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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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nass.«
    »Danke, geht schon«, sagte ich stur.
    »Ganz rum muss ja auch nicht sein«, gab er nach. »Man kann die andere Seite von hier aus ganz gut sehen. Aber lass uns noch mal ein Stück in die andere Richtung gehen.«
    Ich nickte und kehrte dem Brachland den Rücken zu.
    Wir gingen jetzt zügig, zurück an Küppersmühle und Legoland vorbei und weiter in Richtung Schwanentor.
    »Was ist das da für ein komischer Bogen?« Volker wies auf die Steintreppen, die halbkreisförmig die gesamte Biegung des gegenüberliegenden Hafenbeckens umfassten.
    »Das ›Eurogate‹«, wusste ich zu berichten. »War ein Flop. Es wurde nicht gebaut, bislang jedenfalls. Zu mehr als diesen komischen Riesentreppen hat es nicht gereicht.«
    »Warum?«
    »Ich glaube, die Investoren sind abgesprungen. Daneben ist auf jeden Fall die Marina, der Jachthafen. Deshalb heißt der Gebäudetrakt dahinter auch ›Five Boat‹.«
    »Eine Marina in Duisburg? Na, da kommt ja richtig Urlaubsstimmung auf«, spöttelte Volker. »Links daneben wird aber auch noch was hochgezogen.«
    »Ja«, bestätigte ich lapidar. »Mein Arbeitgeber baut hier. LZPD2, so heißt das Ding. Das LZPD1 liegt weiter vorne, am Hafenzubringer gewissermaßen, in anderer Richtung vom Schwanentor aus.«
    »LZPD?«, fragte er misstrauisch.
    Ich warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Landeszentrale für Polizeidienste«, bestätigte ich ernst. Dann grinste ich ihn an. »Keine Panik. IT, nicht Bulle. Ich habe gerade Urlaub. Und petzen tue ich auch nicht. Konnte ich noch nie ausstehen.«
    Wir erreichten das Schwanentor, eine Brücke mit zwei turmartigen Flanken am westlichen Innenhafen. Der leichte Nieselregen hatte sich zu einem steten Landregen ausgewachsen. Nur, dass wir nicht auf dem Land waren, sondern mitten in der Stadt. In Windeseile klebten mir die Haare am Kopf.
    »Nun komm gefälligst unter den Schirm, ich beiß schon nicht.« Auffordernd hielt Volker mir den Ellenbogen hin.
    Ich gab nach und hakte mich ein. Schweigend durchquerten wir die Innenstadt. Meine Jeans war durchweicht, als wir mein Auto erreichten.
    »Was machen wir als Nächstes?«
    »Nachdenken«, schlug ich vor. »Mit Bettina reden. Vielleicht weiß sie was.«
    Volker nickte. »Und Kurts Wohnung unter die Lupe nehmen?«
    »Ja. Aber alles nicht mehr heute. Ich will jetzt eine heiße Dusche und was Trockenes zum Anziehen. Soll ich dich irgendwo absetzen?«
    »Nicht nötig, ich parke gleich um die Ecke.«
    Wir verabredeten uns für den kommenden Vormittag vor Bettinas Wohnung im Duisburger Wasserviertel. Dann stürzte ich mich in den beginnenden Feierabendverkehr auf der A 40.
    * * *
    »Was ist mit diesem Volker?«
    »Was meinst du, ist mit Kurti passiert?«
    »Ich habe zuerst gefragt.« Max nahm einen Schluck Bier. Den Schaum auf seiner Oberlippe bemerkte er nicht.
    Unwillkürlich dachte ich an die beiläufig sinnliche Geste, mit der Volker sich den Schaum abgewischt hatte. Und ärgerte mich, dass ich überhaupt daran denken musste.
    »Und das mit dem Kurt kann ich dir ohnehin nicht beantworten«, fuhr Max fort.
    »Aber ich?«, knurrte ich gereizt.
    Wir saßen in meinem Wohnzimmer, ich in meinem bequemen Sessel, Max mir gegenüber auf der roten Couch. Die untergehende Märzsonne hatte sich durch die aufbrechende Wolkendecke gekämpft, tastete sich durch den Garten und tauchte die kahlen Äste der kleinen Weide in zart orangerosiges Licht. Eine Amsel hüpfte über die Randsteine meiner Terrasse.
    »Ich denke schon«, sagte Max gelassen. »Zumindest, was es mit Volker auf sich hat, kannst du mir erzählen.«
    Ich beobachtete, wie die Amsel zeternd davonflog.
    »Nichts ist mit ihm.« Ich sah Max direkt in die klaren blauen Augen. »Und es war auch nie was.«
    »Aber es hätte was sein können?«
    Kluger Max! Der eigentümlich wunderbare Cordjackenmuff schwebte in meiner Nase. »Ja«, antwortete ich und verstummte.
    Max wartete. Geduldig, wie es schien. Zumindest sagte er nichts. Nippte nur an seinem Bier und sah mich an. Eine Aufforderung.
    »Volker kam erst spät in unsere Klasse«, begann ich schließlich zögernd. »Ist irgendwann mal sitzen geblieben, und seine Eltern sind dann nach Duisburg gezogen von weiß der Teufel woher.« Ich knibbelte an der Hornhaut an meinem Fuß herum. »Er war halt ein bisschen älter als die anderen. Ich fand ihn ziemlich toll.«
    »Aha.« Max lächelte versonnen in sich hinein und kraulte Clyde, der es sich neben ihm auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte.
    »Alle Mädels in

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