Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
den allerersten zu heiraten. Deshalb dachte ich, sie soll was erleben und dann wieder zu mir zurückkommen.«
    »Und Sie?« Gabi ließ sich übertrieben mit der Schulter gegen die Tür fallen, als der Wagen in die Kurve zur Bahnhofstraße einbog.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Haben Sie in den zwei Jahren, in denen Sie nicht mehr mit Hanna zusammen sind, Beziehungen zu anderen Frauen gehabt?«, fragte Gabi.
    »Ich brauchte das nicht, Hanna war für mich bestimmt …« Seine letzten Worte gingen in Schluchzen über.
    Gabi bedeutete Walde mit wedelnden Handbewegungen weiterzufahren.
    Roland versuchte, in seine Tasche zu fassen und wischte, als er nichts darin finden konnte, mit dem nassen Ärmel seines Mantels über das Gesicht. »Wohin fahren wir?«
    »Ich möchte mit Ihnen in meinem Büro reden.« Gabi blickte geradeaus.
    »Können wir das nicht hier im Auto tun?«
    »Nein, das machen wir im Präsidium.«
    Walde lenkte den Wagen durch den Feierabendverkehr. Er war gespannt, was Gabi vorhatte. Wollte sie den desolaten Zustand ausnutzen, in dem sich Hannas Ex befand? Roland schniefte.
    Walde wies auf das Handschuhfach: »Da drin sind Tempos.«
    Roland nahm sich gleich zwei Papiertaschentücher aus der Packung und wischte mit dem einen, noch bevor es Walde verhindern konnte, über die angelaufene Frontscheibe.
     
    Gabi und Walde hängten ihre nassen Jacken jeweils über die Enden des Heizkörpers in Gabis Büro. Roland behielt seinen Mantel an, obwohl er pitschnass war. Er setzte sich auf den Stuhl, den ihm Gabi an dem kleinen Tisch angewiesen hatte. Auf seinen Brillengläsern hatte der Regen Streifen hinterlassen.
    Gabi nahm ein leicht gerolltes Blatt von ihrem Schreibtisch und setzte sich neben Walde, der bereits gegenüber von Roland Platz genommen hatte.
    »Ich verpasse meinen Zug!«, protestierte Roland.
    »Dieses Fax kam heute von den Kollegen aus Tübingen.« Gabi rollte das Blatt gegen die Drehrichtung auf und legte es auf den Tisch.
    »Es hat zwar ein paar Tage gedauert, aber die Tübinger Kripo hat sich Mühe gegeben.« Das störrische Papier rollte sich wieder auf. Gabi schlug mit der flachen Hand darauf. »Sie haben mir ganz schöne Sch … Mist haben Sie da erzählt. Für wie blöd halten Sie uns überhaupt?« Sie funkelte Roland an, der ihren Blick erwiderte. »Mit Kommilitonen gebüffelt? Ha, ha! Sie haben sich im ganzen Semester noch nicht an der Uni blicken lassen. Gesoffen und rumgehurt haben Sie!«
    Rolands Gesichtsausdruck hatte sich in wenigen Sekunden zum trotzigen Gegner gewandelt: »Jetzt aber mal halblang, das geht Sie einen Dreck an.«
    Gabi schnaubte: »Vorsicht, wenn ich nicht bis zehn zählen kann …«
    »Dann versuchen Sie es mal bis drei«, Roland grinste, »den Zahlenraum bis zehn müssen Sie als Bulle ja nicht unbe …«
    »Halt!«, rief Walde, der aus den Augenwinkeln sah, wie Gabi zu Ihrer Handtasche griff. »Schluss! Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie kurz davor stehen, sich eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung einzuhandeln.«
    Gabi schnaubte noch einmal heftig und fuhr dann fort: »Da kann ganz leicht Irreführung der Behörden hinzukommen. Aber das ist mir vollkommen schnuppe. Hier geht es um mehr, viel mehr, nämlich um Mord!« Sie schlug nochmals mit der flachen Hand auf das Fax. »Den Mord an Hanna Harras. Ihr Alibi hat sich in Luft aufgelöst. Die beiden Kommilitonen sind sofort umgefallen, als sie von der Tübinger Kripo befragt wurden. Beide haben am Tatabend definitiv nicht mit Ihnen gearbeitet oder sonst etwas unternommen.«
    »Jedenfalls war ich nicht in Trier.«
    »Das hätte ich gern genauer.«
    »Ich kann das bezeugen lassen«, sagte Roland und fügte kleinlaut an: »Ich war bei meiner Freundin.«
    »Ah, ja!« Gabi zündete sich eine Zigarette an. »Sie werden jetzt erst mal erkennungsdienstlich behandelt, das volle Programm mit Speicheltest etc. und dann sagen Sie mir, mit wem Sie an dem besagten Abend zusammen waren. Und bevor das nicht von den Tübinger Kollegen hieb- und stichfest geprüft ist, kommen Sie hier nicht weg.«
    »Aber das können Sie doch nicht machen!«
    Gabi zuckte die Schultern und gab den Kollegen über Telefon Anweisungen.
    »Ich war bei meiner Freundin Karla, ich geb’ Ihnen die Adresse.« Rolands Stimme erinnerte wieder an die Jammergestalt vom Friedhof. »Mein Rucksack ist noch im Bahnhofsschließfach.«
    »So, dann rufen Sie jetzt diese Karla an und sagen ihr, sie soll die nächste Polizeidienststelle aufsuchen, ihre Aussage zu Protokoll

Weitere Kostenlose Bücher