Inkubus
also ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte, und da habe ich einfach behauptet, bei uns in der Zentrale habe es einen Diebstahl gegeben und Dokumente seien gestohlen worden …«
»Einen Diebstahl?«, meinte Amaldi skeptisch.
»Ich weiß, ich weiß, Giacomo, aber mir ist nichts anderes eingefallen. Aber das war ein verdammter Glückstreffer.«
»Das heißt?«, drängte ihn Amaldi.
»Das Wort ›Diebstahl‹ hat bei ihr was zum Klingen gebracht. Sie hat die Dinge wiederholt, die wir schon wussten … also, dass der Arzt auch spezielle Eingriffe vornahm … so was wie Diamanten in Zähne implantieren oder ähnlichen Quatsch und manchmal … wenn er besondere Patienten hatte oder Prominente … schickte er seine Sekretärin nach Hause und blieb allein in der Praxis. Sie ist Primo Ramondi zum Beispiel nie begegnet …«
»Ja, das wissen wir. Komm zur Sache …«
»An dem Abend, als er wahrscheinlich entführt wurde, erwartete er einen besonderen Patienten, erinnerst du dich?«
»Ja, Nicola, sicher …«
»Also, sie hat mir gesagt, dass dem Zahntechniker gestern aufgefallen ist … also das hat er jetzt erst bemerkt, als er aufgeräumt hat, schließlich muss er nun seine Sachen packen und sich eine andere Stelle suchen …«
»Nicola!«, fuhr Amaldi ihn an.
»Was trinkst du da? Verdammt, ich bin völlig ausgetrocknet …«, sagte Frese, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen.
»Max, bitte, bring ihm ein Glas Wasser«, meinte Amaldi.
Max stand auf und ging in die Küche.
»Verrätst du mir jetzt vielleicht endlich, was der Zahntechniker bemerkt hat?«
»Warten wir, bis Max zurück ist, sonst muss ich alles noch mal von vorn erzählen …«
Amaldi ließ sich in den Stuhl zurücksinken. Kurz darauf kam Max mit einem randvollen Glas Wasser zurück.
»Ist das kalt?«, fragte Frese. »Ich habe eine Magenschleimhautentzündung und vertrage kaltes Wasser nicht gut …«
»Es ist nicht kalt«, sagte Max.
»Bestens. Also … dem Zahntechniker ist gestern aufgefallen, dass eine Dose Modellierpaste fehlt, oder wie sich das Zeug nennt. Und gestern, als er der Polizei den Abdruck zu Primo Ramondis Gebiss gebracht hat, damit sie ihn mit den Bissen an Pileggi vergleichen konnten, da ist ihm noch etwas aufgefallen … es waren Spuren von dieser Paste daran«, Frese sah Amaldi kurz an. »Hast du begriffen, was das bedeutet?«
»Jemand hat einen Abdruck von Primo Ramondis Abdruck genommen«, meinte Max aufgeregt.
»Genau«, sagte Frese.
Amaldi schlug mit der Hand auf den Tisch. »Unbedeutende Spuren von Gips in der Wunde«, rief er aus und öffnete die Akte mit dem Autopsiebericht über Giaime Pileggi.
»Von wegen unbedeutend «, bestätigte Frese. »Da ist ein zweites Exemplar von Primo Ramondis Gebiss im Umlauf. Du hast ins Schwarze getroffen, Giacomo.«
Max lachte zufrieden.
»Und dann wäre noch das hier«, sagte Frese und warf einen roten Clubausweis mit einer aufgedruckten verblühenden Rose auf den Tisch. Ihre Blütenblätter waren zartrosa, beinahe weiß. Amaldi nahm das Kärtchen und sah es sich genauer an.
»Irgendwie habe ich mich auf den Wagen eingeschossen, mit dem Garcovich umgebracht wurde«, fuhr Frese fort. »Offensichtlich hatte der Mörder die Schlüssel dazu. Der Typ … der Angestellte, dem man die Karre geklaut hat … behauptet, er hätte sie vielleicht stecken gelassen und vergessen. Also für mich ergibt das keinen Sinn. Natürlich kann man mal die Schlüssel vergessen, sicher … aber ich sage, bei diesem Mörder ist das überhaupt nicht logisch. Er plant alles durch bis ins letzte Detail, nur beim Auto vertraut er auf sein Glück? Er läuft einfach so durch die Straßen der Stadt und sucht nach einem Wagen, bei dem irgendeiner die Schlüssel stecken gelassen hat? Das erscheint mir doch reichlich unwahrscheinlich … ich glaube nämlich nicht, dass unser Freund hier in der Lage wäre, einen Wagen ohne Schlüssel zum Laufen zu bringen. Das ist doch ziemlich unperfekt, stimmt’s? Aber, ich sage noch einmal, er würde so etwas nicht dem Zufall überlassen … Deshalb bin ich also in unser Depot gegangen und habe mir den Wagen mal selbst angeschaut. Das Problem bei den Leuten von der Spurensicherung ist ja, dass sie nur nach dem suchen, was mit dem Verbrechen in Zusammenhang steht. Ich dagegen suche nach allen Spuren. Auch nach Fliegendreck. Und unter der Fußmatte … als hätte ihn jemand versteckt … habe ich diesen Ausweis gefunden«, beendete Frese seinen Bericht.
Amaldi gab ihn
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