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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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Dachterrasse zurückkehrte. »Kurt Olaf Türauf ist ein Angestellter der Ruhrcity-Bank. Das haben Sie doch bestimmt geprüft, bevor Sie ihn als Kunden näher in Erwägung zogen. Was mich außerordentlich wundert, denn seine Kreditwürdigkeit für ein Objekt dieser Größenordnung ist doch vermutlich eher fraglich.«
    Sie zuckte zusammen. »Woher wissen Sie …«
    »Kurt Türauf ist tot«, mischte Volker sich ein.
    Melanie Riemke blickte verwirrt von mir zu Volker. »Ach, ist er deshalb nicht zum Notartermin erschienen?«
    »Ja. Und wir untersuchen seinen Tod.«
    »Mord?«, flüsterte sie und sah uns mit großen Augen an.
    »Ja. Mord«, bestätigte Volker und senkte seinen blaugrauen Blick verschwörerisch in ihre aufgerissenen Augen.
    »Oh!« Ihre Stimme war nur noch ein Hauchen.
    Wie aufregend, ergänzte ich stumm und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. »Also: Sie haben doch gewiss überprüft, ob es bei so jemandem wie Kurt Türauf überhaupt der Mühe lohnt? Kreditwürdigkeit und so weiter und so fort, SCHUFA-Eintrag, das ganze hübsche Programm.«
    »Herr Türauf brauchte keinen Kredit aufzunehmen«, sagte Melanie Riemke. Es gelang ihr, so etwas wie Würde in ihr piepsendes Stimmchen zu legen.
    »Er hatte das Geld?«
    »Ja. Er sagte, er habe geerbt und wolle am liebsten bar bezahlen.« In ihrer Stimme schwang ein Hauch von Trotz.
    »Wie viel kostet die Prachtbude denn?«
    »Dreihundertsechzigtausend Euro.«
    »Zuzüglich Maklergebühren?«
    »Zuzüglich Maklergebühren«, bestätigte sie und zeigte ihre Zähne.
    »Und es war wirklich schon alles in trockenen Tüchern?«
    »Die Anzahlungen an den Notar hatte er bereits überwiesen, auch die an unser Maklerbüro. Und er war mit seiner Frau schon zweimal hier und hat ausgemessen.«
    Frau? Welche Frau? Das wurde ja immer mysteriöser. »Ich wusste nicht, dass er verheiratet war«, sagte ich vorsichtig.
    »Wenn ich die beiden richtig verstanden habe, stand die Hochzeit kurz bevor. Eine Dame aus Osteuropa, nicht mehr ganz jung. Aber ihr Deutsch war sehr gut.« So, wie sie das Wort Dame aussprach, hatte es einen Hauch von Unanständigkeit.
    Ach, dachte ich interessiert. Das ist ja mal eine Neuigkeit.
    »Sie haben nicht zufälligerweise Namen und Adresse der Frau?«
    »Tut mir leid.« Mit bedauernder Geste breitete sie die Hände aus.
    Na dann:  Cherchez la femme.  Wie aber sollte ich das anstellen? Ich würde meine alte Clique danach fragen.
    * * *
    Leider musste ich noch mal nach Essen zurück. Denn erstens hatte ich die Abendfütterung unserer domestizierten Raubtiere am Bein, zweitens würde ich mir in Pumps und flaschengrünem Gil-Bret-Kostüm völlig deplatziert bei meinen alten Kumpels vorkommen. Also stürzte ich mich notgedrungen in den Feierabendverkehr auf der A 40 und quälte mich gut anderthalb Stunden später wieder zurück nach Duisburg, die Haare entkleistert und in Klamotten, in denen ich mich bedeutend wohler fühlte als im Designer-Kostümchen und hochhackigen Schuhen.
    Wir trafen uns nicht am Innenhafen, sondern im guten alten »Finkenkrug« am Sternbuschweg nahe der Duisburger Uni. Mit diesem Wunsch hatte ich mich durchgesetzt.
    »Hier war ich ja seit Ewigkeiten nicht mehr.« Ines sah sich interessiert um. »Ist irgendwie heller geworden. Obwohl Tische und Stühle so aussehen wie früher. Glaube ich jedenfalls.«
    Ich zuckte die Schultern. »Komm«, forderte ich sie auf, »wir sitzen hinten im Raum in der Ecke.«
    »Ach, sind die anderen schon da?«
    Ich antwortete nicht, denn wir waren ohnehin schon auf der Zielgeraden.
    »Ach so, Volker!«, plapperte Ines weiter. Ihr Blick schnellte zwischen uns hin und her, als würde sie die Lage sondieren. »Hallo, Volker.« Eine leise Röte überzog plötzlich ihr rundes Gesicht, als sie ihn schüchtern anlächelte. Ich erkannte, was ich früher nicht gesehen hatte: Sie war in Volker verliebt, irgendwie. Eine stille Verehrerin. Und so war es früher vermutlich auch gewesen.
    »Hallo, Ines«, grüßte Volker lässig zurück.
    »Volker, genau«, bestätigte ich trocken. »Überrascht dich das? Du selbst hast ihm doch meine Nummer gegeben.«
    »Also, Gerda wollte auf jeden Fall kommen«, haspelte Ines verlegen. »Und Matthes meint, er käme gern, wenn seine Frau heute Abend zu Hause bleibt. Wegen der Kinder. Ist nämlich ihr kinderfreier Abend, einmal in der Woche.«
    »Hmm«, machte ich zustimmend.
    »Barbara wusste noch nicht, wie lange sie heute arbeiten würde. Sie ist gerade mal wieder in einer

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