Inkasso Mosel
entgegen.
»Keine Sorge, ich erdrück’ euch nicht«, versuchte Walde sie zu beruhigen.
»Ich meine den Kleister, pass’ bitte auf, dass nichts davon auf den Mantel kommt.«
Walde küsste sie und drückte sie mit abgewinkelten Armen an sich. Ihr Duft ließ ihn ein paar tiefe Atemzüge durch die Nase nehmen: »Hm, ich hab’ euch vermisst, was macht unsere Kleine, Jo hat einen neuen Namen für sie: Lioba!« Er strich Doris sanft über den Bauch und zog dann erschreckt die Hand zurück, um zu sehen, ob er nicht doch Kleisterspuren hinterlassen hatte.
»Sag’ ihm, auch Lioba wird sie ganz sicher nicht heißen. Ich bin unterwegs zum Ultraschall. Letzte Nacht hat sie mir mitgeteilt, dass sie sich noch nicht zwischen Boxen und Fußballspielen entscheiden kann.« Doris schaute sich im Raum um. »Sehr schön! Auch das Kinderzimmer habt ihr gut hingekriegt.«
»Warst du schon drin?«, fragte Walde.
»Ich hab’s gestern geseh’n.«
»Gestern?«
»Ich war zweimal hier, aber du warst immer unterwegs.«
»Da war ich wohl gerade zum Baumarkt.« Walde zeigte auf die Eimer und Materialien, die ringsum auf dem Boden standen. »Irgendwas fehlt immer.« Im selben Moment hätte er sich sonst wohin beißen können. Warum hatte er Doris nicht gesagt, dass er von seinem Chef um Hilfe gebeten worden war? Es ging doch mit der Renovierung gut voran und alles lief im Zeitplan. Sie konnte ihm nicht vorwerfen, dass er sich zu wenig um die neue Wohnung kümmerte.
»Fallen dir wirklich keine Namen ein, die man halbwegs gebrauchen könnte, wie zum Beispiel Hanna«, fragte Doris.
»Wie kommst du auf Hanna?«
»Was hast du gegen Hanna?«
Walde überlegte. Heute hatte er noch keine Tageszeitung gelesen. Stand schon etwas über den Mord drin? Von der Presse hatte er überhaupt nichts mitbekommen.
»Soll ich dich zum Arzt begleiten?«, fragte er.
»Dann trocknen die eingekleisterten Bahnen ein.« Doris strich mit einer Hand an den über der Tür hängenden Tapeten vorbei. »Ich ruf dich später an und sag’ dir, was der Arzt meint.«
*
Balzer öffnete seinem Anwalt die Tür. Haupenberg, im langen braunen Mantel mit dunklem Pelzbesatz am Kragen und breitkrempigen Hut, trat in die Diele.
»Schön, dass Sie so schnell kommen konnten«, Balzer nahm Haupenberg Mantel und Hut ab.
Gabi, mit Grabbe im Schlepptau, kam hinzu und reichte dem Anwalt die Hand.
»Wir kennen uns bereits«, sagte sie und registrierte, wie der Anwalt unter ihrem festen Händedruck zusammenzuckte. Balzer führte die drei in sein Arbeitszimmer, wo sie sich um einen mit Plänen bedeckten Tisch setzten.
»Darf ich …«, Haupenberg unterbrach sich, als Gabi ihm den Durchsuchungsbeschluss herüberreichte. »Können Sie bitte näher begründen, warum Sie das Haus meines Mandanten durchsuchen?« Haupenberg nahm eine randlose Lesebrille aus einem goldglänzenden Etui.
»Nicht nur die Wohnräume, auch das Büro und den Wagen von Herrn Balzer«, grinste Gabi.
Balzer griff reflexartig zum Telefon, legte es aber wieder zurück, nachdem er mit Haupenberg einen Blick gewechselt hatte.
»Warum erfahre ich das erst jetzt?«, fragte Haupenberg.
Er bekam keine Antwort. Haupenberg blickte zwischen Gabi und Grabbe hin und her.
»Womit begründen Sie die Durchsuchung?«, kam Haupenberg auf seine ursprüngliche Frage zurück.
»Vorgestern Abend ist die Studentin Hanna Harras in ihrer Wohnung am Weidengraben ermordet worden.«
Balzer wischte sich mit der Hand über die Stirn, sodass Gabi keine eindeutige Reaktion in seinem Gesicht ausmachen konnte.
»Uns liegen Hinweise vor«, Gabis Blick fixierte immer noch Balzer, »dass Sie sich zur Tatzeit in der Wohnung aufgehalten haben.«
»Hinweise?« Haupenberg nahm die Lesebrille ab.
»Eine Zeugenaussage«, sagte Gabi. »Sollten Sie die Aussage anzweifeln, werden wir gerne eine Gegenüberstellung arrangieren.«
Haupenberg wechselte erneut einen Blick mit seinem Mandanten: »Dazu äußern wir uns später.«
»Klären Sie uns dann bitte auch über die Art der Beziehung zwischen Ihnen und Frau Harras auf.« Gabi schaute weiter unverwandt zu Balzer hinüber. »Und für den Fall, dass Sie bestreiten, an dem besagten Abend bei Frau Harras gewesen zu sein, teilen Sie uns bitte mit, was Sie mit wem und wo getan haben.«
»Das ist mir doch zu dumm«, platzte Balzer heraus. »Ich lasse mich nicht in die Defensive drängen. Ich hatte nichts mit der Harras, wenn Sie darauf hinauswollen. Die war bei mir im Büro beschäftigt.«
»Ich
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