Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
Vom Netzwerk:
schrecklichen, bedrohlichen, nur noch kurze Zeit unbekannten Wahrheit schwangen, den die aus den Wunden der toten Männer geborenen Kinder vorgaben.
    Bald würde er sie kennen.
    »Signora Iacobi ist noch nicht gekommen, oder?«, fragte Frese und tunkte einen Keks in seinen Kaffee. Seine Haare waren wirr, seine Augen müde und verquollen. Wie bei Max.
    »Nein«, antwortete ihm Giuditta lächelnd, während sie auf Amaldis Knien saß und an ihrem Tee nippte. »Der Stöpsel hat Grippe.«
    »Mieser Verräter«, rief Frese und deutete mit dem Finger auf Amaldi.
    Max lachte und verschluckte sich dabei, er hustete und spuckte einen kleinen Brocken Keks auf den Tisch.
    »Igitt, du bist wirklich widerlich«, rief Frese.
    Giuditta stand auf und räumte ihr Geschirr weg. Es klingelte. »Da kommt schon der Erste«, sagte sie und ging zur Tür.
    »Tunkst du eigentlich etwas in deinen Kaffee ein oder nicht?«, wandte sich Frese an Amaldi. »Man kann die Leute nämlich in zwei Gruppen einteilen: Tunker und Nichttunker. Die Tunker … also solche Leute wie ich … stört es nicht, wenn ein paar Krümel in ihrem Kaffee sind. Die anderen dagegen sind richtiggehend besessen von Krümeln … ich kenne Leute, die würden ihren Kaffee glatt stehen lassen, wenn auch nur ein klitzekleiner Krümel drin wäre …«
    »Das ist ja wirklich spannend«, meinte Max und schob sich noch einen Keks in den Mund.
    Amaldi lachte.
    »Was versteht du schon vom Leben, Fettwanst?«, fuhr Frese Max an.
    »Guten Morgen, Commissario«, ertönte hinter ihnen eine Männerstimme. »Ciao Nicola … Max …«
    »Ciao Torrisi«, sagte Frese. »Setz dich, willst du auch was, bevor dieses Schwein hier alles wegfrisst?«, sagte er mit einem Kopfnicken in Richtung Max.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte Amaldi.
    »Ich habe die Ergebnisse der Analyse von dem Briefumschlag, der Palermo zugeschickt wurde«, sagte Torrisi. »Mein Freund bei der Spurensicherung hat Folgendes gefunden …«
    »Warte, nicht hier«, unterbrach ihn Amaldi. »Gehen wir nach draußen …«, fügte er hinzu, stand auf und schaute erneut zu Giuditta hinüber.
    Da klingelte es wieder an der Tür.
    »Macht, was ihr wollt«, sagte Giuditta, »ich nehme die Kinder in den Garten mit. Das Wohnzimmer gehört ganz euch.«
    »Gehen wir nach draußen …«, meinte Amaldi wieder und ging auf die Terrassentür zu.
    »Heute ist es doch so verdammt heiß«, protestierte Frese. »Können wir nicht drinnen bleiben?«
    Torrisi und Max folgten Amaldi schweigend.
    »Elende Sturköpfe«, grummelte Frese und stand auf.
    »Und?«, meinte Amaldi, als sie auf der Terrasse waren.
    »Also …«, begann Torrisi von neuem. »Ihre Vermutung war richtig, Commissario. Mein Freund hat Folgendes gefunden: Spuren von …«, hier nahm er einen Notizzettel aus der Tasche und begann die Liste vorzulesen, »von Huhn, Zucchini, Kaffee, Spülmittel, tierischen und pflanzlichen Fetten … also Butter oder Öl … Kurz gesagt, der Umschlag hat ganz sicher im Müll gelegen.«
    »Jemand hat im Müll gewühlt, um einen Umschlag zu finden, den Primo Ramondi einfach weggeworfen hatte«, fasste Amaldi zusammen.
    »Palermo?«, fragte Max.
    »Nicht so voreilig …«, meinte Frese,
    »Ja, lasst uns mal ganz langsam vorgehen«, stimmte ihm Amaldi zu. »Was haben wir? Den Anruf aus der Telefonzelle vor Ramondis Haus nachts um zwei Uhr. Der Mörder hat erst die Prellmauer aus Travertinsteinen errichtet, ist weggefahren, um Boiron anzurufen, und dann ist er wieder an den Tatort zurückgekehrt …«
    »Mit dem Lehrer auf der Motorhaube«, grinste Frese.
    »Natürlich nicht«, sagte Amaldi. »Und er kann ihn auch nicht dort gelassen haben, während er telefonieren war. Wahrscheinlich war der Lehrer im Schlupfwinkel des Täters versteckt. Aber der Mörder hatte nicht viel Zeit … daher …«
    »Daher muss der Schlupfwinkel ganz in der Nähe der Telefonzelle sein«, schloss Torrisi.
    »Oder in der Nähe des Tatorts«, korrigierte ihn Frese.
    »Ganz genau«, bestätigte Amaldi.
    »Wissen wir, wo Palermo wohnt?«, fragte Frese.
    Amaldi wandte sich an Max.
    »In der Altstadt«, meinte der junge Mann vom Archiv.
    »Warum hat er uns nicht gesagt, dass er die Sache mit dem Auto herausgefunden hatte?«, fragte Frese. »Warum hat er sich von Anfang an so für den Mord an dem Lehrer interessiert? Warum ist ihm nie auch nur der geringste Verdacht gekommen, dass der Brief eine Fälschung sein könnte … was wesentlich wahrscheinlicher war? Warum ist er so von Primo

Weitere Kostenlose Bücher