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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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dachte, Frau Harras war Studentin.«
    »Ja, ja, ist … war sie wohl auch. Sie hat bei mir ein Praktikum absolviert und wurde anschließend als geringfügig Beschäftigte weitergeführt.«
    »Und Sie pflegen abends die geringfügig Beschäftigten zu besuchen?«
    »Ich habe ihr auf dem Heimweg etwas gebracht.«
    »Ah, ja«, murmelte Gabi. »Und was?«
    »Arbeit, irgendwelche eiligen Sachen aus dem Büro.«
    »Ah, ja!«, war abermals Gabis Kommentar.
    »Was heißt das denn, welchen Ton schlagen Sie überhaupt an?«, Balzer befand sich wieder auf dem Weg zur gewohnten Form.
    »Bei Ton fällt mir ein, dass ich eine CD, es handelt sich um eine Doppel-CD von Joni Mitchel, in Ihrem Regal entdeckt habe, deren Kopie sich Hanna Harras wahrscheinlich vor ihrem Tod angehört hat.«
    »Wollen Sie etwa damit diese Farce hier begründen?«
    »Wir können genau feststellen, ob die Kopie von dieser CD stammt. Trotz aller digitalen Präzision, keine CD ist wie die andere. Es gibt immer Besonderheiten, feine Schwankungen, Abnutzungen, Beschädigungen. Müssen wir eine genaue Analyse vornehmen?« Grabbe nickte zu Gabis Ausführungen.
    »Kann sein, dass ich ihr mal eine CD kopiert habe.« Balzer ignorierte die Geste seines Anwalts, die ihm bedeutete, nichts mehr zu sagen.
    »Ah, ja, Sie kopieren CDs für geringfügig Beschäftigte.« Gabi zündete sich eine Zigarette an und beobachtete durch die offene Tür, wie die Kollegen Körbe mit in Folie verpackter Wäsche durch die Diele trugen.
    »Was ist denn da los?« Balzer sprang erneut auf.
    »Wir nehmen Ihre Wäsche mit.« Gabi blies den Rauch in Balzers Richtung.
    »Was soll das?«
    »Wir untersuchen Ihre Wäsche nach Faserspuren. Besonders die Schmutzwäsche.«
    »Was soll das?«
    »Das hat Ihnen meine Kollegin bereits erklärt«, ergriff Grabbe das Wort, »ich muss Sie bitten, mir auch die Kleidung auszuhändigen, die Sie im Moment tragen.«
    »Soll ich nackt herumlaufen?«
    »Wir haben Ihnen Ersatzkleidung mitgebracht.« Grabbe reichte Balzer eine Plastiktüte über den Tisch.
    Balzer zog einen grünen Jogginganzug und Feinrippunterwäsche heraus. »Soll das ein Witz sein?«
    Grabbe schüttelte den Kopf.
    »Muss ich mir das gefallen lassen?«, wandte sich Balzer an seinen Anwalt, der gequält das Gesicht verzog.
    »Herr Haupenberg, unterrichten Sie Ihren Mandanten darüber, dass er sich einigen Tests unterziehen muss.« Für Gabi hatte sich Balzer in Luft aufgelöst. »Das Mordopfer hatte kurz vor seinem Tod Geschlechtsverkehr. Es wurde zwar ein Kondom benutzt, aber andere Spuren an der Leiche und im Bett werden analysiert.«
    »Ich hab’ nichts damit zu tun«, Balzer stand auf. Für einen Moment wirkte er, als wolle er die Flucht ergreifen.
    Gabi stand ebenfalls auf und bewegte sich in Richtung Tür, um ihm den Weg abzuschneiden.
    Haupenberg griff ein: »Herr Balzer, bleiben Sie ruhig!«
    »Niko, denk daran, wer hier wen bezahlt, ich lasse mir in meinem Haus von keinem vorschreiben, was ich zu tun habe!«, brüllte Balzer, der in seinem Anwalt ein Ventil für seine Wut fand.
    Auf der Rückfahrt fragte Grabbe seine Kollegin: »Gabi, ist das wirklich nachweisbar, von welcher CD kopiert wurde?«
    »Keine Ahnung, ist doch von Vorteil, wenn man neben Skat spielen auch ein wenig pokern kann.«
    »Du meinst bluffen. Ich kann mir dich überhaupt nicht beim Pokern vorstellen.«
    »Das hab’ ich früher mal gespielt, Strippoker und so.«
    »Du hättest es dir einfacher machen können«, sagte Grabbe. »Das weiß ich heute auch, die anderen hatten immer mehr Unterwäsche an als ich.«
    »Nein, ich meine eben bei Balzer.«
    »Was hat der mit Strippoker zu tun?«
    »Du hättest ihm mit einem Schriftvergleich drohen sollen. Die CD ist von Hand beschrieben, das hat er doch bestimmt selbst gemacht oder ist dafür seine Sekretärin zuständig?«
    »Als Spielerin sollte man immer einen Trumpf in der Hinterhand haben.« Gabi lächelte verschmitzt.
    *
    Waldes Handy klingelte. Doris konnte das noch nicht sein.
    »Hallo, Walde, wo bist du?«, fragte Gabis unverkennbare rauchige Stimme.
    »Bei der Arbeit, wo sonst?«
    Die Anruferin zögerte: »Beim Renovieren?«
    »Ja, was gibt’s?«
    »Wir haben dem Balzer gehörig eingeheizt.«
    »Und?«
    »Und seine Wäsche …«
    »Du bist ihm an die Wäsche gegangen?«
    »Die haben wir komplett beschlagnahmt. Er war an dem besagten Abend bei ihr … , blödes Arschloch, kannst du nicht aufpassen?«
    Die Hintergrundgeräusche, die aus Waldes Hörer kamen, klangen wie

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