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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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Weile hingen wir schweigend unseren Gedanken nach. Ich versuchte, mir die Szene bildlich vorzustellen. Es gelang mir nicht. Was war Ursache, was war Wirkung? Henne oder Ei? Was passierte zuerst, was kam danach? Ich seufzte.
    »In der Zeitung stand, der Pkw sei mit dem Truck kollidiert, vermutlich ist er ihm in die Spur gerauscht. Wodurch passiert so etwas? Hat die Lenkung versagt?«, fragte ich schließlich.
    »Kann sein. Lenkstange angesägt? Oder der Fahrer bekam einfach nur Panik, weil die Bremsen nicht griffen.«
    »Wie, warum sollten denn die Bremsen nicht greifen?«
    »Wenn man schnell fährt und abrupt bremsen will, weil man zum Beispiel die nächste Ausfahrt nehmen möchte, können die Bremsen einfach ihren Dienst versagen«, erklärte Mike geduldig. »In so einer Situation ist man unter Umständen zu schnell, um noch gescheit lenken zu können, und kann auch erst mal nicht so einfach vom Gas runter. Das sieht dann im Nachhinein so aus, als hätte die Lenkung versagt. Versagt haben aber eigentlich die Bremsen.«
    »Kann man das manipulieren?«
    »Als Laie nicht, möchte ich mal behaupten. Zumindest nicht ohne Grube. Dazu müsste man von unten an die Karre ran. Übrigens auch, wenn man die Lenkung manipulieren will.«
    »Müsste, hätte, wäre, könnte … Nichts Genaues weiß man nicht.« Ich überlegte. »Auf jeden Fall keine besonders sichere Methode, um jemanden gezielt um die Ecke zu bringen«, sagte ich schließlich langsam. »Mit Betonung auf gezielt. Zu viele unbekannte Faktoren. Wann genau fällt die Bremse aus? Wie schnell ist derjenige da gerade? Vielleicht kann er ja supergut lenken und es gelingt ihm, den Wagen langsam ausrollen zu lassen.«
    »Deshalb vielleicht zusätzlich der Brand«, sagte Mike zögernd.
    »Ja, aber wie ist es dazu gekommen? Du hast doch vorhin selbst gesagt, dass Autos nicht so einfach explodieren. Und wenn es ein Schwelbrand war, der schlussendlich durch Kontakt mit dem ausgelaufenen Benzin die Explosion ausgelöst hat, dann hätte Kurt doch Zeit genug gehabt auszusteigen, oder?«
    »Vielleicht war er bewusstlos oder so schwer verletzt, dass er das nicht mehr konnte«, schlug Mike vor.
    Ich nickte stumm. Das war alles irgendwie zu viel des Guten, noch dazu wenig plausibel. Vielleicht sollte ich mich erst mal um das Warum kümmern, wenn ich mit dem Wie nicht weiterkam. Ich seufzte, reckte mich und stand auf. »Danke für die Infos.«
    »Überleg es dir noch mal mit Holland«, rief mir Mike nach, nachdem ich mich verabschiedet hatte. »Und warte nicht wieder anderthalb Jahre, bevor du dich mal wieder blicken lässt, ja?«
    Ich lächelte, warf ihm eine Kusshand zu und schloss die Tür der Werkstatt hinter mir. Als ich mein Auto erreichte, lächelte ich immer noch. Aus meinem Rucksack fischte ich meinen kleinen Block und einen Stift und schrieb meine Adresse und Telefonnummer auf das Papier. »Kannst dich ja auch mal melden«, notierte ich, ging zurück in den Hinterhof und klemmte den Zettel unter den Scheibenwischer eines aufgebockten Kleinwagens, an dem Mike gerade zu werkeln schien.
    * * *
    »Heißa, wie siehst du denn aus!« Volker pfiff leise durch die Zähne, als er mich sah. »Respekt. Du überraschst mich immer wieder.« Er grinste mich an.
    »Nur mein Berufsoutfit für schwierige Missionen«, sagte ich und machte eine wegwerfende Handbewegung. Ich wusste, dass mir das flaschengrüne, zeitlos geschnittene Kostüm von Gil Bret gut stand und immer wieder seinen Zweck erfüllte, wenn es um einen professionellen Auftritt ging. Dennoch fühlte ich mich in Jeans bedeutend wohler.
    »Wie hast du das mit deinen Haaren angestellt?«
    »Jede Menge Schaumfestiger«, klärte ich ihn auf. »Das Zeug betoniert alles gnadenlos in Form. Allerdings juckt mir schon jetzt die Kopfhaut davon.«
    »Respekt«, sagte er wieder. »Du siehst richtig elegant aus.«
    »Aber du bist auch nicht ohne.« Anerkennend musterte ich das dezente dunkelgraue Sakko und die hellgraue Hose. Ein Seidenschlips bot farbenfrohes Kontra. »Konfirmationsanzug?«
    »Na hör mal!«, empörte er sich. »Auch ich muss ab und zu mal zu repräsentativen Anlässen. Komm jetzt, sonst ist sie wieder weg.«
    »Die wartet«, sagte ich zynisch. »Das gehört zu ihrem Job.«
    »Na dann mal los, Frau Schlosser.« Volker bot mir seinen Arm.
    »Nix Schlosser.« Ich hakte mich bei ihm ein. »Du Blauvogel. Aber mach bloß nicht zu große Schritte. Mit diesen verdammten Pumps kann ich nicht mithalten.«
    Ich war überrascht, als

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