Inmitten der Unendlichkeit
Hochzeitsreise. Ihre neuen Aufgaben begannen schon drei Tage nach der Hochzeit.
Kories neue Aufgabe war der Einbau der Hakenapparaturen in die Singularitätskäfige. Und weil zunehmend Mangel an höheren Dienstgraden herrschte, wurde er nach weniger als einem Monat zum Gruppenleiter ernannt. Innerhalb drei Monaten war er für die Singularitätsproduktion des gesamten Werftarms zuständig.
Als er zum ersten Mal ein Schwarzes Loch in einem Singularitätskäfig einrichten mußte, da hatte er so viel Angst, einen Fehler zu machen, daß er in der Nacht davor dreimal hochschreckte.
Aber seine Mannschaft folgte den Prozeduren, die sie so sorgfältig geübt hatte, und die Installation verlief fehlerlos wie aus dem Lehrbuch. Irgendwann hatte Korie zweiunddreißig Singularitäten eingebaut, mehr als jeder andere Gruppenleiter vor ihm.
Dann wurde er zu den Netzwerken versetzt, und noch später zu der Abteilung, die für die Kommandozentralen verantwortlich war. Zu dieser Zeit befand sich ihr erstes Kind bereits im Inkubator, und Samen und Eier für die folgenden hatte man auch schon entnommen.
Mit dreiundzwanzig war Jon Korie für die Generalabnahme ganzer Sternenschiffe verantwortlich. Unter ihm arbeiteten sechzehn Teams, und er hatte mehr als einhundert Schiffe persönlich freigegeben. Er verbrachte noch immer zehn Stunden in der Woche zusammen mit Carol bei der Arbeit auf den Farmen, wo sie hinterher zusammen duschen konnten. Keiner von beiden wußte, welchen Ruf sie in der Zwischenzeit erlangt hatten, bis Korie eines Tages in der Inneren Hülle eines Schiffs eine Kinderwiege mit zurückgeschlagenen Decken fand. Der designierte Kapitän des Schiffs gab kleinlaut zu, daß er zwar nicht abergläubisch sei, aber seine Mannschaft das Schiff nicht als raumtüchtig betrachtete, bevor Jon Korie und seine Frau die entsprechenden Zeremonien nicht persönlich abgehalten hätten.
Die Forderung machte Korie gehörig verlegen, aber schließlich erklärte er sich unter einer Bedingung einverstanden: Der Vollzug hatte im Hyperraum stattzufinden. Es wurde eine außergewöhnliche Erprobungsfahrt. Auch Admiral Coon befand sich an Bord, und er war von Kories Verständnis der technischen Zusammenhänge so beeindruckt, daß er ihm eine sofortige Aufnahme in die Offiziersschule anbot. »Aufgrund Ihrer hervorragenden Ergebnisse in den Fertigungsanlagen können wir Sie in eine beschleunigte Ausbildung stecken. In zwei Jahren dienen Sie bereits auf einem Schiff, und in sechs Jahren sind Sie selbst Kapitän.« Korie sagte sofort zu – ohne vorher mit seiner Frau darüber zu reden. Beinahe hätte es ihn seine Ehe gekostet.
Carol war von der Vorstellung entsetzt, daß ihr Mann zur Raumfahrt wollte, und sie hatte recht. Außerdem war sie wütend, daß er seine Entscheidung getroffen hatte, ohne sich vorher mit ihr abzusprechen – und offensichtlich ohne auch nur einen Gedanken an ihre Wünsche zu verschwenden. Sie würden bald ein Baby haben; das Ei war befruchtet, das Embryo wuchs heran, der Tag der Dekantierung stand bereits fest, und die Party war geplant. Sie hatten Geld nach unten überwiesen für ein Haus, das bis zu ihrer Rückkehr auf die Oberfläche fertiggestellt sein sollte. Sie hatten ein gemeinsames Leben geplant.
Jon Korie fiel vor seiner jungen Frau auf die Knie und bat um Vergebung. Das war alles, was er sagen konnte.
Keine Worte der Entschuldigung oder Reue, um den Schaden wiedergutzumachen. Er konnte sie nur bitten zu verstehen, wie sehr er sich gewünscht hatte, zu den Sternen zu fliegen. Sein ganzes Leben hatte er auf die Chance gewartet, auf einem Raumschiff zu dienen.
Carol Jane Korie war eine bemerkenswerte Frau. Sie zog ihren Mann auf die Füße und ohrfeigte ihn heftig. Dann sagte sie: »Zukünftige Raumschiffkapitäne bitten nicht. Niemanden. Sie treffen ihre Entscheidungen und stehen dazu. Und jetzt… sei ein Kapitän, berichte mir, wie du dich entschieden hast, und frage mich gefälligst, ob ich bei diesem Unternehmen deine Partnerin sein möchte.«
Und nachdem er ihrem Wunsch nachgekommen war, fiel sie ihm in die Arme und sagte: »Glaubst du wirklich, ich wüßte nicht, wovon du träumst, du Dummkopf?«
»Ich hatte Angst, du könntest nein sagen.«
»Wenn ich jemals nein zu dir sagen würde, Jon Thomas Korie – wenn ich jemals etwas sagen würde, das dich davon abhalten würde, zu den Sternen zu fliegen… du würdest mir nie verzeihen. Wir wären nie wieder Partner, und unsere Ehe stünde nur noch auf dem
Weitere Kostenlose Bücher