Inmitten der Unendlichkeit
Solidarität nicht tiefer in alliiertes Gebiet vordringen. Stardock bietet einen hervorragenden Stützpunkt für Flankenangriffe auf ihre Nachschublinien. Stardock war die ganze Zeit über das Ziel. Jeder weiß das.«
»Nun, wenn das so ist – warum schicken sie dann ihre Flotte nach Taalamar?«
»Das ist eine sehr gute Frage, Mister Gatineau«, sagte Korie. Er streckte sich erneut, diesmal jedoch als Vorspiel zu seinen nächsten Worten. »Meiner Meinung nach ist der Überfall auf Taalamar nur eine Finte, um uns abzulenken. Ich denke, daß eine andere Flotte in der Zwischenzeit überall Sonden absetzt. Und unser kleiner Kobold wird den Sonden behilflich sein, Stardock aufzuspüren, indem er ihnen ein Signal schickt. Wenn die Sonden in Entfernungen von vier oder fünf Lichttagen verteilt sind, dann dauert es nicht allzu lang, bis das Signal empfangen wird.« Nach einer Pause fügte Korie hinzu: »Und da wir nun nirgendwo mehr hinfliegen werden, gibt es auch keinen Grund mehr für weitere Sabotageakte, oder? Ich könnte wetten, daß die Häufigkeit von versagender Ausrüstung dramatisch sinkt. Irgendwelche Kommentare? Fragen?«
»Nun, Sie haben den offensichtlichen Teil herausgefunden«, meldete sich Brik.
»Vielen Dank, Mister Brik«, sagte Korie und lächelte kläglich. »Es ist schön, daß ich mich immer darauf verlassen kann, daß Sie die Dinge in einem angemessenen morthanischen Licht sehen.«
»Er kontrolliert die Lage«, erklärte Brik ungerührt. »Angenommen, der Kobold hat einen Weg gefunden, das autonome Nervensystem anzuzapfen. Dann ist das gesamte Schiff verseucht. Und dann gibt es nichts an Bord der Sternenwolf, das dem Kobold entgeht oder das er nicht herausfinden könnte. Wir können keinen Plan schmieden, ohne daß er Wind davon bekommt. Wir können nur das tun, was er uns erlaubt. Wenn wir etwas anderes versuchen, versagt unsere Ausrüstung. Also haben wir überhaupt keine freie Wahl. Theoretisch sind wir vollkommen paralysiert.«
»Und das nennen Sie Plan?« fragte Korie leicht überrascht.
»Natürlich nicht«, erwiderte Brik. »Ich sagte theoretisch.«
»Fahren sie fort.«
»Es ist ein Logikproblem. Morthanische Logik. Weiß er, daß wir es wissen? Wir müssen davon ausgehen, daß er es weiß, selbst wenn das nicht der Fall ist. Tun wir also so, als ob wir nichts wüßten, damit er nicht herausfindet, was er wahrscheinlich schon längst weiß!«
Er machte eine Pause, während der seine Zuhörer versuchten, seine Worte in ihre eigene Logik zu übersetzen.
Leen war der erste, der sich zu Wort meldete. Er schnaubte. »Mit dieser Mannschaft? Und diesem Schiff? Wenn wir so tun, als wäre alles normal an Bord der Sternenwolf, dann wissen sie sofort, daß etwas nicht stimmt. Und dann weiß es auch der Kobold.«
»Genau das ist die nächste Frage«, sagte Korie, der bereits weitergedacht hatte. »Wenn er weiß, daß wir Bescheid wissen, und wenn wir nicht geheimhalten können, was wir wissen – macht es dann überhaupt Sinn, es zu versuchen? Was geschieht, wenn wir der Mannschaft sagen, daß wir ein Problem an Bord haben? Was bringt uns das?«
»Eine neue Form von Paranoia«, sagte Brik.
»Es gibt der Mannschaft etwas, auf das sie sich konzentrieren könnte«, sagte Leen.
Korie blickte ihn fragend an. »Mister Leen?«
Leen zuckte die Schultern, was in der Schwerelosigkeit gar nicht so einfach war. »Etwas, das sie hassen können. Als ich ein Kind war, haben wir Ratten gejagt. Keine echten Ratten. Wir nannten sie nur so. Unsere Ratten waren zwei Meter lang. Sie hielten uns von Schwierigkeiten fern, und wir hatten etwas zu tun. Aber sie machten uns nicht wirklich satt.« Er wandte sich an Brik: »Das ist der Grund, weswegen ich vorhin gefragt habe.«
»Ich habe Innen doch gesagt, daß ich es nicht weiß«, erwiderte Brik. »Aber ich helfe Ihnen natürlich gerne, es selbst herauszufinden, wenn es für Sie so wichtig ist.«
»Meine Herren!« mischte sich Korie ein und brachte die Diskussion wieder zurück auf das Thema. »Wir sollten davon ausgehen, daß es an Bord der Sternenwolf keinerlei Privatsphäre mehr gibt. Und vielleicht noch nicht einmal an Bord dieses Beibootes. Wir sollten uns nicht darauf verlassen, daß diese Unterhaltung geheim ist. Vielleicht steckt der Kobold hinter einem dieser Paneele – sollten wir das Boot auseinandernehmen, bevor wir weitersprechen?«
Gatineau blickte sich nervös in der Kabine um. Den anderen schien der Gedanke weniger Sorgen zu bereiten.
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