ihr mir denn wirklich nicht
helfen?«
»Das geht leider nicht«, antwortete die Wasserfrau traurig und führte Orb ihr Unvermögen vor. Sie
streckte eine Hand aus und fuhr mit dieser durch den Arm des Mädchens, als sei er aus Luft.
»Oh, dann bist du also ein Geist!« entfuhr es Orb, und sie wußte nicht, ob sie sich fürchten
sollte oder nicht.
»Nein, kein richtiger Geist«, wehrte die Nymphe ab. »Ich kann natürlich Dinge wie die Elemente
berühren, aber nicht von Menschen gemachte Dinge, und auch keine Menschenkinder.«
Orb dachte nicht weiter darüber nach, sondern hielt es für an der Zeit, sich vorzustellen. »Ich
heiße Orb, und wer bist du?«
»Ich, äh... ich fürchte, ich habe keinen Namen! Seltsam, ich bin das noch nie gefragt
worden...«
»Dann mußt du ja sehr traurig sein. Wie wäre es, wenn ich dir einen Namen geben würde?«
»Das würdest du tun?« freute sich die Nymphe.
Orb überlegte angestrengt. Dann fiel ihr Blick auf die Wassertropfen, die an der Wannen wand
hinabrannen. »Wasserperle! Ja, ich werde dich Wasserperle nennen.«
Die Nymphe klatschte in die Hände. Sie war viel größer als Orb und wirkte wie eine fast
erwachsene Frau. »Vielen, vielen Dank!« rief sie und zeigte dann auf die Wanne. »Vielleicht
solltest du sie erst ein wenig anheben und dann noch einmal ziehen.«
Das tat Orb, und die Wanne kam frei. Sie stieg sofort hinein, und im nächsten Moment trieb sie
schon auf dem Wasser.
»Du mußt mit den Händen paddeln«, riet der Wassergeist.
Ja, so kam sie voran. Die Nymphen lachten und spritzten ihr Wasser hinterher. Die Tropfen trafen
Orb am Rücken, und trotz der Kälte war es ein herrlicher Spaß.
Wasserperle schwamm ihr voraus und machte kleine Strudel im Fluß. Die anderen Nymphen schwammen
rasch zu ihr, um einen größeren Wirbel zu schaffen. Die Wanne drehte sich darin im Kreis, und Orb
lachte so
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