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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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gleich runter«, sagte die Frau und legte den Hörer auf. »Sie können hier warten«, sagte sie und zeigte auf eine Holzbank in einer dunklen Ecke.
    Wenig später kam ein etwa vierzigjähriger Mann an den Empfang, er trug eine Brille mit dicken Gläsern, Krawatte und einen billigen Anzug, unter dem sich seine sportliche Figur abzeichnete. Mit zusammengekniffenen Augen sah er sich suchend nach Frese und Amaldi um.
    »Ich habe bereits mit der Polizei gesprochen«, sagte er verlegen, während er auf sie zukam.
    Frese musterte ihn aufmerksam. Dabei fiel ihm ein rotes Muttermal direkt hinter dem rechten Ohr auf. Schweigend neigte er den Kopf zur Seite und zog eine Augenbraue hoch. »Es tut mir leid, dass wir Sie noch einmal behelligen müssen«, sagte er dann. »Könnten Sie die Geschichte für uns noch einmal wiederholen?«
    »Was für eine Geschichte …?«, fragte der Mann unangenehm berührt und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Da gibt es keine Geschichte … Man hat mir das Auto gestohlen … das ist alles. Ich warte immer noch darauf, dass man es mir zurückgibt … Wissen Sie, ich möchte es verkaufen. Könnten Sie da etwas machen? Den Vorgang irgendwie beschleunigen?«
    »Sie hatten die Schlüssel im Wagen gelassen, nicht wahr?«, fragte Frese.
    »Ja, leider …« Der Mann schaute auf den Boden.
    Amaldi sagte gar nichts, tat so, als lenkte ihn das ständige Kommen und Gehen der Beamten und der Besucher ab.
    »Steckten sie im Zündschloss?«, hakte Frese mit einem zweideutigen Glitzern in den Augen nach.
    »Im Zündschloss? … Ja, im Zündschloss … vielleicht.«
    »Oder lagen sie auf dem Beifahrersitz?«, bedrängte ihn Frese.
    Amaldi beobachtete ihn. Frese spielte, er versuchte, den Angestellten zu verwirren. Und das gelang ihm ziemlich gut.
    »Auf dem Beifahrersitz …? Keine Ahnung, ich glaube nicht … Ich erinnere mich nicht daran … Aber warum, was für einen Unterschied macht das?« Der Angestellte fuhr sich mit einer Hand über die Stirn.
    Frese zeigte auf den Ehering an der Hand des Mannes. »Sind Sie verheiratet?«, fragte er, obwohl er die Antwort schon kannte.
    »Oh … jaja, ich bin verheiratet …«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Ja. Aber warum …?«
    »Wenn du dich in öffentlichen Toiletten rumtreibst, nimmst du dann deine Brille ab?«, fragte Frese unvermittelt in hartem, aggressivem Ton.
    »Was …?« Der Angestellte fuhr sich mit einem Finger in den Hemdkragen, der ihm plötzlich zu eng wurde.
    Frese drehte den Clubausweis für das Dover Beach in seiner Hand so, dass der Angestellte ihn lesen konnte. »Warum hast du deinen Wagen in der Altstadt abgestellt?«, fragte er ihn.
    »Was …? Ich habe nichts damit zu tun …«
    »Du bist schwul«, säuselte Frese. »Willst du uns nicht endlich die Wahrheit sagen, du Mustergatte?«
    »Sie können doch nicht einfach hierherkommen …«
    »Gut«, sagte Frese, wandte sich ab und ging auf die Dame am Empfang zu, während er mit erhobener Stimme fortfuhr: »Erzählen wir es doch erst einmal ihr … Und anschließend können wir ja deine Frau anrufen.«
    Die Frau hinter dem Tresen schaute zu Frese herüber.
    »Warten Sie«, sagte der Mann hastig, er klang ein wenig hysterisch.
    Frese blieb stehen und kehrte wieder um.
    »Sprechen Sie doch leiser …«, sagte der Angestellte und warf nervöse Blicke um sich.
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich bitte Sie …«
    »Also, ich warte.«
    Der Mann setzte sich auf die Bank, nahm die Brille ab und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Seine kurzsichtigen Augen glänzten fiebrig.
    »Der andere Polizist hatte mir gesagt, dass es keine Probleme geben würde … dass niemand etwas davon erfährt …«, begann er.
    »Dass niemand etwas wovon erfährt?«, unterbrach ihn Frese gleich wieder misstrauisch. »Was für ein Polizist? Wie hieß er? Torrisi?«
    »Nein, der hieß anders …«
    »Wie viele Polizisten sind denn verdammt noch mal zu dir gekommen?«, drängte ihn Frese jetzt.
    »Na zwei …«
    »Zwei?« Frese drehte sich fragend zu Amaldi um.
    »Zwei, ganz genau …«, sagte der Angestellte. »Der erste kam in Uniform … Der andere hieß … Er hat mir gesagt, dass ich keine Probleme bekommen würde, weil er selbst homosexuell sei …«
    »Wie hieß er?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr …«, flüsterte der Angestellte kläglich.
    »Palermo?«, versuchte es Frese.
    Der Angestellte hob den Kopf. »Palermo …? Ja … kann sein …, ja genau, Palermo.«
    »Sagen Sie uns doch, was Sie ihm erzählt haben«,

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