Innenhafen
Duisburger Innenhafen verlegt, ebenso Hitachi. Andere Gebäude gehörten mit Sicherheit dem Land – so auch die der Landeszentrale für Polizeidienste. Ich erfuhr, dass ich in einem Gebäude arbeitete, das nach neuesten ökologischen und energietechnischen Gesichtspunkten gebaut worden war. Solarfassade, regenerative Energieversorgung, keine Kunststoffe, sondern Naturmaterialien, Regenwassernutzung für die Toiletten. Wow. Und ich mittendrin als Nutznießer modernster Bürotechnik!
»Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?«, sang ich nachdenklich, reckte mich ausgiebig und ging in die Küche, um Frühstück zu machen.
»Also, ich bin dann mal weg.« Max drückte mir einen Kuss auf die Lippen und zog mich an sich. »Du kommst doch allein klar?«
»Sicher doch«, sagte ich verwundert.
»Nicht, dass ich dich wieder aus den Fängen irgendeines Köters retten muss«, sagte Max grinsend. »Pass auf dich auf, Toni, und …«, er zögerte kurz, »spätestens zum Wochenende bin ich ja wieder da.« Es klang so, als habe er eigentlich etwas anderes sagen wollen, etwas wie »und mach keinen Unsinn«.
Max würde die Woche bei seinem Kumpel Wolfgang in Norddeutschland verbringen. Der war seit nunmehr anderthalb Jahren auch sein Geschäftspartner. Während Wolfgang für die System- und Softwareberatung zuständig war, bot Max Sicherheitsprüfungen der firmeneigenen Netzwerke und Software an. Und Wolfgang hatte mal wieder einen dicken Fisch für Max an der Angel. Das funktionierte besser als erwartet. Viel besser als erwartet. So gut, dass wir uns streckenweise kaum noch zu Gesicht bekamen.
»Mach dir mal keine Sorgen.« Ich versuchte, meiner Stimme einen lockeren Klang zu geben. Aber der Traum aus der vergangenen Nacht war plötzlich wieder unangenehm präsent. Ich räusperte mich. »Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich pass schon auf mich auf.«
»Dann fahre ich mal«, brummelte Max. »Lass dich nicht von den beiden Catos tyrannisieren.«
Das Thema funktionierte immer. »Keine Bange, ich habe alles im Griff. Selbst die Katzen.« Lachend winkte ich ihm hinterher.
So ganz sicher war ich mir dabei allerdings nicht.
* * *
»Kurts Tochter Bettina.« Volker legte der jungen Frau locker den Arm um die Schultern, während er nun mich vorstellte. »Bettina, das hier ist Toni. Sie ist mit deinem Vater und mir in eine Klasse gegangen.«
Bettina nickte stumm. Englisches Blut, assoziierte ich, während ich sie neugierig betrachtete. Ganz zart. Ganz hell der Teint, fast durchscheinend.
»Toni ist so etwas wie eine Privatdetektivin. Sie hat bereits drei Morde aufgeklärt, bei denen die Polizei ziemlich im Dunkeln tappte. Außerdem hat sie ein junges Mädchen aufgespürt, das spurlos verschwunden war.«
»Echt?« Auch ihre Stimme war zart, ein Hauchen nur.
»Er übertreibt völlig«, wehrte ich ab. »Ich hatte einfach Glück.«
»Hm. Vielleicht hast du ja dieses Mal auch Glück. Toni hat ein paar Fragen an dich, Bettina.«
Nun also war ich an der Reihe. Definitiv. Ich betrachtete sie noch einmal nachdenklich. Wirklich verdammt zerbrechlich, das Mädchen. Eine, die Beschützerinstinkte weckte, selbst in mir. Es musste schwer für Kurt gewesen sein, sie allein großzuziehen.
»Ja, also, ich bin Toni.« Ich zögerte, wusste nicht so recht, wie ich weitermachen sollte. »Ich will nicht behaupten, dass ich deinen Vater gut gekannt habe. Nach dem Abitur haben wir uns relativ schnell aus den Augen verloren. Dennoch hat es mich ziemlich geschockt, was da passiert ist.« Ich räusperte mich. Suchte Volkers Blick. Der nickte aufmunternd. »Ich meine, ich mochte ihn immer gern, deinen Vater. Er war manchmal vielleicht ein bisschen albern, aber er«, ich räusperte mich erneut, »war ein echt netter Kerl.«
»Er hat mal von Ihnen erzählt.«
»Wirklich?« Damit hatte ich nicht gerechnet. »Aber ich fände es schön, wenn du mich Toni nennst. Ansonsten muss ich dich auch siezen.«
Sie sah mich ernst an. Dann lächelte sie. »Gern. Also dann Toni.«
»Volker hat mir erzählt, dass dein Vater in letzter Zeit sehr … aufgeregt war. Er war wohl auf etwas gestoßen, was ihm absolut nicht in den Kram gepasst hat, hat von einer Sauerei gesprochen.«
Erneut huschte ein Lächeln über Bettinas Gesicht. »Ach ja«, sagte sie mit einer wegwerfenden Geste. »Eigentlich hat er sich ständig über irgendetwas aufgeregt. Ich habe irgendwann gar nicht mehr richtig hingehört.« Dann wurde sie wieder ernst. »Hätte ich besser zugehört,
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