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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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ich der Maklerin gegenüberstand. Denn an Melanie Riemke war alles ein wenig zu viel. Haare, Zähne, Nägel, Lachen, Bein und Push-up. Brrrr. Ich schüttelte mich innerlich. An ihrer Stimme jedoch war absolut nichts zu viel. Im Gegenteil. Sie war so piepsig und dünn wie am Telefon und wirkte, als wäre dafür nichts mehr übrig geblieben nach der üppigen Ausstattung der übrigen körperlichen Attribute.
    »Ein wirklich schönes Objekt«, zirpte sie nun bereits zum dritten Mal. »Sie werden sehen.« Die Aufzugtür schloss sich mit einem dezenten Zischen hinter uns, während Frau Riemke die schwere Eingangstür aus edlem Massivholz öffnete.
    Nicht schlecht, dachte ich, als ich der Maklerin durch das sogenannte Entree folgte. Und Wow, als ich vom Dielenbereich in den Küchenbereich trat, der von Buche und gebürstetem Stahl geprägt war und von einer Kochinsel in der Größe meiner eigenen Küche dominiert wurde, über der sich eine ebenfalls stahlgebürstete trichterförmige Dunstabzugshaube befand. Eine halbhohe Theke bildete die optische Grenze zum Essbereich, der wiederum in den großzügigen Wohnbereich überging. Überall matt schimmernde, geölte Naturholzböden – englisches Parkett, ließ uns Frau Riemke wissen – und Fensterfronten, die bis zum Boden reichten.
    »Die Fenster des Wintergartens kann man komplett zur Seite schieben«, informierte sie mich. »Aber oben ist ja ohnehin noch eine herrliche Dachterrasse.«
    »Kneif mich mal«, flüsterte ich Volker zu, während wir die freitragende Treppe aus Chrom und Stahl ins obere Stockwerk hinaufstiegen.
    »Darf ich das wirklich?«, flüsterte er zurück. »Ich würde schrecklich gerne …«
    »Untersteh dich!«
    Er grinste nur. »Was meinst du, Schatz«, sagte er laut, als wir in ein begehbares Ankleidezimmer traten. »Ob das wohl für deine Sachen reicht? Es kommt mir etwas wenig vor, was hier an Schränken zur Verfügung steht.«
    »Ich glaube eher, dass es mit deinen Schuhen eng werden könnte, Herzilein«, säuselte ich und kam mir seltsam bescheuert dabei vor.
    »Das sollte wirklich kein Problem sein«, mischte sich Melanie Riemke ein und zeigte ihr Zuviel an Zähnen. »Auf der Stirnseite des Flures ist eine weitere Schrankwand eingepasst. Das ist so geschickt gemacht, dass es gar nicht auffällt. Ich zeige es Ihnen, wenn wir wieder hinuntergehen.« Sie öffnete die Tür zu einem Schlafraum, der bestimmt fast so groß wie meine gesamte Wohnung war und von einer hohen Fensterfront dominiert wurde. »Natürlich haben die Fenster elektrische Jalousien mit Zeitschaltuhr«, lächelte sie. »Außerdem kann man die Räume an heißen Sommertagen mit Markisen beschatten, selbstverständlich ebenfalls elektrisch.« Mit einer schwungvollen Bewegung öffnete sie die Fensterflügel und trat auf die Dachterrasse.
    Ich folgte ihr, etwas benommen von diesem Ambiente, in dem ich mich vermutlich niemals zu Hause fühlen könnte. Zu protzig, zu groß, zu …
    »Ist das nicht ein großartiger Ausblick?« Melanie Riemke heischte um Beifall.
    Pflichtschuldig nickte ich.
    »Ja, wirklich sehr nett«, tönte Volker hinter mir. Seine Stimme hätte ich beinahe nicht erkannt, so versnobt war sein Tonfall.
    »Abends ist es besonders herrlich. Sie können bis zum ›Fife Boats‹ hinübersehen. Die Bauten dort sind alle wunderbar illuminiert in der Nacht.«
    Ich blieb auf der Dachterrasse, während Volker sich die technischen Daten erklären ließ. Blickte hinunter auf die Hansegracht mit ihren Holzstegen, den Seerosen und den begrünten Kanalseiten. Ließ die offene untere Etage mit ihrer edlen, geschmackvollen Ausstattung vor meinem inneren Auge Revue passieren und geriet endgültig ins Grübeln. Die Stichworte »Fußbodenheizung«, »erneuerbare Energien«, »Garagenstellplätze« und »frei von Schadstoffen« drangen zu mir herüber.
    »In was bist du da bloß hineingeraten, Kurti?«, murmelte ich. »Woher zum Teufel hattest du so viel Geld, um dir dieses Loft hier leisten zu können?« Oder hatte ich da etwas gründlich missverstanden? Vielleicht hatte Kurti sich ja einfach nur bei seiner Bank bedient und einen kräftigen Kredit aufgenommen. Seltsam war es aber so oder so. Umso mehr, als ich die Rolle des Maklerbüros nicht einschätzen konnte. Die prüften doch sonst jeden Furz, den ein potenzieller Kunde von sich gab. Das hätte ihnen doch ebenso spanisch vorkommen müssen.
    »Nun mal Butter bei die Fische«, fuhr ich Melanie Riemke denn auch an, als sie mit Volker auf die

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