Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
frei. Walde fragte sich, ob der Ehepartner mit dem Wissen um seine letzte Ruhestätte noch lebte, oder ob eine neue Beziehung den nicht mehr rückgängig zu machenden Kauf eines Familiengrabes im Nachhinein ad absurdum geführt hatte.
    Er zuckte zusammen, als ihn jemand von hinten in den Rücken knuffte.
    »Was machst du denn hier, ich dachte, du ziehst bald in die neue Wohnung?«, fragte seine Kollegin Monika.
    »Presse verscheuchen.« Walde drehte sich zu ihr um. »Hast du schon wieder Dienst?«
    »Das kann ich dich ebenso fragen.« Sie schaute sich auf dem Friedhof um. »Hätte nicht jemand anders den Job machen können?«
    »Du weißt doch, dass man mindestens tausend Kilometer weit wegfahren muss, um bei unserem Verein wirklich Urlaub machen zu können«, sagte Walde. »Außerdem interessiert mich der Fall.«
    »Gabi sagt, sie hätte mehrere heiße Spuren«, entgegnete Monika. Sie wurde durch einen Mann abgelenkt, der gebückt neben einem Grab hockte und Laub aus einer kleinen Buchsumrandung zupfte. »Hallo, wir kennen uns.« Sie war stehen geblieben.
    Der Mann richtete sich auf. Walde erkannte den dicken Pressefotografen, den Gabi zwei Tage zuvor beschimpft hatte. Vor noch nicht allzu langer Zeit waren die beiden so heftig aneinandergeraten, dass es für Gabi eine Verwarnung vom Polizeipräsidenten gesetzt hatte. Ein Glück, dass Monika, die besonnene Pressesprecherin, den Fotografen entdeckt hatte.
    »Sie wissen, dass hier gleich die Beerdigung von Hanna Harras stattfindet?«, sagte Monika zu dem Mann. »Ich muss Sie bitten, mich einen Blick da hineinwerfen zu lassen.« Sie zeigte mit ihrem Dienstausweis auf den runden Lederrucksack, der neben dem Fotografen auf dem Boden stand. »Während der Beerdigung ist auf dem gesamten Gelände des Hauptfriedhofs das Fotografieren verboten.«
    »Ich habe immer eine Kamera dabei«, antwortete der Mann ruhig. »Ich bin schließlich Fotograf.«
    »Dann muss ich Sie bitten, das Gelände zu verlassen.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Das habe ich Ihnen bereits gesagt, es liegt heute ein Platzverbot für Fotografen vor. Folgen Sie mir bitte!« Monikas Ton war um eine Nuance energischer geworden.
    Der Mann bückte sich und griff nach seinem Rucksack: »Führen Sie mich jetzt ab?«
    Monika seufzte: »Ich begleite Sie lediglich zum Ausgang. Die Polizei ist sich durchaus der wichtigen Funktion bewusst, welche die Presse in unserer Gesellschaft einnimmt und deshalb …«
    »… klar, dass der nicht fehlen durfte«, wurde sie von Gabi unterbrochen, die unvermittelt zwischen den Gräbern auftauchte.
    »Gut, dass du kommst«, Walde schritt ihr entgegen und registrierte dabei, dass ihr alberner Schleier verschwunden war. »Ich möchte was mit dir besprechen.«
    Gabi blieb stehen. Derweil setzte sich Monika mit dem Fotografen in Bewegung.
    »Was ist denn?«, fragte Gabi ungeduldig.
    Walde deutete an, dass er warten wolle, bis die beiden außer Hörweite waren. Währenddessen überlegte er, was es so Dringendes mit Gabi zu reden gab: »Du denkst ja noch daran, was du mir versprochen hast?«
    »Was?«
    »Die Möbel ins Kinderzimmer zu räumen.«
    »War das alles?«
    »Und dich nicht noch mal mit deinem speziellen Fotografenfreund anzulegen.« Walde wies hinter sich, wo Monika eben mit dem Journalisten hinter einer Hecke verschwand.
    »Der hat das Foto für die Bildzeitung gemacht«, grummelte Gabi, »aber ich habe gelernt, bis zehn zu zählen.«
    »Die BILD- Geschichte kann dir doch egal sein, wo du doch nichts damit zu tun hast.«
    »Der hat hundert pro nichts mit dem Grab am Hut, in das er eben seine dreckigen Paparazzogriffel gesteckt hat. Schöne …«
    Sie bezogen Posten unter den tief hängenden Zweigen einer weit ausladenden Weide. Von da beobachteten Gabi und Walde, wie sich der Trauerzug hinter dem Wägelchen mit der Urne zum Grab bewegte. Dem Pastor und zwei Messdienern folgte die hoch aufgerichtete Gestalt von Richter Harras und ein ebenso großer junger Mann, dessen glattes blondes Haar bis zu den Schultern reichte.
    »Ist das …?«, fragte Walde.
    »Nein, nicht der verlorene Sohn«, fiel ihm Gabi ins Wort. »Das ist Hannas Ex, dieser Roland …«
    »… und der da?«
    »He, ich kenne auch nicht alle Familienmitglieder oder Freunde von Hanna Harras. Die drei da vorn sind Kommilitoninnen …«
    »Nein, der da, siehst du nicht?« Walde zeigte in Richtung einer Familiengruft, hinter der ein Teleobjektiv hervorragte. Er wollte sich in Bewegung setzen, aber Gabi hielt ihn an der

Weitere Kostenlose Bücher