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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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wurde sie auch etwas spezifischer ausgedrückt: Kümmere dich nur um deine eigenen Angelegenheiten. Wenn es die Sicherheit des Schiffes nicht gefährdete, dann ging es niemanden etwas an.
    Die zweite – und wichtigere – Lebenserhaltungsfunktion der Inneren Hülle bestand in der Verarbeitung von Abwässern und der Produktion von Nahrung und Luft. Tatsächlich nahm die Farm den weitaus größten Raum der Inneren Hülle ein. Sie bildete ein üppiges Biotop, angefüllt mit saftigem Grün und aromatischen vegetarischen Düften. Mehr als einhundertfünfzig verschiedene Pflanzenarten wuchsen zu jeder Zeit in den Hydroponiktanks, und die Samenbank der Sternenwolf enthielt mehr als zweitausend verschiedene Spezies von Früchten, Gemüsen und Blumen; die angebauten Pflanzen wechselten regelmäßig. Jedesmal, wenn das Schiff irgendwo andockte, wurde die Samenbank um neue Spezies erweitert, sobald sich dem Schirrmeister oder der Schiffsintelligenz eine Gelegenheit zum Tauschhandel bot. Je älter ein Schiff war, desto reichhaltiger in der Regel auch seine Samenbank für Nahrungsmittel.
    Zur Zeit hatte eine große, stämmige Frau namens Irma Stolchak die – regelmäßig wechselnde – Aufsicht über die Farmanlage. Stolchak stand vor einem Gestell aeroponischer Erdbeeren und betrachtete mit frustriertem Gesichtsausdruck die Pflanzen. Zwei Roboter bewegten sich an den Wänden hinauf und hinunter, untersuchten der Reihe nach jede einzelne Erdbeere und summten häufiger zustimmend als ablehnend. Stolchak pflückte eine der Beeren und reichte sie Gatineau. »Hier, probieren Sie mal«, befahl sie.
    Zaghaft biß Gatineau in die Frucht. Die Beere war süß und fest und schmeckte absolut perfekt. Er stopfte sich den Rest in den Mund. »Köstlich«, sagte er und wischte mit seinem Handrücken den Saft vom Kinn.
    »Das ist genau das Problem.«
    »Hä?«
    »Wir haben unsere Arbeit zu gut erledigt. Diese Dinger reifen zu schnell…«
    »Und was ist daran schlecht?« fragte Gatineau.
    »Ich hasse Verschwendung. Wir haben einfach zu viele. Und wir haben nicht genug Stasisboxen. Korie hat die Hälfte davon gegen neue Galliniumstäbe getauscht. In den nächsten zehn Tagen reifen hier genug Erdbeeren für die gesamte Flotte. Und damit nicht genug. Wir haben außerdem Erbsen und Mais, Goabohnen, Amarant, Orangen, Mandarinen, Pflaumen, blaue Gadovaas, süße rote Neener und was weiß ich nicht noch alles. Wenn unsere Quarantäne aufgehoben würde, dann könnten wir vielleicht etwas davon an Stardock oder die anderen Schiffe verkaufen oder tauschen. Aber ich habe mich bereits umgehört: Alle haben zuviel produziert. Und alle haben die gleiche Entschuldigung: Sie versuchen, endlich fertig zu werden.«
    »Fertig zu werden?« fragte Gatineau unschuldig.
    »Von welchem Planeten kommen Sie denn?« fragte Stolchak beißend. »Sie füllen ihre Vorratskammern auf… für den Fall einer Beschädigung im Kampf. Sehen Sie sich doch um! Wenn unsere Hülle über zwei Sektoren hinweg bricht, verlieren wir Nahrungsmittel für einen ganzen Monat und mindestens zehn Prozent unserer Sauerstoffregenerierungskapazität. Also müssen wir sicherstellen, daß unsere Speicher voll sind – nur für den Fall. Man kann nicht in den Krieg ziehen, bevor die Ernte in der Scheune ist. Niemand kämpft mit leerem Magen. Verstehen Sie? Die Farm ist der allerwichtigste Bestandteil des gesamten Schiffs. Kennen Sie die Geschichte des Überfalls auf Marathon? Wissen Sie, was das erste war, das Korie hinterher getan hat? Er kam hier zur Farm heraus und pflanzte Bohnen. Er wußte Bescheid. Er tat, was notwendig war, um das Schiff wieder nach Hause zu bringen. Sehen Sie, das ist die Regel Nummer eins: Das wichtigste ist, sich um die Farm zu kümmern.« Sie seufzte und faßte einen Entschluß. »In Ordnung, passen Sie auf. Lassen Sie uns diese Roboter anwerfen und sehen, ob sie bis zum Mittagessen fertig sind. Es sind die beiden letzten Roboter, die wir auf der Farm haben. Korie hat die anderen vier bei der Sam Houston gegen ein externes Hüllensicherheitsnetzwerk, eine Klasse II Replikationsmaschine und eine weitere Aufführung von Dixie eingetauscht. Jesses, wenn das so weitergeht, dann hasse ich das Lied bald.« Sie drehte sich wieder zu ihren Erdbeeren um und brummte weiter. »Na gut. Wir werden welche einmachen und außerdem Sirup pressen. Den Rest werden wir gefriertrocknen. Die Mannschaft wird die nächsten drei Monate Erdbeerkuchen mit Fruchtsirup zu essen bekommen. Sie werden

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