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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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Ist es möglich, daß wir ihn überfordern? Worauf ich hinauswill: Zeigt er echtes Bewußtsein?«
    Brik antwortete nicht sogleich. Er dachte über mehr nach als nur die unmittelbare Frage Kories.
    Schließlich sagte er: »Zeigt irgend jemand von uns echtes Bewußtsein? Wie viele von uns sind programmiert? Wie viele von uns sind so programmiert, daß sie glauben, wir wären nicht programmiert? Was bedeutet eigentlich Bewußtsein, Mister Korie? Beantworten Sie mir meine Fragen, dann kann ich Ihnen die Ihre beantworten.«
    »Das ist das moralische Dilemma, in das wir mit der Harlie-Serie gerutscht sind. Die Fragen sind noch immer nicht zufriedenstellend beantwortet«, erwiderte Korie.
    »Ja, aber es hält uns trotzdem nicht davon ab, die Harlies zu benutzen«, bemerkte Leen trocken.
    »Schon gut, schon gut.« Korie hob die Hand. »Ich habe eine Idee. Sie werden schon sehen, warten Sie nur. Ich will es einmal so formulieren… Als ich noch in der Grundschule war, gab es eine Menge Programmierkurse. Programmierunterricht ist die beste Methode, um Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln. Egal. Einer meiner Klassenkameraden begann eine längere Arbeit. Ein Schachprogramm. Er bat mich, es für ihn zu spielen und zu testen. Ich entdeckte einen sehr interessanten Fehler – nun hören Sie schon auf, mich so eigenartig anzustarren, Mister Leen. Sie werden gleich verstehen, worauf ich hinauswill.
    Wenn Sie Schach kennen, dann wissen Sie, daß es dabei um strategische Positionen und potentielle Bedrohungen geht. Sie ziehen Ihren Läufer, um den Springer Ihres Gegners zu bedrohen, und er zieht seinen Läufer, um die Figur zu decken. Sie wissen, daß er Ihren Läufer schlagen wird, wenn Sie seinen Springer schlagen. Also ziehen Sie Ihren Bauern und greifen damit ebenfalls an, und er zieht seinen Springer weg, um ihn zu schützen. Sie ziehen den zweiten Läufer herbei, und er bewegt seinerseits einen Bauern. So geht es immer weiter, und beide Seiten versuchen, mehr angreifende Figuren als die andere in Position zu bringen, bis schließlich eine Seite einen möglichen Vorteil erlangt und ihn ausnutzt. Schach ist ein verschlungenes Netz von einander entsprechenden Angriffs- und Verteidigungszügen.«
    »Und was wollen Sie damit sagen?« unterbrach ihn Leen.
    »Das Programm meines Klassenkameraden war begrenzt. Nachdem ich die dritte Figur in Angriffsposition gezogen hatte, schien das Programm das Interesse an diesem Bereich des Spielfelds verloren zu haben. Es machte einen Zug irgendwo in einer ganz anderen Ecke, der überhaupt nichts mit dem Geschehen an der kritischen Position zu tun hatte. Und dieser Fehler war reproduzierbar. Als ich dem Programmierer den Fehler zeigte, erschrak er. Es dauerte eine ganze Weile, bis er den Fehler in der Programmlogik entdeckt hatte. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Die Art und Weise, wie er sein Programm entwickelt hatte. Er hat einfach nicht damit gerechnet, daß es sich mit mehr als drei Bedrohungen gleichzeitig würde auseinandersetzen müssen. Und als sich sein Programm dann einer dreifachen Bedrohung gegenübersah, konnte es nichts mehr damit anfangen.«
    »Ziemlich schwache Programmierung«, brummte Leen.
    »Da haben Sie recht«, erwiderte Korie ironisch. »Von einem Achtjährigen, der sein erstes Schachprogramm schreibt, sollten wir wirklich mehr erwarten können. Egal. Jedenfalls frage ich mich die ganze Zeit, wie flexibel der Kobold programmiert ist. Sein Gehirn kann nicht allzu groß sein, oder? Ich meine, vielleicht sind wir durch unsere Erfahrungen mit Cinnabar so traumatisiert, daß wir als selbstverständlich annehmen, sein Kobold wäre ebenso gerissen? Und was, wenn das nicht stimmt? Was, wenn es nur eine beschränkte Anzahl von Bedrohungen gibt, die er verarbeiten kann?«
    »Wie wollen Sie das herausfinden?« fragte Brik. »Und was, wenn Sie sich irren?«
    »Es ist Schach«, entgegnete Korie. »Sie finden es heraus, indem Sie es spielen. Hmmm.«
    »Sie wollen ein Schachbrett in der Inneren Hülle aufstellen?«
    »Das ist gar keine schlechte Idee. Mister Leen? Wie viele Schachspiele können Sie in den nächsten sechs Stunden herstellen?«
    Verdrießlich erwiderte Leen: »Wie viele benötigen Sie?«
    »Tausend?«
    »Sie sind verrückt!«
    »Sie mögen recht haben. Aber der Kobold ist es auch. Er ist ein Morthaner. In seinen Handlungen steckt eine Menge Selbstgefälligkeit. Lassen Sie uns herausfinden, wieviel. Wir beginnen mit zehn Schachbrettern. Wenn er anbeißt, dann stellen

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