Inmitten der Unendlichkeit
orten. Folglich konnten sie auch nicht herausfinden, wann genau sie entdeckt worden waren. Es konnten drei Tage her sein. Es konnten aber auch – mit viel Glück – dreizehn sein. Vielleicht würde man sie auch nie entdecken. Sie würden es erst wissen, wenn eine passive Linse das erste feindliche Schiff meldete. Sie arbeiteten noch fieberhafter.
Die letzte Stunde des dritten Tages ging vorüber wie ein Nierenstein. Sie dauerte ewig. Alles schien erstarrt zu sein. Die Mannschaft leistete Schwerstarbeit. Und sie hatten den Kobold noch immer nicht gefunden.
Der vierte Tag brach an. Die Chancen verschlechterten sich stündlich. Die morthanischen Schlachtschiffe würden bald hiersein. Korie ging nach draußen zum Tender und überprüfte die Kontrollen. Alles war im grünen Bereich. Er schob einen Speicherchip in den Kartenleser und kopierte den letzten Satz von Programmen in die schwache Rechnerintelligenz des Tenders. Er hatte nicht gewagt, die Dateien über eine Leitung zu senden; das Netzwerk auf der anderen Seite war immer noch nicht dekontaminiert worden. Der Tender hatte unter allen Umständen viren- und nanofrei zu bleiben.
Er startete ein Virenkillerprogramm und beobachtete die Schirme. Die Dateien waren nicht infiziert worden. Der Tender war einsatzbereit.
Kories Finger zuckten nervös. Am liebsten hätte er die Maschinen augenblicklich hochgefahren.
Am liebsten hätte er augenblicklich einen Blick durch die Hyperraumlinsen geworfen. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt. Er hielt sich zurück. Das Risiko war einfach zu groß. Es wäre ein Fehler. Jede Stunde, die ereignislos verstrich, zählte für ihre Seite. Aber… er konnte zumindest Simulationen durchführen.
Die »Simulationen« waren nur primitive, von Korie selbst geschriebene Übungen; Harlie hätte sicherlich viel ausgereiftere Programme erzeugt – aber sie durften es nicht riskieren. Nicht, bevor der verdammte Kobold nicht gefunden und vernichtet war. Und selbst dann mußten sie vorher noch eine zusätzliche Dekontamination durchführen. Aber es spielte keine Rolle. Korie benötigte keine ausgeklügelten Simulationen. Jedenfalls nicht für diese Sache.
Korie schreckte hoch, als sein Sauerstoffalarm losging. Er hatte nur noch für dreißig Minuten Atemluft. Er war eingeschlafen. Zweieinhalb Stunden. »O Scheiße!« fluchte er. Er hatte nicht so lange ausruhen wollen. Er schnallte sich von seinem Sitz los und machte sich auf den Rückweg zur Sternenwolf.
Dort ersetzte er im Frachthangar die fast leeren Sauerstofftanks und machte sich anschließend auf den Weg zum Maschinenraum.
Der Leitende Ingenieur überwachte die Reinstallation des letzten Singularitätshakens. Korie schwebte zu ihm. »Wie sieht’s aus?« wollte er wissen.
Leen schüttelte den Kopf. »Wenn es funktioniert, dann hab’ ich mir den Heisenbergpreis verdient.«
»Sind Sie sicher?« fragte Korie.
»Ersparen Sie mir die alten Kalauer«, erwiderte Leen säuerlich.
»Tut mir leid«, sagte Korie. »Wenn es Ihnen hilft – ich habe Sie bereits auf meine Liste für schriftliche Belobigungen gesetzt.«
»Ein guter harter Drink wär’ mir lieber.«
»Auch das läßt sich einrichten. Sie haben zwei Kanister mit Sternenschein hinter den Filtern versteckt. Sobald im Schiff wieder atembare Atmosphäre herrscht, können Sie einen aufmachen.«
Leen starrte Korie entgeistert an. Es war schon beinahe unheimlich, wie gut Korie sich mit Leens Inventar auskannte. Korie ignorierte Leens Blick.
»Der Sternenschein lagert beinahe zwei Wochen. Das sollte reichen, meinen Sie nicht auch? Und jetzt erzählen Sie mir, wie weit Sie mit dem Hyperraumantrieb sind.«
»Wir können nicht testen«, antwortete Leen mit hochrotem Kopf. »Ich weiß nicht, ob er funktionieren wird. Wir mußten alles manuell erledigen. Wir mußten die verdammten Haken selbst justieren und mit Klammern sichern. Wir haben sie mit Lasern justiert. Vielleicht halten sie. Die Sichtprüfungen waren jedenfalls positiv. Wir überprüfen im Augenblick die Feinjustage, aber ich glaube nicht, daß wir hier auch ein so gutes Ergebnis bekommen. Sollte mich jedenfalls überraschen. Und da es keinen Weg gibt, den Fokus genauer zu setzen, können wir die Kalibrierung sowieso vergessen. Wir haben unsere letzten Ventrikulatoren verloren, als die Fallen hochgingen. Wir wagten nicht, sie vorher zu entschärfen, weil das Verdacht bei unserem blinden Passagier erweckt hätte. Vielleicht wäre auch eine Toter-Mann-Schaltung ausgelöst worden. Und
Weitere Kostenlose Bücher