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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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Initiative zu beurteilen und zu sehen, ob er ein Kapitän wie Margaret Faslim-Arub oder ein Kapitän wie Sam Lowell werden würde.
    So lautete jedenfalls die Planung. Unglücklicherweise spielten die darauffolgenden Ereignisse nicht dabei mit.
    Die Morthanische Dritte Flotte folgte der LS-1187 zum vereinbarten Treffpunkt und griff den Seidenstraßenkonvoi in dem Augenblick an, als er sich in der Nähe einer kleinen, öden Welt namens Marathon formieren wollte.
    Kapitän Lowell fand zusammen mit achtzehn weiteren Besatzungsmitgliedern den Tod, und die LS-1187 wurde im Verlauf des Überfalls schwer beschädigt und trieb als Wrack im Raum. Ohne Energie. Ohne Gravitation. Ohne Kapitän. Und mit kaum genug Sauerstoff und Lebensmitteln an Bord, um die dringendsten Reparaturen erledigen zu können.
    Unter Jon Kories Führung kroch die LS-1187 nach Hause, aber die Fahrt dauerte langer als ein halbes Jahr. Und als sie endlich bei Stardock angekommen waren, beschimpfte man sie als Jonas.
    Man gab ihnen die Schuld an dem Marathon- Desaster und dem seither überall tobenden Krieg. Drei morthanische Flotten waren über den Abgrund gekommen und hatten in der Zwischenzeit ganze Welten ausgelöscht.
    Einschließlich Shaleen.
    Und Carol.
    Und seiner beiden Kinder. Timmy und Robby.
    Tot. Alle tot.
    Korie tat, was er immer getan hatte, wenn seine Emotionen außer Kontrolle zu geraten drohten: Er stürzte sich in seine Arbeit und wartete darauf, daß der Sturm vorüberziehen würde.
    Aber er zog nicht vorüber.
    Er würde niemals vorbei sein.

 
Feindberührung
     
     
    Drei Tage lang arbeiteten sie verzweifelt. Die Lage erschien allen eigenartig vertraut. Sie hatten schon einmal in einer ähnlichen Situation gesteckt. Sie kannten das Gefühl.
    Das Schiff trieb manövrierunfähig im All. Die Antriebe blieben abgeschaltet. Keine Gravitation, kein Licht, kein Harlie.
    Zögernd hatte der Leitende Ingenieur einen Teil des Kiels, die Zentrale und die Brücke, das Offiziersdeck und die Messen wieder unter Atmosphärendruck gesetzt. An jedem Ende hatte er improvisierte Luftschleusen aufgestellt, nicht mehr als eine Reihe von Membranen, durch die man sich hindurchpressen mußte. Sie boten zumindest schnellen Zugang nach drinnen und draußen. Die Mannschaft kam nur zum Essen herein, oder um sich für die kurzen Ruhezeiten an einem Schott oder einer Strebe festzuschnallen und ein wenig zu schlafen. Einige schliefen sogar draußen in ihren Raumanzügen. Alle arbeiteten rund um die Uhr. Essen und Schlafen waren die einzigen Unterbrechungen, die stattfanden.
    Drei Trupps gingen durch das Schiff und waren nur mit Notfall-Dekontaminationen beschäftigt. Der Kobold blieb unsichtbar.
    Ein anderer Trupp nahm den Tender und ging nach draußen, um die treibenden Torpedos zu bergen. Sie brachten drei zurück und sicherten sie an der Dockplattform. Dann sicherten sie auch den Tender an der Plattform und richteten die Torpedos so ein, daß ihre Hyperstatussimulatoren auf die Singularität im Käfig des Täuschkörpers gerichtet waren. Dann zapften sie die Energieversorgung Dollys an und verbanden sie mit den Kontrollen des Tenders, genau wie die Kontrollen der Torpedos.
    Sie konnten ihre Arbeit natürlich nicht testen – jedenfalls nicht, ohne eine größere Hyperraumwelle zu erzeugen, die der Feind sofort geortet hätte. Es gab keine Möglichkeit festzustellen, ob ihre Konstruktion im Ernstfall wie geplant funktionieren würde.
    An Bord der Sternenwolf arbeitete die Mannschaft fieberhaft weiter. Die Raumanzüge waren hinderlich. Die Schwerelosigkeit war hinderlich. Ihre eigene zunehmende Erschöpfung war hinderlich. Alles dauerte dreimal so lange wie normal. Nur Adrenalin hielt sie noch wach. Die Angst ließ sie ständig auf die Uhren blicken. Die Zeiger rasten nur so über die Zifferblätter. Sie saßen im Zentrum einer sich mit Lichtgeschwindigkeit in alle Richtungen ausdehnenden Kugel aus Radiowellen. Wie gründlich hatten die Morthaner den Raumsektor mit Sonden überschwemmt? Harlie hatte geschätzt, daß ihnen weniger als drei Tage bleiben würden, bis die erste Sonde die Radiowellen entdeckte. Die Sonde würde unverzüglich ein Hyperraumsignal absenden. Und wie lange würde es von diesem Augenblick noch dauern, bis die Kriegsschiffe sich wie Haie auf sie stürzen würden? Einen weiteren Tag. Vielleicht auch zwei.
    Aber Harlie war abgeschaltet, genau wie alle Ortungsapparaturen. Sie besaßen keinerlei Möglichkeiten, das Hyperraumsignal der Sonde zu

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